Geiler Geschmack braucht kein Fleisch – Inspirierendes Interview mit Björn Moschinski

Von Kristin Von Eat Train Love @EatTrainLove_de

Vor gut einem Monat war ich von der Marke Sojola zum Veganen Blogger Dinner eingeladen. Leider konnte ich nicht teilnehmen, denn das Event klang total interessant! Spannende Vorträge zum Thema Vegan essen und leben, vielfältige Infos zu den Sojola Produkten als vegane Alternative sowie natürlich Kochpraxis pur mit dem Vegan Head Chef Björn Moschinski höchstpersönlich. Ich hätte mir meine 10 Finger nach diesem Dinner abgelenkt. Da bin ich mir sicher! ;-)

Als das Sojola Blogger Event so langsam näher rückte, hat mich das Thema Vegane Ernährung wieder total aufgewühlt. Ich habe mich gefragt, warum ich eigentlich noch an Käse, Eiern und Co. festhalte, wo ich doch Fleisch überhaupt nicht vermisse oder welche Alternativen mir noch fehlen, um mich zumindest noch ein Stück weit mehr hin zu veganer Ernährung zu bewegen. Einige meiner Fragen habe ich Björn Moschinski nach dem Sojola Blogger Event direkt gestellt und er hat mir faszinierende Antworten gegeben, die ich so gar nicht erwartet hätte! Ein absolut authentischer, leidenschaftlicher Veganer mit einer tollen Einstellung!

Kristin: Veganismus ist in Deutschland absolut im Trend. Über die gesundheitlichen Vorteile der veganen Ernährung wird in den Medien viel diskutiert. Was sind für dich ganz persönlich die Vorzüge einer Ernährungsweise ganz ohne tierische Produkte?

Björn Moschinski:
Es kommt ja immer auf die Beweggründe an, warum man vegan wird. Bei mir waren das ethisch-moralische Gründe. Ich bin ja vor 20 Jahren vegan geworden, weil ich keine Tiere mehr essen wollte. Und das Interessante ist, dass dann Aspekte wie Gesundheit, Nachhaltigkeit, Ökologie einfach dazu gekommen sind. Das war mir früher gar nicht so bewusst, dass, wenn man auf Fleisch und auf tierische Produkte verzichtet, man die Ressourcen schont.
Es ist jetzt in der Gesellschaft offiziell anerkannt, dass die vegane Küche nicht nur gesund ist, sondern auch das nachhaltige Thema wunderbar spielt. Ich bin jetzt 35 und mache mir auch Gedanken über das Thema Gesundheit. Ich muss sagen, ich bin fit, ich arbeite viel, aber fühle mich trotzdem noch gut und ich muss ehrlich sagen, ich bin froh, dass ich vegan bin.

Kristin: “Geiler Geschmack braucht kein Fleisch.” Dies ist eines deiner bekannten Statements. Charmant und ein bisschen provokativ! Wie zauberst du diesen Geschmack mit rein veganen Lebensmitteln?

Björn Moschinski:
Ich habe früher auch sehr gerne Fleisch gegessen, aber nachdem ich wusste, was mit den Tieren passiert, wollte ich das Ganze nicht mehr. Als ich Vegetarier war, muss ich ehrlich sagen, habe ich das Fleisch bzw. den Fleischgeschmack schon vermisst – als ich dann aber vegan wurde und ich mich mit den Produkten auseinander gesetzt habe, war das ein richtiger Wow-Effekt. Ich habe festgestellt wie ähnlich die Konsistenz dem Fleisch ist. Heute brate ich die Sachen an, röste sie genauso wie ich das früher gemacht habe, oder besser gesagt meine Mutter es immer gemacht hat. Ich kam auf Produkte, wo ich ehrlich gesagt habe: Geil – das schmeckt wie Gulasch oder wie eine Roulade!

Wenn man das dann den Leuten gibt und sagt: So hier bitte, eine Alternative. Dann antworten die meisten: Was, das schmeckt ja identisch! Dann kann man auch die Frage stellen: „Hey, warum isst du denn dann noch Fleisch?“.

Das Schöne ist, das Vegane tut nicht nur dir gut, sondern auch der Umwelt, den Tieren und vor allen Dingen den Menschen in der 3. Welt. Der Veganismus ist eben keine Lebensweise des Verzichts, sondern eine Lebensweise der Alternativen und vor allen der positiven Alternativen.

Kristin: Natürlich muss ich dir als Vegan Head Chef die Frage stellen. Welches ist dein liebstes veganes Gericht? Hast du ein schnelles Rezept für uns?

Björn Moschinski: 
Das ist ganz lustig. Das ist immer so eine Frage, die ich eigentlich nie beantworten kann, ob ich wirklich ein Lieblingsgericht habe. Letztendlich ist es tagesformabhängig. Ich stehe meistens auf und dann schaue ich, auf was ich Appetit habe und das mach ich dann meistens. Aber was ich sehr gerne esse, ist Quark mit Leinöl, Lausitzer Leinöl natürlich, und richtig schöne Pellkartoffeln. Das ist aus meiner Kindheit noch übrig geblieben. Den Quark stelle ich zum Beispiel mit veganem Joghurt her. Da nehme ich einen Naturjoghurt, hänge ihn mit einem Haarsieb oder einem Käsetuch über Nacht ab, beschwere das Ganze ein bisschen und drücke das übrige Wasser aus. Dann wird es richtig schön cremig. Leinöl ran, ein bisschen Zwiebeln und Schnittlauch dazu, das schmeckt wunderbar mit Pellkartoffeln! Das wäre ein schnelles Rezept, was man einfach zuhause machen kann. Ansonsten liebe ich auch die deftigen Sachen. Ich liebe einen richtig gut gemachten Gulasch oder eine schöne Roulade mit Rotkraut, Klößen und einer Bratensoße. Aber auch ein Risotto ist ein Hammer.

Kristin: Viele vegane Freunde von mir berichten immer wieder, wie schwierig es doch mit dem veganen Auswärtsessen ist. Es fehlen Alternativen. Gleichzeitig eröffnen aber gerade in den großen deutschen Städten immer mehr vegane Restaurants, Delis etc.! Was glaubst du, wohin der Trend in Deutschland geht? Verzichten immer mehr Menschen in unserem Land auf Fleisch, Eier und Co.?

Björn Moschinski:
Wir erleben es gerade in Berlin. Dort ist es nicht nur so, dass vegane Restaurants entstehen, sondern dass normale Fleischrestaurants ein veganes Angebot schaffen. Ich denke, dieses Angebot wird überall in Deutschland entstehen und sich weiter entwickeln. Irgendwann sind die Bezugsquellen da und die werden mit der Zeit besser. Natürlich gibt es jetzt viele Lokale, viele Restaurants, die keine Ahnung haben von der veganen Küche und dementsprechend „Reis mit Scheiß“ machen oder irgendwelche ganz einfachen Sachen, die vielleicht gar nicht so gut schmecken, wo die Leute gleich sagen: „[Igitt,] -vegan, hab ich mir gedacht!“. Aber irgendwann haben wir eine gute Qualität, die sich etablieren wird. Bald wird es so sein, dass die Leute sich die Frage stellen: „Geh ich heute zum Griechen, zum Italiener oder geh ich zum Veganer?“. Vielleicht brauchen wir in Deutschland noch 5-10 Jahre, aber ich bin mir ganz sicher, dass es irgendwann eine ganz normale Option werden wird. Und außerdem plane ich zurzeit ein Bistro/FastFood-Konzept, welches überall realisierbar ist und somit das leidige Thema Bezugsquellen schnell entkräften kann.

Das klingt großartig! Herzlichen Dank für deine motivierenden Worte, lieber Björn! Ich muss ehrlich sagen, du hast mich dem Thema Vegane Ernährung wieder ein ganzes Stück näher gebracht…da schwinge ich in nächster Zeit mal wieder öfter den Kochlöffel!

Apropos: Björns Kochbuch habe ich mir neulich erst mal zugelegt. Sind tolle Inspirationen drin! Schaut mal rein…