SZ, Seite 3, 5.8.2015: Im Bann von Bahrain
Mein Jugend-Freund Jürgen Ziebell (50) sitzt auf der Insel fest – wegen nichts!
So eben las ich wie hypnotisiert einen Beitrag in der Süddeutschen Zeitung, der mich ganz durcheinander brachte. Für einmal fehlen mir die Worte! Wo fange ich an? Vielleicht einfach mal so: Ich war gerade 19 Jahre als ich einen wunderbaren, verdammt gut aussehenden, liebenswerten und allzeit hilfsbereiten Hanseaten kennen lernte. So einen hübschen Kerl hätte ich damals gern meinen Freund genannt, doch er war mit meiner einstigen besten Freundin liiert und von daher strengstens tabu für mich!
Seit wenigen Wochen trainiert Jürgen Ziebell im Fitness-Studio wieder in Manama.
Während meiner Zeit als Volontärin bei der B.Z. in Berlin (1986 bis 1988), verloren wir uns aus den Augen. Doch spätestens als ich meine erste Redakteursstelle bei Bild am Sonntag im Februar 1988 in Hamburg antrat, liefen wir uns erneut über den Weg. Als rasende Bams-Reporterin jetete ich durch die Welt. Jürgen arbeitete als DV-Kaufmann, heute ist das die berühmte Welt der IT. Kein Leben für mich. Ja, vielleicht ist das der Grund, warum wir uns im Laufe der Zeit erneut aus den Augen verlieren sollten. Ich war immer auf dem Sprung und wähnte Jürgen im sicheren Hafen der IT-Branche.
Im Mai 2011 entdeckte ich Jürgen dann auf Facebook wieder. Dann und wann lass ich einige Posts auf seiner Seite. Nichts auffälliges oder ungewöhnliches… Wie immer. Tja. Ich hätte mir ein wenig mehr Zeit nehmen sollen, denn so eben durfte ich in der Süddeutschen Zeitung seine Lebensgeschichte lesen, die sich alles andere als bieder hanseatisch und langweilig liest. Sein Schicksal haut mich um und berührt mich tief:
Seit drei Jahren wird Jürgen Ziebell auf Bahrain, ein winziger Golfstaat, festgehalten. Er darf das Land nicht verlassen. Nein! Er hat sich gar nichts, absolut nichts zu Schulden kommen lassen. Lest diesen spannenden Beitrag über das Schicksal eines Freundes, das jedem von uns widerfahren kann, der gern unternehmungslustig ist, viel reist und auch noch die Nase für gute Geschäft hat:
Süddeutsche Zeitung: In Bann von Bahrain
Nachsatz: Soeben tauschten Jürgen und ich uns via Messenger aus. Mit seiner freundlichen Erlaubnis darf ich sein Statement veröffentlichen:
«Hallo, JJ ! Danke für Deine Nachricht und keine Sorge, ich bilde ja auf Facebook das ab, was im Grunde normales Leben ist und verdränge damit auch die “Gefangenschaft”. Das war vor drei Jahren noch anders, da habe ich viel häufiger zu dem Thema gepostet.
Aufmerksamkeit ist wichtig. Daher bin ich über den Artikel von Stefan Klein in der Süddeutschen auch sehr glücklich. Zuvor hatte ich ja schon Beiträge in der MoPo, Welt, RTL Nord, Panorama 3, aber die Recherche-Qualität liess doch meistens zu Wünschen übrig.
Hilfe haben schon unzählige gute Freunde, Bekannte, Politiker bis hin zu Guido Westerwelle angeboten. Doch es hat bisher zu nichts geführt. Leider sind die Behörden hier vor Ort extrem starrsinnig, vor allem, wenn man ihnen klar macht, dass Sie etwas echt falsch machen und dass sie doch mal bitte Menschenrechte wahren sollen. Dennoch bin ich überzeugt, dass Hilfe nur über das Auswärtige Amt kommen kann.»
Stichwort das Auswärtige Amt. Eine Adresse, die viele von uns immer wieder benötigen, wenn wir im Ausland in Not geraten. Ich habe Jürgen versprochen, dass ich ihn schon sehr bald besuchen komme. Bahrain ist nur drei Flugstunden von hier entfernt. Ein lieber Freund braucht Hilfe! Dringend. Wer weiss Rat? Bitte meldet Euch bei mir. Demnächst mehr.
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