- Gebrauchte Tage zeichnen sich dadurch aus, dass man aufwacht und am liebsten nicht aufstehen möchte – nicht mal aus guten Grund, einfach so, weil es der Auftakt zu einem grässlich gebrauchten Tag ist.
- Gebrauchte Tage beginnen auch niemals mit einem „guten Schluck Kaffee“, neeeee, an gebrauchten Tagen verbrennst du dir entweder die Zunge, die Milch ist schlecht oder du kippst dir die Brühe erst mal über die Klamotten.
- An gebrauchten Tagen fällt einem auch gerne ein, dass man sich dringend bei jemandem melden müsste, zu dem man schon an ungebrauchten Tagen kaum einen Draht findet. Und weil man an gebrauchten Tagen nicht so genau weiß, was man eigentlich tun soll, greift man zum Telefonhörer und lässt sich von ebendieser Person Geschichten erzählen, die nur zu einem gebrauchten Tag passen. Hinterher fühlt sich der Tag dann noch gebrauchter an.
- An gebrauchten Tagen kommt es vor, dass zuerst die Müllabfuhr, dann der Postbote, der Typ von Hermes, GLS, DHL und DPD nacheinander bei dir klingeln, obwohl keiner von denen etwas für dich hat. Letztes Jahr an einem ähnlich gebrauchten Tag hat sogar einmal die Polizei bei mir geklingelt (wie im Film: „Guten Tag Frau S., hier ist die Polizei, kommen Sie doch bitte mal runter“), weil mir jemand beim Ausparken ins Auto gefahren war.
- Außerdem ist an gebrauchten Tagen die Erdanziehungskraft viel höher als an ungebrauchten Tagen. Es beginnt schon mit der Zahnpasta, die dir aus der Hand rutscht, gefolgt vom gefüllten Joghurtlöffel, der für die richtige Actionpainting-Atmo in der Küche sorgt (das natürlich nur, wenn du das Glück hast, dass der Joghurt nicht schlecht oder einfach leer ist).
- Alternativ könnte der dann meist noch volle Joghurt (z.B. lecker Alpro Vanille 500 ml) aus dem Kühlschrank fallen, sobald du die Tür öffnest, das allerdings hat den Vorteil, dass man nur den Boden und nicht auch die Schränke abwaschen muss.
- Am schlimmsten ist jedoch, wenn an gebrauchten Tagen die Kompaktpuderdose auf den Kachelboden fällt, klar…, es war die von Mac = richtig bitter… BLERGH!
- Apropos Schminke… an gebrauchten Tagen verläuft die selbstverständlich, der Lidstrich wird niemals gerade, und mit den Haaren fange ich erst gar nicht an!
- Ich will euch ja nicht langweilen, aber an gebrauchten Tagen kann man sich selbst am wenigstens leiden – was einen jedoch nicht davon abhält, großes Selbstmitleid zu empfinden und sich –obwohl doch *SO* ungeliebt doch zum Mittelpunkt der Welt zu machen (Selbstmitleid ist ja sowas von aufdringlich… oh Mann!).
- Entsprechend wird das Hungergefühl an gebrauchten Tagen ins Unermessliche gesteigert (habe ich nicht schon genug gelitten?; Ach, ist doch eh schon alles egal) und man tigert ständig vorm Kühlschrank hin und her, wo es dann schon mal vorkommen kann, dass man 1-2 Scheiben Käse in sich hineinstopft, besser noch Schokolade oder gleich ein ganzer Kübel Eis.
- Es soll ja Menschen geben, die an gebrauchten Tagen „nichts essen können“, aber soll ich euch mal was sagen? Die lügen!
- Und anstatt an so einem gebrauchten Tag ein Bad zu nehmen, ein- oder besser noch mehrmals um den Block zu joggen, einen freundlichen Menschen anzurufen oder einfach mal locker zu lassen, regt man sich von morgens bis abends darüber auf, dass man einen gebrauchten Tag hat. Meh!
Mein gebrauchter Tag ist gestern noch einigermaßen glimpflich verlaufen. Statt beim minütlichen Tigern Käse in mich stopfen, habe ich mir eine halbe Scheibe davon auf Toast gelegt und absichtlich langsam gegessen (ich hab später noch einmal das gleiche getan) und statt Schokolade gab es jede Menge Tomaten sowie alle 2 Stunden eine Schüssler Nummer 9 in D12, meine Geheimwaffe gegen Heißhunger (ja, hilft mir!).
Außerdem habe ich Pasta mit Broccoli gegessen, ein Gericht, das mich absolut glücklich macht (natürlich ist beim Anbraten von Knobi und Zwiebel ein wenig heißes Fett auf meine Hand gespritzt, ich hab den Kochlöffel zweimal fallenlassen ((mit Broccoli dran, na klar!)).
Und während der Arbeit habe ich ein Hörspiel für Jugendliche gehört (Percy Jackson and the Sea of Monsters), was mich immer zum Lachen bringt, egal wie gebraucht der Tag auch sein mag (es gehen auch alle von Erich Räuker gesprochenen Bücher bei Audible, besonders die fantastische SPQR-Reihe um meinen Lieblingshelden Decius Caecilius Metellus, die ich inzwischen fast auswendig kann).
Nach Feierabend habe ich fleißig, wenn auch ohne wirklich voranzukommen, an dem Kleid gearbeitet, das sich gerade auf meinem Nähtisch befindet (und heute noch nicht nachgesehen, ob ich das vielleicht bereue… oh wei!).
Letztlich habe ich ihn also zu Ende gebracht, den gebrauchten Tag, und um alles ein wenig rosiger sehen zu können, heute morgen als erstes meine Laufschuhe gebunden und meine Runde gedreht. Jetzt geht’s mir besser!
Schönes Wochenende,
Eure Jesse