Gehört_270

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Manchester Orchestra „Simple Math“ (Sony)
Im Nachgang zur aktuellen Platte der Fleet Foxes habe ich mich kürzlich gefragt, ob das eigentlich ein untrügliches Zeichen einsetzender Altersschwäche ist, wenn man solche Musik, na sagen wir mal, ganz passabel findet? Kann ja gar nicht sein, beruhigt man sich, denn die Menschen, die diese Klänge zu verantworten haben, sind ja selbst erst halb so alt wie man selbst und trotzdem findet man zueinander und mittels einer kleinen Plastikscheibe dann auch den gemeinsamen Nenner.
Mit den Fleet Foxes lassen sich die Jungs vom Manchester Orchestra ohnehin kaum vergleichen, sieht man mal von ein paar Äußerlichkeiten ab und vielleicht dem etwas befremdlich ruhigen Beginn ihrer neuen Platte „Simple Math“. In diesem Song „Deer“ versteckt sich eine sehr ungewöhnliche Ansprache an die Anhänger der Band („Dear everybody that has paid to see my band, it's still confusing, I'll never understand, I acted like an asshole so my albums would never burn, I'm hungry now and scraps are dirty dirt“). Überhaupt wollen einem so gar keine schnellen Vergleiche für diese Formation einfallen, deren Gründer und charismatischer Sänger Andy Hull 2005 nach eigener Auskunft eher bestrebt war, eine Art musizierenden Treffpunkt für seine Freunde ins Leben zu rufen – den Namen wählte er schlicht aus Verehrung für die nordenglische Stadt und ihre berühmten Söhne, die Smiths.
Doch auch mit deren Vermächtnis hat „Simple Math“ nichts zu tun, eher klingen die fünf wie eine angenehm beherzt aufspielende Variante von R.E.M., in den leisen wie auch in den lauten Momenten, manchmal erinnern sie auch etwas an die schwedischen The Soundtrack Of Our Lives. Knackiger Rock der Kategorien Alternative, Americana, Folk, manchmal mit feinen Bläserchören versetzt, immer kräftig, immer schwungvoll. Für „Pensacola“ darf’s auch schon mal ein kurzer und zackiger Mitgrölreim sein („Alcohol, dirty malls, Pensacola, Florida bars“), im satten „April Fool“ zetert Hull energisch: „I am the once now and irreplaceable son, I’ve got that rock and that roll, I’ve come around this time to set fire to your homes and let you go!“ Jedes von den zehn Stücken klingt nach durchdachter, ehrlicher Arbeit am Text und am Instrument, das leidenschaftliche „Pale Black Eye“ ebenso wie das wuchtige „Virgin“ (mit Math-Metall-Riffs, sic!) und das streicherbewährte, ruhige Titelstück.
Unverzeihlich, dass mir die beiden Vorgängerwerke entgangen sind, ist diese Platte doch der Beweis, dass es sehr wohl möglich ist, ein gutes und trotzdem ziemlich unspektakuläres Rockalbum aufzunehmen, ohne gleich platt, mittelmäßig oder übermäßig theatralisch klingen zu müssen. Wer also handwerklich soliden und geerdeten Indierock zu schätzen weiß, der läßt die überkandidelten und angestrengt politisierenden Manic Street Preachers tunlichst im Regal zurück und greift besser zum Manchester Orchestra. Das hier bleibt länger, versprochen.www.themanchesterorchestra.com

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