Gehst du denn noch nicht in den Kindergarten?

Wie mich diese Frage nervt. . .

Seit der Geburt der Kleinen werde ich immer häufiger damit konfrontiert. Als sei es in den Köpfen verankert, dass das große Kind spätestens dann in den Kindergarten gehen muss,wenn ein Baby da ist. Warum eigentlich?

Für uns haben wir entschieden, dass unsere kleinen Kinder so wenig wie möglich (also nur dann, wenn ich arbeite) betreut werden sollen. Denn wir sind davon überzeugt, dass unsere Kinder so viel Nähe von Mama und Papa bekommen sollen. Auf den Job möchte und kann ich nicht ganz verzichten, deshalb gehe ich nach der Elternzeit in Teilzeit arbeiten. Auch dann möchte ich aber noch viel Zeit mit den Kindern verbringen. Für uns kommt die Betreuung im Kindergarten erst ab 3 Jahren in Frage. Bis dahin sehen wir die familiäre Betreuung bei einer Tagesmutter als vorteilhaft und auch einfach flexibler an, weil ich an 3 Tagen pro Woche arbeite, was sich im Stundenmodell einer Kita nicht abbilden ließe. Da ist jeden Tag die gleiche Stundenzahl vorgesehen. Da ich an 2 Tagen pro Woche nicht arbeite, brauchen sie ja dann an diesen Tagen auch nicht betreut werden.

Ausgelöst durch solche Fragen befinde ich mich immer wieder in einem Zwiespalt, was die Betreuung betrifft. Aber immer wieder komme ich zu dem Schluss, dass es für uns genauso richtig ist, wie es ist.

Was soll diese ganze Fragerei? Ja, die Große ist groß für ihr Alter und sieht vielleicht älter aus. Aber auch Leute, die genau wissen, wie alt sie ist (z. B. beim Kinderarzt) stellen solche Fragen. Ich bin jetzt mindestens 1 Jahr in Elternzeit. Warum sollte ich also gerade nach der Ankunft eines neuen Familienmitglieds die Große in den Kindergarten geben? Was geht in den Köpfen vor, die davon ausgehen, dass ältere Geschwister (egal wie groß bzw. klein der Altersunterschied ist) in den Kindergarten gehen müssen. Natürlich würde es dann vielleicht etwas weniger turbulent zu Hause zugehen und ich hätte mehr Ruhe.

Im Gegenzug dazu kann ich die Frage stellen: wie würde sich die Große fühlen, wenn sie gerade jetzt in den Kindergarten geht, während das Baby bei mir zu Hause bleiben darf? Ich könnte versuchen, es ihr zu erklären, weiß aber nicht, ob es wirklich bei ihr ankommt. Und unabhängig davon, dass wir dann auch die teuren Betreuungsgebühren zahlen müssten (was ich irgendwo auch nicht einsehe, wenn ich selbst zu Hause bin), möchte ich die Große auch noch erleben und mit ihr möglichst viel Zeit verbringen.

Für nächstes Jahr haben wir sie im Kindergarten angemeldet. Die Kleine geht dann zur Tagesmutter und wird ebenfalls mit 3 Jahren in den Kindergarten gehen - hoffentlich dann in den gleichen Kindergarten, sodass sie noch ein Jahr gemeinsam dort sein können, was sicherlich für beide auch eine gute Erfahrung ist.

Und bis dahin genießen wir die Zeit tagsüber zu dritt und abends bzw. am Wochenende zu viert miteinander. Mit der Tagesmutter bleiben wir im Kontakt und treffen uns regelmäßig, da sie für uns viel mehr als eine Tagesmutter ist: eine Seelenverwandte, Freundin und Bezugsperson. Das soll so bleiben. Wenn ich mal einen Termin habe, wo die Große nicht mit hin kann oder möchte, kann sie jederzeit dorthin gehen. Das weiß ich sehr zu schätzen, nehme ich aber nur höchst selten in Anspruch, denn es geht eben auch mit ihr. Ich rede mit ihr, dass der Termin sehr wichtig ist. Sie sagt dann „ganz lieb sein". Meist stelle ich ihr in Aussicht, dass wir nach dem Termin etwas machen, das für sie sehr spannend ist, z. B. auf den Spielplatz, in den Garten, schaukeln, Seifenblasen machen, oder ähnliches. Das wirkt meistens.

Was geht also im Kopf derjenigen vor und was geht sie das überhaupt an, die die Frage stellen: „Gehst du denn noch nicht in den Kindergarten?". Meine Antwort ist: „Nein, und das ist gut so". Ich höre aus dieser Frage vielleicht auch zu viel heraus, nämlich „Kann deine Mama dich nicht loslassen?" (das ist mir übrigens auch schon oft gesagt worden, dass ich nicht loslassen könne), „Kinder brauchen doch gleichaltrige Kontakte mit anderen Kindern" und „wie langweilig es doch für dich in deinem Alter ist, wenn du nur bei Mama zu Hause bist". Und durch diese Interpretation in den Hintergrund der Frage, habe ich das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen für eine Situation, die ich für uns als nicht änderungsbedürftig ansehe.

Ich schreibe immer „für uns", weil es eben genau in unsere Situation passt. Das mag für andere Familien ganz anders aussehen. Ich kenne sowohl Mütter, die sagen: „Ich brauche Zeit für mich als Auszeit, um Kraft zu tanken und mich wieder auf die Kinder freuen zu können". Oder Familien, die sagen: „wir gehen beide arbeiten, um unseren Lebensstandard zu halten". Oder auch Familien, in denen beide arbeiten müssen, um überhaupt zurecht zu kommen, was leider immer häufiger der Fall ist. Das tut mir sehr leid, wenn z. B. die Mamas unfreiwillig arbeiten müssen und dadurch die Zeit mit ihren Kindern vermissen. Ich erwähne diese unterschiedlichen Situationen vorurteilsfrei, weil ich nur sagen kann, wie es für uns am Besten ist. Für andere Familien sind andere Werte und Erfahrungen wichtig, sodass sie für sich ebenfalls die beste Lösung finden und danach leben. Alles ist ok und alle Modelle wurden immer so gewählt, um alle Interessen und Gegebenheiten bestmöglich miteinander zu vereinbaren.

Diesen Artikel schrieb ich einerseits als Antwort auf die Frage und andererseits für mehr Toleranz unter Eltern. Es gibt nicht DAS richtige Modell sondern viele verschiedene Modelle, die für die jeweilige Situation immer richtig ist - da hat sich kein anderer einzumischen und dies zu beurteilen. Für wen halte ich mich, wenn ich andere für ihr Lebensmodell kritisiere?

Wie seht Ihr das und wie ist es bei Euch? Ich freue mich, über die Vielfältigkeit der Modelle zu lesen. Fühlt Ihr Euch auch genötigt, Euch zu rechtfertigen, wenn Ihr solche oder andere Fragen gestellt bekommt? Welche Fragen sind das? ich freue mich auf Eure Kommentare mit Euren Erfahrungen. Eure Mami Renate

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