[Gedanken über…] Neuanfänge und was daran so schwer ist

Der Umzug von Stuttgart nach Ulm war der 15. Umzug meines Lebens und der fünfte, seit ich von zu Hause ausgezogen bin. Der zweite, seit ich das Studium beendet habe und quasi alleine bin.
Nein, ich bin nicht allein. Ich habe eine wundervolle Familie, einen Traummann und ein paar Hand verlesene tolle Freunde. Aber: diese wohnen seit Studiumende nicht mehr in unmittelbarer Nähe. Keiner von ihnen.

Dabei denke ich vor allem an meine Familie und meine Freunde. Mein Freund und ich haben noch nie in der gleichen Stadt gewohnt. Das zählt also nicht. Aber während des Studiums traf ich mich täglich mit einer sehr guten Freundin, sah fast täglich gute Bekannte und Freunde im Studium und Nebenjob. Und ich kannte und liebte die Stadt. Ich wusste, was ich tun konnte, wo ich hingehen konnte. Ich konnte immer jemanden anrufen, mich mit ihm treffen und dann unternahmen wir etwas zusammen.

Dann bekam ich meinen ersten richtigen Job und ich zog um. In ein kleines Dorf nahe Stuttgart. Meine Wohnung fand ich schön, im Job fühlte ich mich wohl. Aber: nun war ich alleine. Keiner mehr da, den ich spontan anrufen konnte. Im Job waren nur nette Leute, mit denen ich mich gut verstand, aber nur eine in meiner Altersklasse und die wohnte einige Kilometer weit weg. Daher beschränkte sich der Kontakt auf die Arbeit. In meinem kleinen Dorf fand man nur Anschluss, wenn man einem Verein beitrat, vorzugsweise für Karneval. Nicht mein Fall, also blieb ich allein.
Am Anfang machte mir das nichts aus. Aber nach etwa neun Monaten fehlte mir etwas… da stand auch schon der nächste Umzug an.

Nun bin ich in einer neuen Stadt, neues Büro und zum Teil neue Kollegen. Die Stadt hat sehr hässliche, aber auch ein paar schöne Ecken. Das Büro ist nett und die Kollegen voll in Ordnung. Einen Absacker haben wir auch schon miteinander getrunken. Aber die meisten leben hier schon Jahre oder Jahrzehnte. Haben Familie gegründet, Freundeskreise etc.. Und ich?

Ich bin ein netter Mensch. Auch wenn ich gerne mal das Gegenteil behaupte. Meine Mutter hat immer erzählt, dass ich als kleines Kind die erste von uns Geschwistern war, die mit den neuen Nachbarskindern gespielt hat. Wenn man älter wird, wird man anders. Ich komme noch heute schnell in Kontakt mit anderen Menschen. Aber es fällt mir schwer, Nähe aufzubauen. Engeren Kontakt zu knüpfen, die Initiative zu ergreifen. Aber hier in der neuen Stadt wollte ich genau das machen: endlich wieder alte Hobbies wiederbeleben, so neue Menschen kennenlernen und nicht mehr allein sein. Menschen außerhalb der Arbeit. Ich kann nur sagen, es ist schwer. Da hilft auch nicht der große Bruder der Suchmaschinen. Einen Anlauf habe ich nun unternommen. Ich hoffe, es klappt. Ich werde versuchen, mich in einem Kurs für Modern Dance anzumelden. Chor und Theatergruppe hat erst einmal nicht geklappt.

Wenn man nicht mehr studiert oder noch ein Kind ist, dann ergibt sich abgesehen vom Arbeitsplatz nicht automatisch ein Lebenskreis, in dem man sich bewegen kann. Es gibt keine Studiengruppen, keine studentischen Theatergruppen, Chöre oder Sportgruppen. Es gibt keine Kinderchöre, Schulfreunde oder Nachbarskinder. Hat man keine eigene kleine Familie, die einen dank der Kinder in andere Lebenskreise führt, schottet man sich als Erwachsener ab. Die Nachbarn grüßen sich auf dem Flur, aber eigentlich will man nicht so genau wissen, was sie machen. Nachher fragen sie dich noch nach Zucker und Eiern. Oder beobachten gar, was du so treibst. Es bleibt die Volkshochschule, die unglaublich teure Kurse anbietet. Chöre oder andere kreative Gruppen sind meist nicht an Neulingen interessiert, schotten sich nach außen ab. Die Arbeitskollegen… wenn man Glück hat, wie ich, dann sind alle sehr nett. Aber eine gewisse Trennung zwischen Beruf und Freizeit ist auch nicht verkehrt.

Aber wen fragt man dann, wenn man auf einen Mittelaltermarkt nicht alleine gehen will? Wer begleitet dich ins Kino? Und mit wem tauschst du dich über deinen Lesestoff oder den anstrengenden Alltag aus?
Ich bin kein Mensch, der sich anderen aufdrängt. Ich bin freundlich, offen und immer da, wenn mich jemand braucht. Aber man muss mich schon fragen. Zu oft habe ich mich in der Vergangenheit schon auf Glatteis gelegt. Verletzende Erfahrungen gemacht. Deshalb frage ich Kollegen nicht direkt nach ihren Wochenendbeschäftigungen, aus Angst, zurückgewiesen zu werden.

Die Kartons einzupacken, Möbel an einen neuen Platz zu stellen und die neue Wohnung einzurichten, ist nicht schwer. Das ist der eigene geschützte Raum. Das wirklich Schwierige kommt danach: die Stadt zur eigenen zu machen, einen Lebensraum außerhalb der eigenen vier Wände zu schaffen. Ich hoffe, es wird mir gelingen.


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