Gehört_278

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Death Cab For Cutie „Codes And Keys“ (Atlantic Records)
Als ich kürzlich an gleicher Stelle allerlei Lobendes über die neue Platte der Antlers zum Besten gab und sie als die bisher einzigen, legitimen Erben dieses Sommers für Arcade Fire und ihr Album „The Suburbs“ bezeichnete, da war im Grunde klar, dass sich dieses Bild ganz schnell ändern könnte – und auch mußte. Denn Death Cab For Cutie standen schließlich schon in den Startlöchern. Und die hatten vor knapp sechs Jahren mit „Plans“ immerhin das nahezu perfekte Popalbum abgeliefert. Und wer sich noch immer voller Entzücken an Songs wie „Soul Meets Body“ und „I Will Follow You Into The Dark“ erinnern kann, der weiß, dass diese Behauptung nicht zu hoch gegriffen ist.
Wenn „Codes And Keys“ annähernd so gut werden sollte, dann war klar, dass so eine branchenüblich eher selten große Zeitspanne zwischen beiden Werken liegen mußte – man erschafft Großes nicht im Akkord. Und wirklich, dem Quartett aus dem Staate Washington ist die wohl reifste und bestgelaunteste Sehnsuchtsplatte der Neuzeit gelungen – die Bright Eyes und die erwähnten Antlers werden wohl anerkennend in die Knie gehen müssen.
Ein bedächtiger Start, „Home Is A Fire“ steigert sich erst langsam – elektronisch fein aufgepeppt – mit behutsamem Gitarrenschmirgel zu einem kraftvollen Popsong, gefolgt vom gefühligen Pianostomp „Codes And Keys“, der schon etwas von dem anklingen läßt, was sich wie ein roter Faden durch’s komplette Album ziehen soll: lebenskluge Alltagsbetrachtungen, gefühlige Bilder, die nicht platt und kitschig daherkommen, sondern in ihrer Einfachheit gefallen: „When you scream, love you see like a child, throwing stones at the sky, when they fall back to earth as minor chords of major works“. Gleich danach eine sarkastische, ja fast feindseelig anmutende Replik auf das besitzergreifend Männliche dieser Welt („But some boys don't listen, some boys don't listen at all, they don't ask for permission, they lack inhibitions, no walls, and they get what they want, but some boys don't know how to love.”), Sänger Ben Gibbard geht hier einiges offensichtlich schwer gegen den Strich.
Drei von elf Songs und doch ist die kreative Energie von Death Cab For Cutie keineswegs erschöpft. Ein kalt glänzendes, vergleichsweise dunkel gestimmtes „Doors Unlooked And Open“, das auch New Order nicht hätten besser machen können – „You’re A Tourist“ birst dagegen fast vor Optimismus und auch das längere „Unobstructed Views“ umschmeichelt mit verträumter Liebeslyrik. Später gelingt ihnen dann noch eine unbeschwert schöne und rockige Ergänzung zu Bill Callahans „Sycamore“, hier „Underneath The Sycamore“ – der Schluß „Stay Young, Go Dancing“ steht für sich und ist auch auf den zweiten Blick so gemeint, wie man ihn auf den ersten zu verstehen glaubt.
Vielleicht muß man ja besonders gestrickt sein, um dieses Album uneingeschränkt wunderbar finden zu können, vielleicht gehört es ja eher denen, die sich schnell von Frohmut und der Sehnsucht nach dem einfachen Glück begeistern lassen. Doch was, wenn manche Dinge wirklich so simpel sind und Death Cab For Cutie es geschafft haben, dieses Gefühl mit traumwandlerischer Sicherheit in jedes ihrer Lieder zu packen? Gute Popsongs können und dürfen das – glücklich machen, das haben schon die Beatles gewußt. „Codes And Keys“ ist randvoll davon.
http://www.deathcabforcutie.com/

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