Art Brut “Brillant! Tragic!” (Cooking Vinyl)
Ganz ehrlich, wer Eddie Argos jemals live auf einer Bühne gesehen hat – idealerweise in einem kleinen Club, idealerweise mit dem ersten Album – der wird sich schwertun, alle Sympathiepunkte für diesen Mann und diese Band endgültig über Bord zu werfen, auch wenn die Folgealben an den Erstling nicht annähernd heranzureichen vermochten. Klar, damals ging es noch um Emily Kane, kleine Brüder, die rostigen Knarren von Mailand und natürlich um moderne Kunst und Argos brüllte völlig enthemmt und am ganzen Körper zitternd seine liebenswerte Stakkatopoesie ins Tanzvolk: „Modern art makes me want to rock out!“
Das ist nun in der Tat schon lange her, Art Brut wurden, kaum überraschend, etwas gewöhnlicher, verloren musikalisch ein wenig von ihrer Unberechenbarkeit und dem irrsinnigen Druck des Debüts. Ihre Selbstironie konnte ihnen aber offensichtlich keiner nehmen – klar, dass also das neue Album „Brillant! Tragic!“ heißen mußte und so die vermeintlichen Pole ihrer Karriere absteckt.
Man hört ja, Produzent und Mentor Frank Black habe Argos für diese Platte endlich das Singen beigebracht („Only took four albums to start singing, not bad."/Argos), auch die Band selbst nähert sich den Pixies mit überraschender Konsequenz. Für den fulminanten Einstieg „Clever Clever Jazz“ wird jedenfalls erst mal frech beim schottischen One-Hit-Wonder Dogs Die In Hot Cars und ihrem Song „I Love Cause I Have To“ geklaut, egal – knallt trotzdem. Auch die nach „good“ und „bad“ dritte Wochenendrevision, dieses Mal „lost“ („I’m sorry if I embarassed you by saying something stupid like i love you, … it was a lost weekend“), gelingt ordentlich, wahrscheinlich der Song, den die Wombats, zuvor gescheitert, so wohl gern gemacht hätten.
Es wird wieder, wie auf den Vorgängern auch, viel schweißtreibende Riffarbeit geleistet – wozu hat man schließlich zwei Gitarren und einen Bass besetzt. Das klingt bei „Bad Comedian“ so wütend wie der eifersüchtige Text selbst, für „Sexy Sometimes“ („Everybody wants to feel sexy sometimes, I can make it happen with a voice like mine”) und das fast überlange “Is Dog Eared“ vermutet man die Vorliebe eher bei The Cure. Dann aber muß es endlich raus und war doch schon allen klar (die s.o. …), dass Argos’ großes Idol natürlich nur Axl Rose heißen kann, folgerichtig outet er sich anschließend auch als komplett durchgeknallter Freak („ESP is good for me, I am the psychic“), bevor er in bester Ziggy-Stardust-Manier und einem letzten „Goodbye, don’t cry“ ins Ungewisse entschwindet. Von dort gibt’s noch einen kleinen verträumten Gruß („You and me, a principality, on sealand“) - schade, man hätte ihm gern noch weiter zugehört ...
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