Die gesamtwirtschaftliche Erholung im ersten Quartal 2010 hat zu einer steigenden Nachfrage von Spezialchemikalien und damit zu Versorgungsengpässen und Preissteigerungen bei einigen wichtigen Schlüsselrohstoffen zur Herstellung von Klebstoffen geführt. Darüber hinaus fordern schlechte Ernteergebnisse bei Naturrohstoffen, nicht ausreichende Frachtkapazitäten, aber auch die Euroschwäche die derzeitige konjunkturelle Entwicklung der deutschen Klebstoffindustrie heraus.
Nachdem die petrochemische Industrie im Krisenjahr 2009 die ohnehin knappen Anlagenkapazitäten zur Herstellung von Spezialchemikalien noch einmal deutlich gedrosselt, teilweise sogar dauerhaft stillgelegt hat, kann die zur Zeit stark steigende Nachfrage nach Grundchemikalien nicht ausreichend bedient werden. Darüber hinaus führte eine Missernte bei Naturharzen (Balsamharze) zur einer Verknappung und Verteuerung dieser Naturrohstoffe. Lieferengpässe und Mehrkosten für die Klebstoffindustrie ergeben sich ebenfalls angesichts mangelnder Frachtkapazitäten: europaweit wurden ca. 230.000 Transportfahrzeuge für die Mauterfassung in Deutschland abgemeldet, und Einschränkungen im Schiffsfrachtverkehr erzeugen Auftragsstaus, die sich nach Meinung der Experten erst zum dritten Quartal 2010 auflösen werden.
Nach Auskunft des Industrieverband Klebstoffe (IVK) ist die Versorgungs- und Preissituation derzeit bei Rohstoffen auf natürlicher Basis – insbesondere aber bei petrochemischen Rohstoffen zur Herstellung von Schmelzklebstoffen, bestimmten Dispersionsklebstoffen sowie bei Kontaktklebstoffen als kritisch zu bewerten. Diese Klebstoffsysteme kommen in fast allen Industrie- und Handwerksbereichen zum Einsatz.
Die Gefahr einer Verknappung von Klebstoffen steht allerdings aktuell nicht zu befürchteten; die Klebstoffindustrie begegnet dieser Entwicklung mit Umformulierungen ihrer Rezepturen und Ersatzbeschaffungen alternativer Rohstoffe. Dies ist zwar zeit- und kostenaufwändig, garantiert aber langfristig eine ausreichende Verfügbarkeit von Klebstoffen, so der Düsseldorfer Branchenverband.