Gedanken und Video zu „Kaufen für die Müllhalde“

Von Hartstein

Liebe Leser,

ich hatte die Ausstrahlung auf Arte empfohlen und habe mir diese Reportage angeschaut. Ich war sehr überrascht und erstaunt über die Dinge, die dort angesprochen wurden.

Es ist schon ungeheuerlich, dass Glühbirnen nur 1000 Stunden halten, weil dies von den Herstellern so gewollt ist. In  Livermore/Kalifornieren ist die älteste Glübirne in Betrieb, die zuletzt den 100. Geburtstag gefeiert hat. Das war für mich bis dato unvorstellbar. Diese Glühbirne wird sogar per Webcam ins Internet gestreamt. Bezeichnend ist, dass es bereits die 3. Webcam ist.

Schuld daran ist die geplante Obsoleszenz. Produkte haben nur eine begrenzte Haltbarkeit. Es wäre ein geringer Aufwand für die Hersteller, Glühbirnen haltbarer zu machen. Leider kommt bei den Hersteller der Profit vor der Qualität. Es gibt genügend Patente auf Glühbirnen, die locker 100.000 Stunden halten, es findet sich nur kein Produzent. Das entspricht 11 Jahre dauerleuchten.

Allein die Vorstellung ist faszinierend. Ich tausche eine Glühbirne aus und erst mein Enkel muss für Ersatz sorgen. Wie toll wäre das auch für die Umwelt. Klar ist auch, die Glühbirne würde erheblich teurer sein, ich schätze so um die 50-100 €, aber das wären auch nur maximal 1 € pro Jahr.

Ein anderes Beispiel sind Nylonstrümpfe. Diese waren am Anfang wirklich reißfest. Der Nylonfaden ist sehr robust und dieser hat sich gegenüber heute nicht verändert. Es gibt einen sehr einfachen Grund, wieso diese Strümpfe nur kurze Zeit ohne Laufmaschen auskommen. Die Firmen hatten entdeckt, dass diese Strümpfe lange halten. Somit konnten die Hersteller nicht genug Geld damit verdienen. So fingen diese an zu forschen, um die Haltbarkeit zu verringern. Sie fanden heraus, dass wenn der Anteil an UV Schutzmitteln reduziert wird, der Nylonfaden schneller angegriffen wird und somit schneller reißt und der Konsument Ersatz beschaffen muss. Auch hier steht der Profit über der Qualität.

Ein weiteres Beispiel in dieser Reportage sind Drucker. Diese verweigern scheinbar zu einem x-beliebigen Zeitpunkt den Dienst, melden das ein Ersatzteil defekt wäre und der Kundendienst informiert werden soll. Dabei stellt sich dann meistens heraus, dass eine Reparatur keinen Sinn macht und ein neuer Drucker gekauft werden soll. Ein Russe hat nun dieses Phänomen untersucht. Er hat herausgefunden, dass solche Meldungen nach einer bestimmten Anzahl von Druckstücken erscheint und einen Defekt vortäuschen. Wird dieser Zähler zurückgesetzt, funktioniert der Drucker wieder einwandfrei weiter. Diese Software ist mittlerweile im Internet verfügbar.

Experten sind sich einig. Schuld daran ist die Konsumgesellschaft, die nur auf Wachstum aus ist. Jedes Jahr muss Wachstum her.Wie schafft man das? In dem in immer kürzeren Abständen neue Produkte auf den Markt kommen und dem Konsumenten suggeriert wird, das Produkt unbedingt haben zu müssen. Als Beispiel nenne ich das Iphone von Apple mal. Mittlerweile sind wir in der 5. Produktgeneration mit manchmal nur marginalen Änderungen.

Apple kam in diesem Bericht auch nicht gut weg. Ein gravierender Nachteil bei Apple-Produkten ist u. a. der fest verbaute Akku. Dieser kann nicht ohne weiteres ausgetauscht werden, wie z. B. bei meinem HTC HD2. Wenn der Akku bei Apple ausgetauscht werden muss, ist ein Austauschservice notwendig. Entweder schickt man das Gerät ein oder man begibt sich in einen Apple-Store. Am Anfang gab es diesen Austauschservice nicht. Apple hat den Anwendern bei abgelaufenen Akkus geraten, doch ein neues Gerät zu kaufen. Daraufhin ist Apple verklagt worden und muss seitdem einen Austauschservice anbieten.

Dadurch das viele Produkte konsumiert werden, fällt entsprechend auch viel Müll an. Die Autoren haben sich daher gefragt, wo dieser gigantische Elektroschrott landet. Er landet in Afrika. Dort wird dieser von Afrikanern und teilweise auch von deren Kindern aufbereitet. Das bedeutet, die Platinen werden mit Säuren behandelt, um die Metalle auszulösen. Die Kabelummantelungen werden dabei mit Feuer behandelt. Diese Verfahren sind höchst gesundheitsgefährdend und unzumutbar.

Dieser Bericht ist nun bei Youtube verfügbar:

„Glühbirnen, Nylonstrümpfe, Drucker, Mobiltelefone – bei den meisten dieser Produkte ist das Abnutzungsdatum bereits geplant. Die Verbraucher sollen veranlasst werden, lieber einen neuen Artikel zu kaufen, als den defekten reparieren zu lassen. Die bewusste Verkürzung der Lebensdauer eines Industrieerzeugnisses, um die Wirtschaft in Schwung zu halten, nennt man „geplante Obsoleszenz“. Bereits 1928 schrieb eine Werbezeitschrift unumwunden: „Ein Artikel, der sich nicht abnutzt, ist eine Tragödie fürs Geschäft“.
Gestützt auf mehr als drei Jahre dauernde Recherchen, erzählt die Dokumentation die Geschichte der geplanten Obsoleszenz. Sie beginnt in den 20er Jahren mit der Schaffung eines Kartells, das die Lebensdauer von Glühbirnen begrenzt, und gewinnt in den 50er Jahren mit der Entstehung der Konsumgesellschaft weiter an Boden.

Heute wollen sich viele Verbraucher nicht mehr mit diesem System abfinden. Als Beispiel für dessen verheerende Umweltfolgen zeigt die Dokumentation die riesigen Elektroschrottdeponien im Umkreis der ghanaischen Hauptstadt Accra. Neben diesem schonungslosen Blick auf die Wegwerfgesellschaft stellt Filmemacherin Cosima Dannoritzer auch die Lösungsansätze von Unternehmern vor, die alternative Produktionsweisen entwickeln. Und Intellektuelle mahnen an, die Technik möge sich auf ihre ursprüngliche Aufgabe zurückbesinnen, auf die dauerhafte Erleichterung des Alltags ohne gleichzeitige Verwüstung des Planeten.“

Begleitend zu diesem Thema möchte ich ein Buch empfehlen. Es heisst „Eine Billion Dollar“ und ist von Andreas Eschbach. Das Buch greift diese Thesen auf und arbeitet damit. Daraus ist ein sehr spannender Roman geworden:

„Gestern fuhr John Fontanelli noch Pizzen in New York aus. Heute ist er der reichste Mann der Welt. Reicher als Bill Gates. Reicher als der Sultan von Brunei. Reicher als die zweihundert reichsten Menschen der Erde – zusammen.

Eine Billion Dollar. Das sind eintausend Milliarden, eine Million Millionen – mehr Geld, als man sich überhaupt vorstellen kann. Und doch ist dieses Vermögen ganz einfach entstanden, durch Zins und Zinseszins – und viel, viel Zeit. Es ist die Hinterlassenschaft eines fernen Vorfahren, eines Kaufmanns namens Giacomo Fontanelli, der im Florenz der Medici lebte und eine Vision hatte: daß sein Vermögen einst dazu bestimmt sei, der Menschheit die verlorene Zukunft zurückzugeben. Fünfhundert Jahre lang hat die italienische Anwaltsfamilie Vacchi dieses Vermögen gehütet und sich mehren lassen. Bis zu jenem Tag, den der Stifter in seinem Testament festgelegt hat. An diesem Tag machen sie John Salvatore Fontanelli zum reichsten Mann aller Zeiten.

Und dann meldet sich ein geheimnisvoller Unbekannter, der behauptet, zu wissen, was es mit dem Vermögen des Giacomo Fontanelli und seiner Prophezeiung tatsächlich auf sich hat…“

Liebe Grüße,

Dirk