Mit Hilfe bildgebender Verfahren fahnden Wissenschaftler nach der neuronalen Signatur von Vorstellungen, Absichten und Gedanken
Aus: Gehirn&Geist;, Juni 2011
Britische Hirnforscher von der University of Cambridge testeten 2010 erfolgreich eine neue "Gesprächstechnik" mit Wachkomapatienten: Betroffene, die keine Anzeichen von Bewusstsein erkennen ließen, sollten auf einfache Fragen mit Ja oder Nein antworten, indem sie sich im Geist vorstellten, sie würden entweder Tennis spielen oder durch ihrer Wohnung gehen. Wie die Analyse der Hirnaktivität ergab, beantworteten eine Reihe der so getesteten Patienten die Fragen klar und eindeutig – allein kraft ihrer Gedanken. Mittels bildgebender Verfahren konnte man also beweisen, dass in einem reglosen Körper ein wacher, mitteilsamer Geist zugegen war. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin Gehirn&Geist; in seiner neuen Ausgabe (Heft 6/2011).
Gehirn&Geist;
GedankenwolkeNoch vor zehn Jahren wäre so etwas undenkbar gewesen. Heute versuchen dagegen viele Neurowissenschaftler, auch die Gedankeninhalte von gesunden Probanden zu eruieren. Neue Methoden des Neuroimaging liefern hierfür die technischen Voraussetzungen. Vor allem dank innovativer Auswertungsverfahren ist man heute in der Lage, sowohl die Inhalte von Wahrnehmungen als auch unbewusste Entscheidungsprozesse aus den Erregungsmustern des Gehirns mit einiger Sicherheit herauszulesen.
Die dafür am besten geeignete Methode ist die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT). Sie nutzt die Tatsache, dass Nervenzellen, die bei bestimmten geistigen Aufgaben vermehrt feuern, eine rasch ansteigende Stoffwechselrate zeigen. Als Folge wird das unmittelbar umliegende Gewebe stärker durchblutet. Per Messung des Sauerstoffgehalts des Bluts lässt sich dann auf die zu Grunde liegende Aktivität schließen.
Die ersten Ansätze zum Gedankenlesen erprobten Forscher auf dem Gebiet der visuellen Wahrnehmung. im Jahr 2005 präsentierten Neurowissenschaftler um Geraint Rees vom University College in London Probanden verschiedene Bilder und konnten anhand der neuronalen Aktivität der visuellen Hirnrinde erkennen, welches Muster die Person jeweils sah. Später gelang es Rees und seinem Kollege John-Dylan Haynes vom Bernstein Center for Computational Neuroscience in Berlin sogar, Reaktionen von Probanden vorherzusagen – noch bevor sie diesen selbst bewusst wurden.
Inzwischen ist das Neuroimaging mentaler Inhalten auch auf anderen Feldern der Kognitionsforschung im Einsatz, so etwa bei Studien zur Entscheidungsfindung. 2008 bat Haynes Freiwillige im Hirnscanner, zu bestimmten Zeitpunkten auf einer Art Fernbedienung nach Belieben den linken oder den rechten Knopf zu drücken. Wieder setzte er auf Analysealgorithmen, die komplexe Aktivitätsmuster mit bestimmten Handlungsentschluss verknüpften.
Auf diese Weise entdeckte Haynes typische Signale im präfrontalen und parietalen Kortex, die das jeweilige Handlungsziel anzeigten – und zwar bis zu zehn Sekunden, bevor der Proband sich zum Tastendruck entschloss! Allerdings gelingen solche Vorhersagen längst nicht in alle Fällen: Die Trefferquote liegt, je nach Vorgehen, bei circa 60 bis 80 Prozent.
Aus: Gehirn&Geist;, Juni 2011
Britische Hirnforscher von der University of Cambridge testeten 2010 erfolgreich eine neue "Gesprächstechnik" mit Wachkomapatienten: Betroffene, die keine Anzeichen von Bewusstsein erkennen ließen, sollten auf einfache Fragen mit Ja oder Nein antworten, indem sie sich im Geist vorstellten, sie würden entweder Tennis spielen oder durch ihrer Wohnung gehen. Wie die Analyse der Hirnaktivität ergab, beantworteten eine Reihe der so getesteten Patienten die Fragen klar und eindeutig – allein kraft ihrer Gedanken. Mittels bildgebender Verfahren konnte man also beweisen, dass in einem reglosen Körper ein wacher, mitteilsamer Geist zugegen war. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin Gehirn&Geist; in seiner neuen Ausgabe (Heft 6/2011).
Gehirn&Geist;
GedankenwolkeNoch vor zehn Jahren wäre so etwas undenkbar gewesen. Heute versuchen dagegen viele Neurowissenschaftler, auch die Gedankeninhalte von gesunden Probanden zu eruieren. Neue Methoden des Neuroimaging liefern hierfür die technischen Voraussetzungen. Vor allem dank innovativer Auswertungsverfahren ist man heute in der Lage, sowohl die Inhalte von Wahrnehmungen als auch unbewusste Entscheidungsprozesse aus den Erregungsmustern des Gehirns mit einiger Sicherheit herauszulesen.
Die dafür am besten geeignete Methode ist die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT). Sie nutzt die Tatsache, dass Nervenzellen, die bei bestimmten geistigen Aufgaben vermehrt feuern, eine rasch ansteigende Stoffwechselrate zeigen. Als Folge wird das unmittelbar umliegende Gewebe stärker durchblutet. Per Messung des Sauerstoffgehalts des Bluts lässt sich dann auf die zu Grunde liegende Aktivität schließen.
Die ersten Ansätze zum Gedankenlesen erprobten Forscher auf dem Gebiet der visuellen Wahrnehmung. im Jahr 2005 präsentierten Neurowissenschaftler um Geraint Rees vom University College in London Probanden verschiedene Bilder und konnten anhand der neuronalen Aktivität der visuellen Hirnrinde erkennen, welches Muster die Person jeweils sah. Später gelang es Rees und seinem Kollege John-Dylan Haynes vom Bernstein Center for Computational Neuroscience in Berlin sogar, Reaktionen von Probanden vorherzusagen – noch bevor sie diesen selbst bewusst wurden.
Inzwischen ist das Neuroimaging mentaler Inhalten auch auf anderen Feldern der Kognitionsforschung im Einsatz, so etwa bei Studien zur Entscheidungsfindung. 2008 bat Haynes Freiwillige im Hirnscanner, zu bestimmten Zeitpunkten auf einer Art Fernbedienung nach Belieben den linken oder den rechten Knopf zu drücken. Wieder setzte er auf Analysealgorithmen, die komplexe Aktivitätsmuster mit bestimmten Handlungsentschluss verknüpften.
Auf diese Weise entdeckte Haynes typische Signale im präfrontalen und parietalen Kortex, die das jeweilige Handlungsziel anzeigten – und zwar bis zu zehn Sekunden, bevor der Proband sich zum Tastendruck entschloss! Allerdings gelingen solche Vorhersagen längst nicht in alle Fällen: Die Trefferquote liegt, je nach Vorgehen, bei circa 60 bis 80 Prozent.