The Hundred In The Hands "The Hundred In The Hands" (Warp)
Der amerikanische Schriftsteller Jonathan Franzen hat neulich in einem Interview zu seinem neuen Buch „Freiheit“ eine ziemlich düstere Prognose über die Entwicklung seines Heimatlandes abgegeben. Es gehe unweigerlich den Bach runter damit, waren sinngemäß seine Worte. Ganz verwegen könnte man jetzt in der Musik von The Hundred In The Hands ein weiteres Indiz für diesen zwangsläufigen Niedergang sehen, denn es gab in den letzten Jahren wohl kaum eine Band, die zwar aus dem Melting Pot musikalischer Kreativität, also aus New York kam und so unverschämt „german“ klang wie dieses Duo. Nun mag sich mancher im ersten Überschwang freuen und reklamieren, dass doch nichts Falsches daran sei, wenn sich auch die Amis mal an deutscher Hochkultur orientieren. Nur, und da hakt die Sache etwas, so hoch ist die Kultur nicht, die hier zitiert wird, soll heißen, The Hundred In The Hand klingen verdächtig oft nach Klee, Mia und Zweiraumwohnung und das sind, mit Verlaub, nicht gerade Inbegriffe ambitionierter Innovation. Auch Klee haben es verstanden, auf ihren Alben liebenswerte Ereignislosigkeit in watteweiche und wohldosierte Gitarrenhooks und allerhand synthetische Klangtapete zu packen, nichts davon klang wirklich unangenehm, vieles mit der Zeit aber reichlich langweilig und öde. Diese Platte scheint ähnlich gestrickt, poppige und gefällige Liedchen, die keinem weh tun und den Hörer nicht vor allzugroße Herausforderungen stellen. Phasenweise gelingen ihnen sogar ganz hübsche Perlen, „Lovesick“ und „Dead Ending“ bleiben etwas länger haften, der große Rest aber zieht schnell vorbei. Natürlich versuchen sich die zwei in ihren besseren Momenten, vornehmlich im letzten Drittel auch an klangvolleren Namen, bei „Last City“ und „Dressed In Dresden“ meint man als Vorbilder Siouxie & The Banshees durchzuhören, „Gold Blood“ könnte so auch von den früheren Yeah Yeah Yeahs stammen und an anderen Stellen wieder meint man eine Vorliebe für Malaria und X Mal Deutschland durchzuhören. Alles in allem scheint es, dass The Hundereds In The Hands bei aller „Catchyness“ ein wenig die Reibungsflächen vernachlässigt haben. Als Debüt geht das dennoch in Ordnung, es bleibt genügend Luft nach oben für den Nachfolger.
http://www.myspace.com/thehundredinthehands