Eine Wanderung, einsam und abwechslungsreich. Tiefblicke auf den Königssee begleiten die Tour, auf deren unmarkierten Wegen meist nur Einheimische unterwegs sind.
Das Hohe Brett ist neben dem Hohen Göll, dem Watzmann oder dem Schneibstein einer der beliebtesten Gipfel rund um Berchtesgaden. Die meisten Wanderer zieht es über das Stahlhaus oder den Jenner, auf den man auch im Sommer mit der Bahn hochfahren kann, auf den 2.340 Meter hohen Berg.
Nur wenige kennen die dritte Aufstiegsmöglichkeit. Über die Brettgabel führt ein unmarkierter und deshalb außerhalb von Berchtesgaden relativ unbekannter Steig, hinauf auf das Hohe Brett.
- Ausgangspunkt: Parkplatz Hinterbrand, Schönau am Königssee
- Höhenmeter: 1.200
- Dauer: fünf bis sechs Stunden
Auf die Brettgabel
Die Brettgabel (1.805) liegt an den nördlichen Ausläufern des Hohen Bretts und ist wegen seiner geringen Höhe ein beliebtes Ziel für Vormittags- oder Feierabendtouren. Von dem kleinen Gipfel genießt der Wanderer ein fantastisches Panorama über das Berchtesgadener Land. Die niedrigen Baumwipfel geben den Blick auf Königssee, Watzmann und Hochkalter frei.
Die Brettgabel erreicht man auf einem unmarkierten, aber stets gut sichtbaren Steig. Vom Parkplatz Hinterbrand führt links eine Schotterstraße in den Wald hinein. Wer auf die Brettgabel will, wandert kurz auf der Forststraße und zweigt nach der zweiten Kehre etwa 80 Meter nach einem Schranken links auf einen gut erkennbaren Steig ab.
Durch das Nadel- und Blätterdach des Mischwaldes fallen erste Sonnenstrahlen. Der Schnee, der sich in den letzten Tagen auf den Wipfel gesammelt hat, beginnt zu schmelzen und in dicken Tropfen zu Boden zu prasseln.
Dieses klingende Schauspiel begleitet den Wanderer, bis er den Wald an einer Almwiese verlässt. Am Waldrand überquert man einen Weidezaun. Dann zweigen gleich mehrere Pfade ab. Man hält sich links und stapft in steilen Serpentinen auf eine Felsstufe zu.
Der Steig hat sich an den Regen- und Schneefällen der letzten Tage sattgesoffen. Knöcheltief versinken die Schuhe im Schlamm. Die Sohlen finden keinen Halt. Zwei Schritte nach vor bedeuten einen zurück.
Der Weg wird steiler und schneereicher und führt bald durch Latschen über felsiges Gelände. Trotz Schneebedeckung ist er gut erkennbar und links rückt die Brettgabeln ins Blickfeld.
Direkt am Felsabbruch stehen zwei Gämse am Gipfel und genießen ihre Hoheit über das Berchtesgadener Land. Der Steig überquert ein kleines Schotterfeld und wird etwas anspruchsvoller. Die Schwierigkeiten halten sich aber in Grenzen. Durch eine Rinne geht es empor bis zur Brettgabel.
Auf dem kleinen Gipfel steht ein Kreuz. Viel Platz ist hier nicht. Platz genug aber, um den fantastischen Blick hinab zum Königssee und hinüber zum Watzmann zu genießen.
Von der Brettgabel auf das Hohe Brett
Der Weiterweg auf das Hohe Brett führt den Wanderer zurück in die Latschen und links ein Steilstück hinauf, bis er auf eine weite Wiese gelangt.
Hier stellen sich erstmals die umliegenden Gipfel ins Blickfeld. Etwa der Kehlstein und der Hohe Göll. Die beiden verbindet der Mannlgrat, dessen Konturen der letzte Schneefall perfekt in Szene setzt.
Der weitere Routenverlauf bietet zwei Optionen: entweder quert man rechts hinüber zum Normalweg oder man steigt gerade aus weiter den Rücken des Hohen Bretts hoch, bis man direkt auf den Gipfel gelangt. Beide Varianten sind sporadisch mit Steinmännchen gekennzeichnet und etwa gleich lang.
Wir entscheiden uns für den Weg dazwischen. Queren rechts hinüber, aber nicht weit genug, steigen wieder steil auf und treffen auf Variante eins, auf der wir bis zum Gipfel bleiben.
Der Wind hat in stürmischer Kleinarbeit fantastische Skulpturen aus Schnee und Eis geschaffen. Gipfelkreuz und Wegweiser sind von dickem Anraum überzogen. Wie tausend kleine Nadeln stehen die Miniatureiszapfen vom Holz ab.
Über die Mitterkaseralm zurück nach Hinterbrand
Wir entscheiden uns, den Abstieg über den Normalweg zu begehen und folgen den Wegweisern Richtung Stahlhaus. Bis zu einem Sattel auf etwa 1.900 Metern Seehöhe müssen wir mehrere Passagen überwinden, die mit Drahtseilen versichert sind.
Lange bleiben wir nicht auf dem markierten Steig. Der Normalweg würde über das Stahlhaus und den Jenner zur Mitterkaseralm führen. Auf der Höhe des Sattels zweigen wir rechts in einen Graben ab und kürzen den Normalweg über einen gut sichtbaren Pfad direkt zur Alm ab.
Der Graben verwandelt sich bald in ein verträumtes Märchenland. Nebel zieht durch den Lärchenwald, Bächlein gluckern und Gämse tummeln sich haufenweise auf den Schotterhängen. Sie nützen die tiefen, ungestörten Lagen und rupfen Gras aus dem kargen Boden.
Von der Mitterkaseralm wandert man auf bekannten und gut beschrifteten Wegen zurück zum Parkplatz Hinterbrand.
Tourdaten
- Höhenmeter: 1.200
- Länge: 9,8 Kilometer
- Dauer: 4-6 Stunden (je nach Schneelage)
- Schwierigkeit: einfach