Kahla. Noch am 18. Februar 1943 hatte Reichspropagandaminister Goebbels den “totalen Krieg” ausgerufen.
Von dieser reichsweiten Aktion, die unter strengster Geheimhaltung durchgeführt wurde, war Mitteldeutschland besonders betroffen. Nach Thüringen wurden in dieser Zeit mehr als 60 Verlagerungen von Rüstungsbetrieben vorgenommen. Ein Großteil dieser Standorte wurde erst nach 1990 bekannt.
Markus Gleichmann und Ronny Dörfer, zwei enthusiastische, noch relativ junge Freizeit-Forscher und aktive Mitglieder im Geschichts- und Forschungsverein Walpersberg e. V., beschäftigen sich intensiv mit der Erforschung und Dokumentation von Militär- und Rüstungsobjekten im Dritten Reich. Die Ergebnisse ihrer Spurensuche sind in dem reich bebilderten Sachbuch “Geheimnisvolles Thüringen” (Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft Zella-Mehlis/Meiningen, 320 S., 19,90 Euro) nachzulesen.
Mit ihrer Publikation wollen die Autoren auf die “starke Verquickung der Rüstung mit der Wirtschaft und dem zivilen Leben am Ende des Zweiten Weltkrieges” aufmerksam machen. Gleichzeitig erinnern sie auch an die unmenschlichen Arbeitsbedingungen, denen vor allem Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge ausgeliefert waren. Nach einer umfassenden Einleitung zu den historischen Hintergründen der “Aktion Untertageverlagerung” werden 73 Objekte aus den vier Thüringer Regionen vorgestellt, wobei natürlich Anlagen wie die Raketenfabriken Mittelwerk (Kohnstein), REIMAGH Walpersberg (Kahla), aber auch der Bau des geplanten letzten Führerhauptquartiers im Jonastal bei Arnstadt mit ihren Dimensionen herausragen.
Die Publikation besticht durch das vielfältige Material, angefangen von unzähligen Detailkarten, Fotos, Plänen, Luftbildern, Tabellen nebst Geokoordinaten. Damit ist es möglich, selbst vor Ort zu recherchieren. Wer sich heute mit der Geschichte des Uranbergbaus in Ostthüringen beschäftigt, stößt in Ronneburg auf den Ort der vorletzten Verbringung der Reichsradiumreserve. Weniger bekannt sein dürfte, dass große Teile der Laboratorien der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in die Lederwerke Dix in Weida verbracht wurden.
Decknamen wie “Meta” und “Klippfisch” geben Hinweise auf geplante oder durchgeführte Verlagerungen von Maschinen, Akten und Kunstgegenständen in Gera, zum Beispiel in der Riebeck-Brauerei und im Höhlersystem unter der Altstadt. Eine Fotodokumentation am Ende des komplexen Buches zeigt den Jetzt-Zustand der ehemaligen Geheimobjekte.
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