Gehörst Du zum Kreis der 99?

Von Wernerbremen

Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen:
„Die 99 Goldstücke“

„Es war einmal ein mächtiger König, der hatte alles, was man sich nur wünschen konnte. 
Weites, fruchtbares Land, zufriedene Untertanen und eine Schatzkammer, gefüllt bis zur Decke. Trotzdem war der König nicht glücklich.
Der König hatte aber einen Diener, jeden Morgen kam dieser in das Schlafgemach des Herrschers, zog die Vorhänge auf, öffnete die Fensterläden, lächelte und stellte das Frühstück auf das Bett.

Er war stets gut gelaunt und pfiff und sang bei seiner Arbeit.
Eines Tages nun fragte ihn der König: "Sag, was ist Dein Geheimnis?"
"Geheimnis? ich habe kein Geheimnis," erwiderte der Diener.
"Doch", rief der König, "verrate mir, warum Du so glücklich bist."

"Das ist kein Geheimnis, Eure Durchlaucht. Ihr gebt mir Arbeit und Essen, selbst ein kleines Haus am Stadtrand habe ich von Euch bekommen. Ich habe eine liebe Frau und gesunde Kinder.
Warum sollte ich da nicht glücklich sein?"
"Sprich die Wahrheit, Bursche, das alles sind keine Gründe zum Glücklichsein, lügst Du weiter, werde ich Dich strafen lassen."

"Aber das ist die Wahrheit, "beharrte der Diener, verließ das Schlafgemach und schloss die Tür hinter sich.
Der König war wütend, er ließ seinen Berater, einen alten, weisen Mann kommen, um ihn um Rat zu fragen. "Warum ist dieser Diener glücklich?" fragte er.
"Nun," antwortete der Alte, er gehört nicht zum Kreis."

"Zum Kreis? Welchem Kreis?"
"Dem Kreis der 99!" antwortete der Alte.
"Und das reicht, um glücklich zu sein," fragte der König weiter. "Nein, aber es reicht, um nicht unglücklich zu sein!"

Der König verstand nicht und so machte sich der Alte daran, es
ihm zu erklären:
"Hört, Majestät, kommt heute Abend, wenn es dunkel wird, vor die Tore des Palastes und bringt einen Sack voller Goldstücke mit. Aber zählt genau, es müssen genau 99 Goldstücke sein, nicht 98 und nicht 100. Dann werde ich Euch zeigen, was ich meine."

Der König tat, wie ihm geheißen, und kam am Abend mit einem Säckchen, in dem sich 99 Goldstücke befanden, vor die Tore des Palastes. 
Dort wartete schon der Alte und zusammen machten sie sich auf den Weg zum Rande der Stadt, dort, wo der Diener sein kleines Häuschen hatte. Sie versteckten sich hinter einem Gebüsch und warteten darauf, dass die Nacht hereinbrach.
Als sich nun die Dämmerung senkte, schlich sich der alte Ratgeber zum Haus, band das Säckchen mit den Goldstücken an die Türklinke und klopfte. Dann eilte er schnell zurück in sein Versteck.
Der Diener, welcher in der Küche saß, hörte das Klopfen und öffnete die Tür.
Aber da war niemand zu sehen, nur ein Beutel hing an der Türklinke.

Der Diener öffnete ihn und drückte ihn gleich an sein Herz.
Schnell schloss er die Tür und rannte in die Küche. Dort rief er seine Frau: "Wir sind reich, wir sind reich!" Und er leerte den Inhalt des Beutels auf den Küchentisch.
Soviel Geld, für ihn, der noch nie in seinem Leben auch nur 1 Goldstück verdient hatte.
Er begann zu zählen: 1,2,3....97,98,99. Der Diener und seine Frau begannen in der Küche zu suchen, unter dem Tisch und in allen Winkeln, aber wo sie auch schauten, sie konnten das fehlende Goldstück nicht finden. Es blieben 99.

"Hundert Goldstücke, das ist eine runde Zahl, aber 99", sagte der Diener," Mit 100 Goldstücken könnte ich aufhören zu arbeiten. Wir hätten genug Geld bis an unser Lebensende."
So setzten sie sich an den Tisch und berieten, was sie machen könnten, um das fehlende Goldstück zu verdienen.
"Ich könnte auch noch nachts arbeiten," sagte der Diener.
"Ich könnte mich als Magd verdingen," sagte die Frau.
"Wir könnten weniger essen und den Kindern in diesem Jahr keine Schuhe kaufen!"
So beratschlagten und berieten sie sich die ganze Nacht, aber beim Morgengrauen erkannten sie, dass es ihnen, egal wie sie es auch anstellen mochten, nicht möglich war, das fehlende Goldstück zu verdienen.
Am nächsten Tag kam der Diener in das Schlafgemach des Königs, um ihm das Frühstück zu bringen. Er war unausgeschlafen und mürrisch! "Was ist mit Dir?" fragte der König. "Nichts", antwortete der Diener.

Seit jenem Tag war der Diener unzufrieden. "Was hat er denn so plötzlich?" fragte der König den weisen alten Mann. "Nun", antwortete dieser, "Jetzt gehört er zum Kreis der 99!"

Ihr Lieben,

ich möchte es gleich klarstellen, ich gehöre nicht zum Kreis der 99 und ich möchte auch niemals dazugehören.
Diese kleine tiefsinnige Geschichte zeigt uns in aller Deutlichkeit, worauf es ankommt, wenn wir zufrieden und glücklich leben wollen.
Ich mag diese kleine Geschichte deshalb so sehr, weil sie eben NICHT fordert:
„Wenn Du glücklich und zufrieden sein willst, musst Du in Schutt und Asche gehen und Dich mit ganz Wenigem bescheiden!“

Gegen Besitz, gegen Wohnstand, gegen das Ziel, sich etwas aufzubauen, sich etwas anzuschaffen, sich einen Traum zu verwirklichen, ist nichts einzuwenden.

Wichtig ist aber, dass wir die Gefahr des „Mehr-Haben-Wollens“ sehen.

Das „Mehr-Haben-Wollen“ ist
der Tod der Zufriedenheit und des Glücklichseins.

Der Diener in unserer Geschichte hätte doch eigentlich vor Dankbarkeit aus seine Knie sinken sollen:

Er hatte mit den 99 Goldstücken einen Reichtum bekommen, wie er ihn niemals besessen hatte, aber statt sich über die 99 Goldstücke zu freuen, richtete sich sein ganzes Bestreben darauf, mehr zu bekommen, das 100. Goldstück!
Ich habe einmal einen sehr interessanten Bericht über Lottomillionäre gelesen.

Was ich nicht wusste, es ist die Gruppe unter den Menschen mit der höchsten Selbstmordrate.
Der große Lottogewinn hat in vielen Fällen (nicht in allen!) keine Zufriedenheit ausgelöst, sondern den Wunsch nach noch mehr Geld und es soll sogar Lottogewinner gegeben haben, die einen großen Teil ihres Gewinns in neue Lottoscheine investiert haben (vergeblich!), um neues Glück zu erzwingen.

Quelle: www.wikipedia.de


Auch mir begegnen immer wieder Menschen, denen es finanziell gut geht, die zufrieden sein könnten, es aber nicht sind.
Sie sagen: „Wenn ich dieses oder jenes noch hätte, dann wäre ich zufrieden und glücklich."
Und so jagen sie der Erfüllung ihrer Wünsche hinterher und merken gar nicht, dass jede Erfüllung eines Wunsche bei ihnen mindestens zwei neue Wünsche gebiert, sie also niemals zufrieden werden.

Deshalb, Ihr Lieben, wünsche ich Euch von ganzem Herzen, dass Ihr Euren Blick auf das richtet, was Ihr habt (die 99 Goldstücke) und nicht den Blick richtet auf das, was Ihr nicht habt (das 1 Goldstück).

Das ist das tiefe Geheimnis: In der Blickrichtung liegt die Entscheidung darüber, ob Ihr zufrieden und glücklich seid oder ob Ihr unzufrieden und glücklich seid.

Ich wünsche Euch von Herzen einen LKW voll Zufriedenheit, ich wünsche Euch einen Güterzug voll Glücklichsein und den Blick des Zufriedenen, der sich auf das richtet, was er hat.

Ich wünsche Euch einen fröhlichen Nachmittag und grüße Euch ganz herzlich aus Bremen, wo der Regen langsam nachlässt.

Euer zufriedener und glücklicher Werner vom Weserstrand

Quelle: www.frankschlitt-fotografieren.de