Gegen Handy-Abofallen erfolgreich wehren

Es ist wie es ist. Irgendwann kann es Jedem passieren, da kann man noch so vorsichtig sein. Man tappt in eine Abofalle.

Zur Geschichte: Seit vielen Jahren habe ich einen Mobilfunkvertrag bei ein und demselben Anbieter, dazu eine Partnerkarte. Beide Tarife sind (iPhone)Smartphone-Tarife. Abgerechnet wird über eine Rechnung. Als ich die letzte Rechnung vom März überflog dachte ich mir, hier stimmt was nicht. Außerdem war sie ungewöhnlich hoch, da die Tarife Flatrates beinhalten und dadurch mehr oder weniger monatlich gleich ist. Am Ende der Rechnung fand sich die Auflösung. “Nutzung Sonderdienste Fremdanbieter brutto”. Zwei Positionen mit jeweils 9,98 €. Eingezogen für die JXXXX XXXXXXX GmbH Berlin. Völlig unbekannt dachte ich mir, bis ich die Emailadresse las: info[@]jxxxx.xxx. Jetzt schwante es mir, die hattest du schon mal gehört. Sofortmaßnahme: Anruf bei meinem Mobilfunkbetreiber, da nicht ersichtlich war, unter welcher Nummer von beiden der Dienst/das Abo abgeschlossen wurde. Auskunft prompt und schnell: Meine Partnerkarte war es. Als weitere Sofortmaßnahme empfahl die nette Telefonstimme am anderen Ende, ich solle eine SMS mit Inhalt “Stop alle” an 33333 senden. Gesagt getan, Abo(s) gestoppt.

Aber das wollte ich so nicht hinnehmen. Da ich mir sicher war, dass keiner von uns beiden (bewußt) ein Abo abgeschlossen hat, war ich der Meinung das Geld hole ich mir wieder. Nach entsprechender Recherche fand ich in einigen älteren Foren einige Hinweise und verfasste folgende Email:

(Empfänger, Anbieter ist aus der Rechnung des Mobilfunkbetreibers ersichtlich)

(Absender)

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich erhielt am heutigen Tag durch meinen mobilen Telekommunikations Vertragspartner (mobilcom-debitel GmbH, 99076 Erfurt) die Abrechnungsdaten meiner monatlichen Rechnung. Zu meinem Erstaunen entdeckte ich dort die Abrechnung einiger Mehrwertdienste (Daten) unter meiner Mobilfunknummer 0171 XXXXXXX.

Auf Nachfrage bei der mobilcom-debitel GmbH am 16.XX.2012 wurde mir erklärt das diese Mehrkosten durch Ihr Unternehmen erhoben werden. Als Dienst sind Sonderdienste angegeben:

XX.XX.2012 13:XX Uhr FXX MXXXXX Distribution, 4,9900€
XX.XX.2012 07:XX Uhr FXX MXXXXX Distribution, 4,9900€
XX.XX.2012 07:XX Uhr FXX MXXXXX Distribution, 4,9900€
XX.XX.2012 07:XX Uhr FXX MXXXXX Distribution, 4,9900€

Hiermit versichere ich das ich zu keinem Zeitpunkt ein Abo oder irgendeinen anderen Dienst gewünscht, bzw. genutzt und auch nicht zugestimmt habe.

Den angeblich abgeschlossenen Vertrag fechte ich vorsorglich wegen arglistiger Täuschung an. Zudem widerrufe ich diesen Vertrag hilfsweise nach den Vorschriften über Fernabsatzverträge. Höchst vorsorglich erkläre ich die Anfechtung wegen eines Irrtums über den Inhalt der abgegebenen Willenserklärungen, hilfsweise kündige ich fristlos. Dies möchte ich aber ausdrücklich nicht als Eingeständnis und Zustimmung zu einem Abovertrag gewertet wissen.

Aufgrund dessen fordere ich Sie hiermit auf, mir den nach meiner festen Überzeugung ungerechtfertigt in Rechnung gestellten Betrag über 19,9600 EUR auf mein Bankkonto zurück zu überweisen. Meine Bankverbindung lautet: XXX, Kontonummer: XXX, BLZ: XXX.

Zudem wünsche ich die von mir gegebenenfalls gespeicherten Daten aus Ihrem System zu löschen, sofern diese nicht zur Bearbeitung meiner Reklamation benötigt werden. Für die Bearbeitung und Rücküberweisung des oben geforderten Geldbetrages setze ich hiermit eine Frist von 14 Werktagen = 05.XX.2012 .

Sollte bis zu diesem Zeitpunkt kein vollständiger Zahlungseingang auf meinem Konto eingegangen sein, behalte ich mir vor einen Rechtsbeistand zu nehmen und diesen Vorgang an diverse Medienvertreter zu übergeben. Zudem wünsche ich die schriftliche Bestätigung dieses Schreibens. Der Verwendung meiner persönlichen Daten durch Dritte stimme ich nicht zu.

Der Wortlaut dieser Email geht gleichlautend an die Verbraucherzentrale Sachsen. Der Vorgang wurde außerdem an die Regulierungsbehörde der Bundesnetzagentur gemeldet. Bei meinem Provider mobilcom-debitel GmbH wurde Ihrer Forderung widersprochen.

Mit freundlichen Grüßen

Diese Email habe ich am 16.03.2012 abgeschickt. Die Verbraucherzentrale Sachsen wurde in Kopie gesetzt. Die Regulierungsbehörde infomiert und bei meinem Provider schriftlich gegen die Teilforderung widersprochen. Sicherlich ein enormer Aufwand für knapp 20 €. Aber hier ging es ums Prinzip. Denn Abofallen sind mittlerweile in Spielen, Werbung oder in App’s auf Smartphones versteckt. Man merkt es selbst nicht, wenn man ein Abo abschließt. Einverständniserklärung Fehlanzeige, ein Klick genügt um in der Kostenfalle zu sitzen. Ehrlich gesagt hatte ich nicht wirklich an eine Antwort geglaubt. Aber sie kam mit folgendem Wortlaut:

Sehr geehrter Herr XXX,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir bestätigen Ihnen die Kündigung zum 18.XX.2012.

Die letzte Berechnung erfolgte am 12.XX.2012. Bitte beachten Sie, dass die Kosten für unsere Dienste u. U. noch ein weiteres Mal auf Ihrer Mobilfunkrechnung erscheinen können, da die Netzbetreiber die Rechnungen Dritter immer rückwirkend geltend machen.

Im Einklang mit unserer Firmenphilosophie, ausschließlich aus Gründen der Kulanz und ohne Anerkennung einer Rechtspflicht erklären wir uns bereit, eine Erstattung in Höhe von 19,96 EUR vorzunehmen.

Soeben haben wir Ihre Erstattung in Auftrag gegeben. Dieser Vorgang kann bis zu 20 Werktage in Anspruch nehmen. Mit der vorgenommenen Erstattung betrachten wir den Vorgang als erledigt.

Um Missverständnisse zu vermeiden, haben wir Ihre Mobilfunknummer für weitere Bestellungen gesperrt. Ihr Mobilfunkanbieter wird Sie sicher gern beraten, welche weiteren Alternativen es gibt, Sonderdienste generell für den betreffenden Anschluss zu sperren.

Mit freundlichen Grüßen

XXX

Ihr JXXXX Kundenservice

Man beachte bitte den letzten Absatz. Da gemäß Auskunft meines Mobilfunkbetreibers eine grundsätzliche Sperre dieser Dienste (noch) nicht möglich ist, hat das der Anbieter gleich selbst übernommen. Seid Ihr auch schon in eine Abofalle getappt? Wenn ja, habt Ihr es hingenommen, oder seid Ihr dagegen vorgegangen?

Dieser Artikel stellt keine Rechtsberatung dar. Eine mögliche Verwendung erfolgt auf eigene Gefahr. Eine Haftung wird ausdrücklich ausgeschlossen.


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