"Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance"

Von Collectionofbookmarks

Ich muss ehrlich sagen, dass Titel, in denen solche Begriffe wie Schicksal und Glück auftauchen, erst einmal abschreckend auf mich wirken, da sie oftmals eine ziemlich kitschige, überdramatische Story versprechen - ganz nach dem Motto: wir springen mal auf den Das Schicksal ist ein mieser Verräter-Zug auf, damit die Leser nach uns greifen, aber qualitativ stehen wir einige Stufen unter diesem Buch. Dann noch ein Cover ohne Fotos oder Illustrationen, schon glaubt man, einen tiefsinnigen Roman in den Händen zu halten und erfüllt damit wahrscheinlich genau den Plan, den die Verlage verfolgten. Und, ist nun Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance eines dieser Bücher? Ich sag's mal so: teilweise...
Es stimmt, Lucille hat es nicht leicht. Erst die Sache mit ihrem Vater, dann verschwindet ihre Mutter, ihre kleine Schwester muss umsorgt werden und als ob das nicht schon genug wäre, ist sie auch noch in einen vergebenen Jungen verliebt. Das Chaos ist perfekt. Zum Glück hat sie Freunde, die sie unterstützen und helfen, wo sie nur können, doch auch Lucille muss einige Opfer bringen, um nicht auch noch den Rest ihres Lebens zu verlieren. Klingt dramatisch, oder? Ist es auch. In meinen Augen sogar etwas zu dramatisch, und an vielen Stellen der absolute Katastrophen-Overload für den Leser. Denn egal wie schlimm die Lage ist, in der sich die Protagonistin gerade befindet, die Autorin setzt kurz darauf noch etwas drauf und zwingt den Leser sozusagen zum Mitleid. Sie drängt es ihm auf, lässt ihn gar nicht entscheiden, ob er Lucille nun mag oder nicht, denn wer sie nicht leiden kann, muss ja zweifelsohne böse und herzlos sein.
Somit ist Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance ein typisches Weniger-Wäre-Mehr-Buch, was den Leser zwar dazu bringt, Mitgefühl mit der Protagonistin zu haben, ihn aber auch ein wenig mit den vielen dramatischen Wendungen erstickt. Besonders die letzte Katastrophe hätte nicht sein müssen und zog die ganze Sache eigentlich nur ins Lächerliche. Mir wäre es wesentlich lieber gewesen, wenn sich die Autorin dafür tiefer mit der Elternproblematik beschäftigt, oder jedenfalls einen vernünftigen Weg der Problemlösung ausgearbeitet hätte. So endete der Roman jedoch lachhaft einfach und machte die ganzen Ärgernisse davor nichtig.
Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass viele Leser dieses Buch lieben werden (wofür bereits die vielen positiven Stimmen zur Originalausgabe sprechen). Wer also ein kurzweiliges, dramatisches Buch möchte, mit einem überperfekten Jungen und vielen Katastrophen, der hält hier das Richtige in den Händen. Für mich war es jedoch nur mittelprächtig.