Gefahrengut von vorgestern

Gefahrengut von vorgestern
Kitty, Daisy & Lewis „Smoking In Heaven“ (Sunday Best)
Emsige Konzerthopper, wieve Szenespezialisten und berufsmäßig Erstinformierte füllen mit ihrer Begeisterung für die drei Tollenträger schon seit knapp sechs Jahren die Speicherplätze von Webservern und die Seiten einschlägiger Musikmagazine, wer wie ich nicht zu diesen Gruppierungen gehört, den erreicht der Hype mit greisenhafter Geschwindigkeit halt erst ein paar Tage später. Was im Grunde genommen aber nicht weiter schlimm ist, weil die Musik der Geschwister Durham so vorgestrig wie zeitlos schön ist und einem jederzeit punktgenau einen Aufwärtshaken versetzen kann.
Natürlich hat sich Musik der Londoner seit ihrem ersten regulären und selbstbetitelten Album aus dem Jahr 2008 trotzdem ein Stück weit geändert. Waren die ersten Stücke noch sehr vom knisternden, handgemachten Probenkellercharme geprägt – erinnert sei vor allem an das grandiose „Honolulu Rock-a Roll-a“, das Banjofestival „Hillbilly Music“ und ein mehr als entspanntes „Swinging Hawaii“ – hat der Sound auf „Smoking In Heaven“ deutlich mehr Volumen und wirkt strenger und klarer arrangiert. Weniger Spielfreude ist trotzdem nicht zu hören, gleich „Tomorrow“ buttert ordentlich los, in die gleiche Kerbe haut später „Don’t Make A Fool Out Of Me“. Spätestens beim messerscharfen „I’m Going Back“ wird klar, dass auch diese Platte eigentlich von Gesetzes wegen mit einem grellgelben Warnhinweis „Vorsicht, leicht entflammbar und hochinfektiös!“ ausgestattet werden müßte.
Bisher eher ungewöhnlich: Es kann auch schon mal länger werden – der schmissige Stomp von „What Quid?“, misst siebeneinhalb, der Titelsong am Schluß sogar knappe neun Minuten, beide Instrumentals haben somit schon annähernde Livequalitäten; dazwischen als Neuzugang im Klangspektrum die lässige Ska-Nummer „I’m So Sorry“. Dieses Album und der Umstand, dass die drei bei ihren Live-Auftritten dem Vernehmen nach von Mum und Dad instrumental verstärkt werden, sollten reichen, allmählich den Hintern hochzubekommen und im Herbst einen der sechs Konzerttermine in Deutschland wahrzunehmen. Wer das nicht schafft, darf weiterschlafen.
http://www.kittydaisyandlewis.com/
16.09. Berlin — Huxleys
17.09. Hamburg — Grünspan
18.09. Köln — Essigfabrik
20.09. Darmstadt — Centralstation
21.09. Stuttgart — Longhorn LKA
24.09. München — Kesselhaus

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