Der Glaube an Geister ist in Thailand sehr weit verbreitet und stammt aus einer Zeit bevor der Buddhismus verbreitet wurde. Im Animismus (Geisterglaube) gilt jedes Teil des Kosmos als beseelt. Steine, Pflanzen, Tiere, Menschen und Orte können von Geistern bewohnt sein und fordern Respekt. Es existiert eine "Paralellwelt" die einen Einfluss auf die "reale" Welt hat. Eine hohe Stellung hat auch der Ahnenkult. Die lebenden Nachkommen der Verstorbenen gedenken und versorgen die Geister der Toten mit Opfergaben. Als Gegenleistung beschützen die Geister Haus und Familie und sorgen für Glück.
Geister sind in Thailand eine ernste Angelegenheit und es wird von gläubigen Animisten sehr ungern darüber gesprochen, da dies die bösen Geister anziehen kann.
Chao Phi
Eine allgemeine Bezeichnung für einen Schutzgeist eines bestimmten Gebietes, dem die vielen kleinen Geister untergeordnet sind. Wenn der Geist männlich ist, wird er als Chao Pho (Vater) bezeichnet, weibliche Geister nennt man Chao Mae (Mutter). Für die Chao Phi wird häufig ein Geisterhaus errichtet, an dem ihnen Opfergaben dargereicht werden.
Die Naturgeister werden nach dem Ort an dem sie vorkommen benannt: Chao Khao - Herr des Berges, Chao Pha - Herr des Waldes, Chao Thung - Herr des Landes.
Chao Thi
Der Chao Thi ist der Erdgeist, der ein bestimmtes Grundstück bewohnt. Beim Bau eines Hauses wird für den Geist ein Geisterhäuschen aufgestellt, in das er umziehen kann. Bei richtiger Pflege beschützt er den Besitzer des Grundstückes und dessen Familie.
Khwan
Ein persönlicher Schutzgeist den jeder haben sollte. Glück und Unglück hängt mit einem gut- oder schlechtgelaunten Khwan zusammen. Sollte eine Person krank werden oder oft erschrecken kann es sein, dass der Schutzgeist seinen Besitzer verlassen hat. Durch eine "Tham Khwan" Zeremonie, mit Beschwörungensformeln und Opfergaben, kann der Schutzgeist zurückgeholt und an seine Pflichten erinnert werden. Der Khwan hat seinen Sitz im Kopf einer Person. Aus diesem Grund ist es in Thailand unerwünscht eine Person am Kopf zu berühren und den Khwan zu vertreiben. Auch über eine sitzende oder liegende Person zu steigen kann den Khwan beschädigen. Ebenso kann eine Beleidigung den persönlichen Schutzgeist vertreiben.
Phi Pha
Die Phi Pha sind die Geister des Waldes und kommen in vielen verschieden Arten vor. Normalerweise kommen sie nicht in die Nähe des Dorfes und bleiben im Wald. Die Phi Pha werden für die Dschungelkrankheiten, wie Malaria und Fieber, verantwortlich gemacht.
Jäger und Waldarbeiter fragen um Erlaubnis, um für ihren persönlichen Bedarf Holz zu fällen oder Tiere zu jagen. Nach erfolgreicher Jagd wird dem Chao Phi ein Teil der Beute geopfert z.B. Zunge, Pfote oder Ohren des erlegten Tieres. Da der Geist seine Zustimmung zu bestimmten Zeiten (z.B.Regenzeit) generell verweigert, entstanden Schonfristen für Wald und Tiere. Mit dem Wegfall dieser sehr alten Tradition gehen die Wald- und Tierbestände zurück.
Phi Ha
Die Phi Ha sind eine Gruppe von Geistern, die plötzlich in großen Mengen auftauchen und epidemieartige Krankheiten auslösen. Für eine "unerklärliche" Häufung von Todesfällen werden die Phi Ha verantwortlich gemacht.
Phi Ton Mai
Allgemeine Bezeichnung für einen Geist, der in einen Baum wohnt. Die Bäume, in denen ein Baumgeist wohnt, sind mit farbigen Tüchern umbunden. Derartige Bäume dürfen nicht gefällt werden, ohne den Geist vorher zu warnen und ihm die Möglichkeit zu bieten, sich einen anderen Wohnort zu suchen.
Phra Phum
Eine Gruppe von Geistern, die aus neuen Brüdern bestehen. Übersetzt bedeutet Phra Phum "Ehrenvoller Erdgeist" oder Besitzer des Platzes. Sie sind die Bewohner der thailändischen Geisterhäuschen.
Phi Ruan
Der Phi Ruan ist der Hausgeist und ist ein verstorbenes Familienmitglied. Die Hausgeister werden an einem Hausaltar verehrt und reichlich mit Opfergaben versorgt. Der Hausgeist beschützt die Bewohner des Hauses.
Yak
Dämonenartige Riesen, die in Form von Statuen häufig als Wächter an Tempeln zu finden sind.
Phi Nang Ta Kean
Ein Baumgeist einer jungen Frau, der bevorzugt in Hopea Bäumen lebt.
Phi Nang Tani
Ein weiblicher Baumgeist, der in Bananen Stauden lebt und zu Vollmond erscheint. Es ist ein guter Geist der Bananen liefert.
Phi Lok
Ein umherwandener Geist, der verschiedene Plätze bewohnen kann. Er kann gesehen und gefühlt werden. Sein bestreben ist es Menschen zu erschrecken und in die Irre zu führen.
Phi Khamod
Ein leuchtender Geist, der Nachts Menschen in den Sumpf locken. Er ist nicht gefährlich, aber führt in die Irre.
Phi Am
Ein gefährlicher Geist, der sich auf den Brustkorb oder Leber von Menschen, während sie schlafen, festsetzt und Beschwerden bewirkt.
Phi Chamob
Dieser ungefährliche Geist spukt an Plätzen im Wald, an denen eine Frau gestorben ist.
Phi Kang Kaw
Dieser Geist saugt seinen Opfern das Blut aus. Er ist vergleichbar mit Vampiren.
Phi Tong Kom
Dieser sehr gefürchtete und mächtige Geist entsteht, wenn eine schwangere Frau stirbt oder bei der Geburt ums Leben kommt
Phi Hai, Phi Tai Hong
Diese Geister bevölkern Plätze, an denen Menschen eines unnatürlichen Todes gestorben sind oder ermordet wurden. Sie sind immer auf der Suche nach Opfern und nutzen jede Gelegenheit um von Menschen Besitz zu ergreifen. In einfachen Vorfällen ist eine Opfergabe an den Geist ausreichend. In schwerwiegenden Fällen wird ein Exorzismus, der von einem Mo Phi (Geistheiler) oder Mönch durchgeführt werden kann empfohlen.
Phi Kra Hung (Hang)
Dieser Geist erscheint als ein Mann mit Vogelfedern und einem Schwanz. Er kann fliegen und Nachts umgibt ihn eine leuchtende Aura. Er frisst Unrat und ist ein unangenehmer, furchterregender Geist.
Phi Krasue
Ein sehr gefürchteter Geist, der in Form einer Frau erscheint. Sie schwebt umher und zieht ihre Opfer in ihren Bann. Der Geist trägt ein langes Kleid, um zu verdecken, dass er keinen Körper besitzt. Er besteht nur aus einem Kopf mit herunterhängenden Gedärmen. Der Geist zieht als leuchtende Gestalt Nachts umher. Ein sehr bösartiger und gefährlicher Geist, der von rohen oder verdorbenen Speisen angezogen wird.
Phi Krasy
Der Geist lebt in dem Körper einer Hexe. Eine Hexe ist daran zu erkennen, das sie am Tag ein glasiges Aussehen hat, nicht mit den Augen blinzeln kann und niemanden in die Augen schauen kann. Die Hexe ist in Spiegeln nicht sichtbar. Der Geist kann in der Nacht aus dem Mund der Hexe entkommen. Er ernährt sich von Schmutz und den Eingeweiden seiner Opfer, was zum Tod führen kann. Der Geist hat einen Kopf in der Größe eines feurig glühenden Tennisballs und einen langen bläulichen Schwanz. Der Geist ist nicht besonders gefährlich, solange er nicht die Eingeweide seines Opfers frisst.
Phi Pawb
Der Geist einer Person, die gewaltsam gestorben ist. Er sitzt auf der Schulter seines Opfers. Er ist daran zu erkennen, dass sein Opfer schief geht.
Phi Preta
Ein immer hungriger Geist. Jeder der sich mehr mit materiellen Dingen beschäftigt und die Spiritualität vernachlässigt, keine Opfergaben darbringt etc., wird nach seinem Tod zum Phi Preta. Es ist erforderlich, dass der Geist eines Toten innerhalb von zehn Tagen Opfergaben erhält, damit er nicht zum Hungergeist wird. Der Geist ist sehr groß und dürr, mit einen großen Bauch. Er hat eine sehr kleine Mundöffnung von der Größe eines Strohhalmes. Um die Menschen zu erschrecken, streckt er seine lange Zunge raus und lässt seine Augen hervortreten. Der Geist wird von Blut und Eiter, das er aufsaugt, angezogen. Er hat einen enormen Appetit nach Allem, besonders Essen, Macht und Geld. Da er auf Grund seines kleinen Mundes aber kaum etwas aufnehmen kann, ist er stets gereizt und aggressiv. Der Geist zieht Nachts pfeifend durch die Gegend und stößt einen schrillen Schrei aus.
Phi Pop
Ein hinterhältiger Geist, der seine Opfer befällt und von innen auffrisst. Sein Opfer erscheint krank. Wenn er die Möglichkeit erhält, isst er Nachts ungekochtes Fleisch. Für eine Austreibung wird ein Mo Phi (Geisterdoktor) zu Rate gezogen, der mit Hilfe eines Meed Mo (Geisterdolch) und Beschwörungen den Geist vertreibt.
Phi Tai Ha
Der Geist einer Frau, die an Malaria gestorben ist. Er ist in der Lage diese tödliche Krankheit zu verbreiten.
Phi Tai Thang (Tong) Glom
Ein sehr gefürchteter Geist einer Frau, die nach der Geburt verstarb und deren Kind ebenfalls die Geburt nicht überlebte. Dieser doppelte Tod Macht den Geist so stark und gefährlich.
Phi Gong Goi
Der Phi Gong Goi ist ein einbeiniger Waldgeist, der Nachts umherzieht und Menschen, die im Wald übernachten, in den Zeh beißt und das Blut aussaugt.
Phi Pong Khang
Dieser Geist lebt an einer mineralhaltigen Stelle im Wald und erscheint in Form eines Langur (Affe), allerdings mit kurzem Schwanz. Er steigt Nachts vom Baum und saugt das Blut von Personen, die im Wald übernachten.
Phi Lang Gluang
Die Geister leben im Wald und erscheinen in menschenähnlicher Gestalt. Allerdings haben sie einen offenen Rücken, durch den man die Eingeweide sehen kann, aus denen Maden raus krabbeln. Die Geister sind nicht gefährlich, aber mischen sich Nachts gerne unter Menschen um sie zu erschrecken.
Um zu verhindern das weitere Geister entstehen werden Tote verbrannt und viele Regeln eingehalten, die von einem Moh Phi (Geisterheiler) überwacht werden. Bei Geburten, Neubezug eines Hauses, Krankheit und anhaltendem Unglück kommt der Geisterheiler zum Einsatz. Um sich vor den Gefahren zu schützen, die Geister mit sich bringen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Amulette mit dem Abbild eines berühmten Mönches oder Buddhas, werden in Tempel oder von Magiekundigen geweiht und schützen vor allerlei Gefahren. Auch die von Mönchen erstellten Sak Yant (Tätowierung) dienen dem Schutz. Eine weitere Form der Schutzamulette sind die als Khröng Rang bekannten Anhänger aus Tigerzähnen, Wildschweinzähnen oder Phallus Amuletten. Diese Amulette und Talismane sind schon durch ihre natürliche Form zum Schutz geeignet. Eine entsprechende Aufladung durch einen Mönch oder Magier verstärkt die Schutzwirkung. Mit Zaubersprüchen und Mantras wird der eigene Schutzgeist aktiviert und Unheil abgehalten.
Im nördlichen Teil von Thailand ist der Glaube an Geister weiter verbreitet, aber auch in der Hauptstadt Bangkok sind Geister anzutreffen. So hat der Gouverneur von Bangkok im Jahr 2011 eine brahmanische Zeremonie abhalten lassen, um die Geister des Wasser zu besänftigen. Der verbreitete Geisterglaube, der vom Buddhismus geduldet wird, erklärt die starke Verbreitung vom Amuletten und Talismane.
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