Als ich heute morgen diesen Artikel im Netz gelesen habe, kam in mir eine ziemliche Wut hoch.
Der Artikel des Weser Kurier beschäftigt sich mit Kindern, die zu dünn für ihr alter sind. Wie beim Übergewicht eine BMI Grenze da ist, so ist sie es auch beim Übergewicht.
Ich fand gut, dass die Ökotrophologin Sylvia Becker-Pröbstel Eltern beruhigt, deren Kinder nach BMI Maßstäben zu leicht sind, dass er zur Toleranz unterschiedlicher Essgewohnheiten aufruft und erklärt,dass es auch in den Genen liegen kann, dass dünne hoch aufgeschossene Erwachsene auch dünne, hoch aufgeschossene Kinder haben. Soweit, so positiv.
Laut Ökotrophologin Sylvia Becker-Pröbstel ist es also egal, wie knochendürr sich ein Mädchen herunterhungert im Bestreben einen Modellook zu bekommen, erst wenn es krank wird, dann muss man sich Sorgen machen.
Ins selbe Horn stößt der Kinder- und Jugendarzt Thomas Kauth, Mitglied des Präsidiums des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner, der meint, dass man keineswegs Kindern den Spaß am Essen nehmen soll, indem man ihnen mehr gibt als sie mögen. Sie sollen die Freiheit haben, selbst zu entscheiden wann sie satt sind. Auch das Geburtsgewicht wird angesprochen. Demnach werden aus dünnen Babys nun einmal dünne Erwachsene (somit aus dicken Babys zwangsläufig dicke Erwachsene, also sollten schwangere Frauen aufpassen, was sie essen und wieviel).
Ich freue mich für die dünnen Kinder und das Verständnis und die Geduld, welche die Spezialisten ihnen entgegenbringen. Es ist sicher kein Spaß, wenn jemand, der von Natur aus eben dünn ist, der Magersucht verdächtigt wird.
Soviel Toleranz und Freundlichkeit werden die Kinder, die laut BMI Übergewicht haben, niemals erfahren. Da ist schon beim ersten Kilo zvuiel auf der Waage von Expertenseite ein Alarmzeichen gesetzt, das Sofortmaßnahmen erfordert. So “gerecht” geht es zu in der Welt der Ernährungsmedizin. Wer zu dick ist, soll gleich Diätmittel schlucken, das Essen halbieren, die Süßigkeiten in den Müll werfen und sich, wenn alles nicht hilft unters Messer legen, sobald er alt genug dafür ist.
Wer als Kind nach den BMI Regeln zu dünn ist, der ist eben so, darüber kann man eigentlich froh sein und solange das Kind nicht zusammenbricht ist es auf dem besten Weg, ein gesunder, weil dünner Erwachsener zu werden.
Wer nach dem Grund fragt, warum trotz der dramatischen Auswirkungen echter Magersucht Eltern geraten wird, wegzuschauen, wenn ihr Kind immer dünner wird, liegt in der Natur der Sache. Die Ärzteschaft und die Pharmazie können schon beim ersten Kilo zuviel mit Medikamenten und Maßnahmen, mit Therapien und Programmen Geld verdienen. Bei den Dünnen klingelt die Kasse der Gesundheitsindustrie erst lauter, wenn sie im Krankenbett liegen und eine echte Magersucht-Diagnose gestellt werden kann.
Traurig.