Gehe hin, stelle einen Wächter von Harper Lee – Rezension

20 Jahre später …

Harper Lee hat bisher nur einen Roman veröffentlicht, doch dieser hat der US-amerikanischen Schriftstellerin Weltruhm eingebracht: „Wer die Nachtigall stört“, erschienen 1960 und ein Jahr später mit dem renommierten Pulitzer-Preis ausgezeichnet, ist mit 40 Millionen verkauften Exemplaren und Übersetzungen in mehr als 40 Sprachen eines der meistgelesenen Bücher weltweit. Mit „Gehe hin, stelle einen Wächter“ – zeitlich vor „Wer die Nachtigall stört“ entstanden – erscheint nun das Erstlingswerk. Das Manuskript wurde nie veröffentlicht und galt als verschollen – bis es eine Freundin der inzwischen 89-jährigen Autorin im September 2014 fand. In „Gehe hin, stelle einen Wächter“ treffen wir die geliebten Charaktere aus „Wer die Nachtigall stört“ wieder, 20 Jahre später: Eine inzwischen erwachsene Jean Louise Finch, „Scout“, kehrt zurück nach Maycomb und sieht sich in der kleinen Stadt in Alabama, die sie so geprägt hat, mit gesellschaftspolitischen Problemen konfrontiert, die nicht zuletzt auch ihr Verhältnis zu ihrem Vater Atticus infrage stellen. Ein Roman über die turbulenten Ereignisse im Amerika der 1950er-Jahre, der zugleich ein faszinierend neues Licht auf den Klassiker wirft. Bewegend, humorvoll und überwältigend – ein Roman, der seinem Vorgänger in nichts nachsteht. (Quelle: Verlagsseite)

Wer die Nachtigall stört gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern und so war ich sehr neugierig auf das Vorgängerbuch, das zeitlich 20 Jahre später angesiedelt ist. Es wurde sehr viel Werbung über dieses Buch gemacht, es gab einige Specials, ich konnte gar nicht daran vorbei gehen. Die Erwartungshaltung war entsprechend hoch …

… doch schon lange habe ich mich mit einem Buch nicht mehr so schwer getan wie mit diesem Buch. Viele Jahre sind vergangen und nicht nur Scout hat sich verändert. In vielen Rückblenden lässt Harper Lee Scouts Kindheit wieder aufleben und mich in Erinnerungen schwelgen. Nette Anekdoten aus der Vergangenheit rund um Maycomb runden die Reise in die Vergangenheit ab. Dennoch plätschert die Geschichte anfangs so vor sich hin, sprachlich konnte sie mich auch nicht wirklich begeistern. Lediglich die Dialoge sind brillant, vor allem wenn Scouts Onkel, Dr. Jack Finch redet. Er ist für mich die Schlüsselfigur in diesem Buch, die Atticus in den Hintergrund drängt und Scout mehr als einmal zur Vernunft bringt. Im Gegensatz zu „Wer die Nachtigall stört“ lebt dieses Buch von den Dialogen und Beschreibungen. Zwischendurch verfiel es in Langatmigkeit, manche Anekdoten ergaben für mich nicht so wirklich Sinn und mir fehlte der Bezug zum Hauptthema. Und zum Titel, der zwar erklärt wird, den ich aber dennoch nicht für gut gewählt halte.

Ein weiteres Problem war für mich Scout. So cool und taff ich sie als Mädchen fand, so zickig und nervig wirkte sie auf mich als junge Frau. Für mich ist es meistens wichtig, dass ich die Hauptperson mag, da ich mich ja die meiste Zeit mit ihr beschäftige. Und mir fiel es ziemlich schwer, die junge Frau zu mögen, die mich als Kind so begeistert hat. Ich konnte viele ihrer Reaktionen nicht verstehen und hätte sie genau hingehört und geschaut, wäre es zu dem Konflikt mit Atticus erst gar nicht gekommen.

So war meine Enttäuschung vorprogrammiert. Ohne „die Nachtigall“ hätte mir das Buch bestimmt viel besser gefallen, aber so war meine Erwartungshaltung einfach zu hoch.

Die Autorin

Harper Lee wurde 1926 in Monroeville/Alabama geboren. Sie studierte ab 1945 Jura an der Universität von Alabama, ging aber vor dem Abschluss nach New York und arbeitete bei einer internationalen Luftverkehrsgesellschaft. Für das 1960 veröffentlichte Debüt und ihr bisher einziges Buch „Wer die Nachtigall stört“ erhielt sie mehrere Preise u.a. den Pulitzer-Preis. Der Roman zählt zu den bedeutendsten US-amerikanischen Romanen des 20. Jahrhunderts, wurde in 40 Sprachen übersetzt und hat sich international rund 40 Millionen Mal verkauft. „Gehe hin, stelle einen Wächter“ wurde von Harper Lee vor ihrem Weltbestseller „Wer die Nachtigall stört“ geschrieben. Der Roman galt bisher als verschollen und erscheint nun, fast sechzig Jahre später, weltweit zeitgleich. Harper Lee, 2007 mit der amerikanischen Freiheitsmedaille des Präsidenten ausgezeichnet, lebt heute zurückgezogen in ihrem Heimatort Monroeville/Alabama.

„Gehe hin, stelle einen Wächter“ ist im DVA Belletristik Verlag erschienen.

Leseprobe

Meine Rezension bei Amazon und weitere Infos zum Buch findet ihr hier


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