The Walkmen „Lisbon“ (Fat Possum)
Da hat man gerade erst Interpol gelobt für die Leistung, seit der Jahrtausendwende vier mehr als passable Platten zustande gebracht zu haben, nur um danach über die Bilanz einer anderen New Yorker Band zu stolpern. The Walkmen nämlich, ungefähr zum selben Zeitpunkt wie das Postpunktrio gestartet, haben gerade ihr fünftes Album abgeschlossen und auch dieses ist beileibe kein schlechtes. Zugegeben, bisher hatte ich so meine Probleme mit dieser Kombo und insbesondere mit der leicht überdrehten Stimme des Sängers Hamilton Leithauser. Während einen Interpol gleichsam einhüllen in ein warmes, weiches Tuch, piesackt einen Leithausers Organ mit konstanter Hartnäckigkeit, überschlägt sich nicht selten und macht den Hörgenuß nicht eben einfacher. Zudem hatte man bei früheren Alben oft das Gefühl, The Walkmen würden ihre Songs mit Absicht durch eine von diesen kleinen, spielwalzenbestückten Drehorgeln pressen, so blechern und hell klangen Sound und Gesang in Summe. Nichts oder nur wenig davon auf dem neuen Album, der Auftakt „Juveniles“ betört mit ungewohnter Leichtigkeit und schon das zweite Stück punktet mit fetten Rockstandards, die man so nur selten zu hören bekommen hat – „Angela Surf City“ ist also das, was man einen Knaller nennt. Der nächste Höhepunkt läßt mit „Blue As Your Blood“ nicht lange auf sich warten, getragen von einem wunderbaren Countrypicking, fließt der Song wohlig über die gut vier Minuten dahin. Gleiches tut auch das lässige „Woe is Me“ mit entspanntem Singsang und gutgelauntem Gitarrenthema. Beim traurigen „Torch Song“ kommt Leithauser seinem großen Vorbild Elvis einen Schritt näher, das Stück hat tatsächlich etwas von der Geschmeidigkeit des Meisters und klingt angenehm rund. Ein kleiner und feiner Selbstbetrachtungsshuffle mit Bläserchören (While I Shovel The Snow) noch zum Schluß, bevor man zum Titelstück aufspielt. Gedanklich baut man es in Vertrautes ein, mir ist da als erstes Wim Wenders vorzügliches Stadtporträt „Lisbon Story“ präsent und da paßt es auch wunderbar hinein. Scheint, als hätten sie diesmal vieles, wenn nicht gar alles richtig gemacht.
http://www.myspace.com/thewalkmen