Als ich noch viele Jahre jünger war, musste ich an einem Wahlsonntag arbeiten. Ich hatte Frühschicht. Als ich zum späten Mittag nach Hause kam und kaum meine Wohnungstür hinter mir geschlossen hatte, klingelte es an dieser und ein älterer Herr sowie ein Volkspolizist standen vor eben jener und fragten nach, weshalb ich noch nicht wählen war.
Wir sollten also nicht mehr darüber reden, dass es einen Wahlzwang geben soll. Denn in der DDR war die Wahl eher “staatsbürgerliche” Pflicht.
Heute dürfen wir wählen: wir haben die (zugegeben: sehr geringe) Möglichkeit, für die nächsten vier Jahre etwas mitzubestimmen. Wir haben das Recht, zu wählen.
Und auch wenn es keine Pflicht mehr gibt (zum Glück), dieses Recht sollten wir wahrnehmen. Und sei es, einen leeren Wahlzettel in die Urne zu stecken, um zu sagen: ich will das Alles nicht.
Wer seine Rechte nämlich nicht wahrnimmt, darf sich nicht wundern, wenn sich nichts ändert und alles bleibt, wie es ist.
Ich war eben wählen – und selbst auf die Gefahr hin, dass die von mir gewählte Partei nicht in den Bundestag einziehen wird… ich habe mir damit das Recht erstritten, ab morgen weiter über die Regierung meckern zu dürfen.
Nic