Ende Januar hatte ich euch meine Lesehighlights des letzten Jahres vorgestellt. Heute sind nun endlich die Hörbücher an der Reihe.
2017 habe ich vielen tollen Hörbüchern gelauscht - sechsundvierzig waren es insgesamt - und die folgenden Titel habe ich als besonderen Hörgenuss empfunden:
„Travels with Charley" von John Steinbeck
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Die deutsche Buchausgabe „Die Reise mit Charley" ist bei dtv erschienen.
„Rolle vorwärts - Das Leben geht weiter, als man denkt" von Samuel Koch
Inhalt: „Hätte ich von Anfang an gewusst, dass ich so lange Zeit fast vollständig gelähmt verbringen muss, ich wäre davongelaufen. Aber ich habe auch viele Stunden erlebt, die schön und glücklich waren und die mir gezeigt haben, dass das Leben manchmal weiter geht, als man denkt." Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich Samuel Koch mit scheinbar endloser Energie und nicht totzukriegendem Humor seit seinem Unfall bei „Wetten, dass..?" nun also rollend statt Saltos schlagend durchs Leben, absolviert ein Schauspielstudium „ohne Körper", lernt gefühlt die Hälfte der deutschen Bevölkerung kennen und erlebt dabei Überraschendes und Schockierendes, Absurdes und Seligmachendes. (Quelle: adeo)♥ ♥ ♥
Samuel Koch erzählt in seinem zweiten Buch, wie er seinen Alltag und seine Freizeit als Tetraplegiker erlebt. Er erzählt von Höhen und Tiefen, von guten Freunden und frustrierenden Begegnungen, von seinem Studium und der Arbeit als Schauspieler und davon, wie sein Leben nach seinem Unfall weitergegangen ist und weitergeht - weiter, als er zunächst dachte. Dieses Hörbuch und Samuel Kochs Art, mit seiner Situation umzugehen, hat mich sehr beeindruckt. Und es inspiriert mich, trotz mancher Widrigkeit, die das Leben manchmal zu bieten hat, weiterzumachen und an meinen Zielen festzuhalten. Ganz wunderbar fand ich übrigens, dass der Autor das Hörbuch selbst eingelesen hat. Er hat eine schöne, ausdrucksstarke und „schauspiel-geschulte" Stimme; man spürt ihm ab, dass er sich und seine Umstände oft nicht allzu ernst nimmt, was ich als sehr wohltuend empfunden habe.
Das gleichnamige Buch ist ebenfalls bei adeo erschienen.
„Eierlikörtage" und „Tanztee" von Hendrik Groen
Inhalt („Eierlikörtage"): Hendrik Groen mag alt sein (genauer gesagt 83 1/4), aber er ist noch lange nicht tot. Zugegeben, seine täglichen Spaziergänge werden kürzer, weil die Beine nicht mehr recht wollen, und er muss regelmäßig zum Arzt. Aber deshalb nur noch Kaffeetrinken, die Geranien anstarren und auf das Ende warten? Kommt nicht infrage. Ganz im Gegenteil. 83 Jahre lang hat Hendrik immer nur Ja und Amen gesagt. Doch in diesem Jahr wird er ein Tagebuch führen und darin endlich alles rauslassen - ein unzensierter Blick auf das Leben in einem Altenheim in Amsterdam-Nord. (Quelle: HörbuchHamburg)
Inhalt („Tanztee"): Der Alt-aber-nicht-tot-Club von Hendrik Groen und seinen Freunden ist zwar noch ein bisschen älter geworden, aber auch im neuen Jahr sind sie voller Energie - und gewillt, sich die Zeit im Altersheim Amsterdam-Nord so angenehm wie möglich zu machen. Hendrik nimmt den Rentneralltag zwischen Arztbesuchen und Bingoabenden aufs Korn, beschwört die Kraft der Liebe und Freundschaft und findet immer wieder die passenden Worte für unsere verrückte und manchmal schreckliche Welt, der ein bisschen mehr Altersweisheit, Humor und Selbstironie verdammt guttun würde.
Nach dem großen Erfolg von „Eierlikörtage" ist „Tanztee" der zweite Streich des liebenswürdigsten und humorvollsten Rentners der westlichen Hemisphäre. Erneut brillant gelesen von Felix von Manteuffel! (Quelle: HörbuchHamburg)
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Die Tagebücher dieses liebenswerten und lustigen Rentners aus den Niederlanden sind einfach köstlich. Ich habe mich beim Zuhören herrlich amüsiert, bestens unterhalten gefühlt und bin mehrmals ins Nachdenken gekommen - über das Alter mit all seinen Begrenzungen, Beschwerden, aber auch Möglichkeiten. Die Stimme des Sprechers Felix von Manteuffel passt perfekt zu Hendrik Groens Charakter und Humor, Manteuffel interpretiert und intoniert aufs Feinste. Ein Hörgenuss!
Inhalt: „Ein wenig Leben" handelt von der lebenslangen Freundschaft zwischen vier Männern in New York, die sich am College kennengelernt haben. Jude St. Francis, brillant und enigmatisch, ist die charismatische Figur im Zentrum der Gruppe - ein aufopfernd liebender und zugleich innerlich zerbrochener Mensch. Wie in ein schwarzes Loch werden die Freunde in Judes dunkle, schmerzhafte Welt hineingesogen, deren Ungeheuer nach und nach hervortreten.„Ein wenig Leben" ist zugleich realistischer Roman und Märchen - ein rauschhaftes, mit kaum fasslicher Dringlichkeit erzähltes Epos über Trauma, menschliche Güte und Erlösung. Es begibt sich an die dunkelsten Orte, an die Literatur sich wagen kann, und bricht dabei immer wieder zum hellen Licht durch. Ein unvergleichlich mutiger und erschütternder Roman über Freundschaft als wahre Liebe - und die Frage, ob sie uns retten kann.(Quelle: HörbuchHamburg)
Die Buchausgaben sind im Piper Verlag erschienen.
„Ein wenig Leben" von Hanya Yanagihara
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Inhalt: Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen, verschwinden lassen oder in Ordnung bringen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman - und natürlich noch viel mehr. „Was man von hier aus sehen kann" ist das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Aber es ist vor allem ein Buch über die Liebe im Modus der Abwesenheit. (Quelle: tacheles!)Dieses Hörbuch ist dermaßen intensiv und stellenweise so tragisch, dass ich zunächst gezögert habe, es mit auf die Highlight-Liste zu setzen. Hier wird in der Vergangenheit des Protagonisten Jude gebohrt. Sehr, sehr tief gebohrt. Traumatische Kindheitserlebnisse kommen ans Licht und lassen den Zuhörer nicht mehr los. Wären da nicht Judes Freunde gewesen, die ihn unterstützen und auffangen, hätte ich das Hörbuch wohl zur Seite gelegt. Aber gerade die innige Freundschaft zwischen Jude, JB, Malcolm und Willem (vor allem Willem!) macht diese Geschichte so faszinierend und hörenswert. Und Hanya Yanagihara! Diese Autorin kann erzählen! Mitreißend und emotional, berührend und eindrucksvoll, tiefsinnig und einfühlsam. Ebenso einfühlsam trägt Torben Kessler Judes Geschichte vor. Er ist ein hervorragender Sprecher mit einer wunderwunderschönen Stimme und dank seiner gekonnten Interpretation ist „Ein wenig Leben" ein grandioses Hörerlebnis - eins, das trotz (oder wegen?) der Tragik und Dramatik einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Die gleichnamige Buchausgabe ist im Hanser Verlag erschienen.
„Was man von hier aus sehen kann" von Mariana Leky
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Eine Geschichte über ein Dorf im Westerwald! Als ich das las, war mein Interesse geweckt und ich musste mir dieses Hörbuch umgehend zulegen. Schließlich habe ich meine Kindheit in Westerwald-Nähe verbracht und den ein oder anderen Ausflug in diese idyllische Gegend (wo der Hund begraben liegt ;-)) gemacht. Mit Hilfe dieses Hörbuchs habe ich den Westerwald nun noch besser kennengelernt. Was für reizende und liebenswerte und interessante Persönlichkeiten es dort doch gibt! 🙂 Mariana Leky hat hier einen originellen und wunderschön erzählten Roman vorgelegt, gewürzt mit feinem Humor und einer Prise Lokalkolorit. Ein Hörbuch, das ich sehr genossen habe - nicht zuletzt wegen der überzeugenden Sprecherin Sandra Hüller.
Die gleichnamige Buchausgabe ist im Dumont Buchverlag erschienen.
„Der Junge auf dem Berg" von John Boyne
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„Wiener Straße" von Sven Regener
Inhalt: „Wiener Straße" beginnt im November 1980 an dem Tag, an dem Frank Lehmann mit der rebellischen Berufsnichte Chrissie sowie den beiden Extremkünstlern Karl Schmidt und H. R. Ledigt in eine Wohnung über dem Café Einfall verpflanzt wird, um Erwin Kacheles Familienplanung nicht länger im Weg zu stehen.
Österreichische Aktionskünstler, ein Fernsehteam, ein ehemaliger Intimfriseurladen, eine Kettensäge, ein Kontaktbereichsbeamter, eine Kreuzberger Kunstaustellung, der Kampf um die Einkommensoptionen Putzjob und Kuchenverkauf, der Besuch einer Mutter und ein Schwangerschaftssimulator setzen eine ... (Quelle: tacheles!)
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Selten habe ich bei einem Hörbuch so sehr gelacht wie bei „Wiener Straße". Selten habe ich mich so sehr über die Figuren eines Romans amüsiert. Denn die schrägen, eigentümlichen und ziemlich verrückten Charaktere sind es, die diesem Hörbuch Kultstatus verleihen. Charaktere, die H.R. Ledigt, P. Immel oder Kacki heißen und die man einfach liebhaben muss. Und dann ist da diese abgedrehte Geschichte, die sich ohne Richtung fortbewegt, aber dennoch für herrliche Unterhaltung sorgt. Ein Hörbuch, das gute Laune macht - gekonnt vorgetragen vom Autor höchstpersönlich.
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