Er war ein Rassist reinsten Wassers, ein Antisemit, Menschenschinder und Eroberungsreisender, gegen den beinharte Kommunisten wie Ernst Thälmann und Rosa Luxemburg direkt völkerverbindende Toleranz vorlebten. Carl Peters, am 27. September 1856 in Neuhaus/Elbe im Königreich Hannover geboren, verbrachte seine Lehrjahre in England und lernte dort von den Besten. 1884 gründete er die „Gesellschaft für Deutsche Kolonisation“ und ließ sich von dieser zusammen mit zwei Begleitern einen Auftrag zum Gebietserwerb in Ostafrika erteilen. Deutschland, so war er überzeugt, braucht Überseegebiete, will es groß und mächtig werden. Auf dem schwarzen Kontinent angekommen, dessen Bewohner er für eine Art aufrecht gehender Affen hielt, machte Peters nicht viel Federlesens. Ehe seine Truppe ein Dorf betrat, gab es eine warnende Salve aus den Gewehren, damit war dann schon mal angenehme Verhandlungsstimmung hergestellt. Die „Schutzverträge“ mit den Einheimischen schloß der Abgesandte des Deutschen Reiches, indem er Häuptlinge dazu brachte, deutschsprachige Schriftstücke mit ein paar Kreuzen zu unterzeichen.
Große Jahre für das Reich, große Jahre für Carl Peters, der in "Afrika Neger totschießt wie Spatzen", wie der "Vorwärts" schrieb. Obwohl Reichskanzler Bismarck die Verträge später „ein Stück Papier mit Neger-Kreuzen drunter“ nannte, bekam der agile Eroberer mit den Beinamen "blutige Hand" und "Hänge-Peters" den offiziellen Auftrag, Gebiete Afrika für das Reich in Besitz zu nehmen. Als Reichskommissar für das Kilimandscharogebiet hielt er sich afrikanische Mädchen als Geliebte, nach der Feststellung, dass eine von ihnen ihn mit einem Diener betrog, ließ er beide öffentlich aufhängen und zur Sicherheit auch gleich noch ihre Heimatdörfer zerstören. Einer seiner Mitarbeiter beschrieb die Atmosphäre am Hofe des Reichskommissars: „Übrigens ist Peters halb verrückt. Alles um ihn herum geht krumm vor Hieben. 100 bis 150 sind an der Tagesordnung. Es ist kaum zu glauben, welche Angst die Leute vor Peters und seinen Leuten haben“.
Den folgenden Aufstand schlug Peters so blutig nieder, dass er nach Deutschland zurückgerufen und dort auf Betreiben des kaiserlichen Disziplinargerichts unehrenhaft entlassen wurde. Er verlor seinen Titel und seine Pensionsansprüche und musste von einer kleinen Pension leben, die Kaiser Wilhelm II. ihm persönlich zahlte. 1937 war es Adolf Hitler selbst, der den inzwischen verstorbenen Schinder popstum freisprach. Die „Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums“ lobte, dass Peters „den Gedankengängen des Dritten Reiches bereits vor fünfzig Jahren“ nahestand.
Grund genug, für Städte wie Soltau, Bad Hersfeld, Delmenhorst und Lüneburg, den großen Afrika-Eroberer der frühen Tage bis heute engagiert zu würdigen. Während im Osten Straßennamen wie "Lenin" oder "Thälmann" überwiegend nur in kleineren Orten die zwei Jahrzehnte seit der Wende überlebt haben, feiern die Carl-Peters-Straßen in acht Städten und Gemeinden westwärts der früheren Grenze schon ihren 80. Geburtstag.
Umbenannt wird aber immer mal, zuweilen sogar, ohne dass sich der Name ändert: Im Bremer Stadtteil Walle verlor Carl Peters das Namensrecht, die nach ihm benannte Straße heißt allerdings immer noch so. Nur jetzt, so gratismutig arbeitet die Stadt ihre Geschichte auf, nach einem verdienten Strafrechtsreformer gleichen Namens.