Wieso denn jetzt eine Gebrauchsanweisung? Der Benno ist doch gar nicht mehr da…?
Tja, das ist so: hier in Kuala Lumpur fallen mir plötzlich so viele Dinge auf, die anders sind, und da dachte ich, ich halte die gröbsten Unterschiede für die Nachwelt fest…
Ich vermisse…
… die freundlichen Menschen, die immer und überall „Hello Mister” rufen, murmeln und schreien. Ich konnte in Indonesien eigentlich keine 10 Meter an der Straße entlang gehen, ohne nicht aus irgendeiner Richtung das „Hello Mister” zu bekommen. Bei der Anrede – so habe ich mir von einigen weiblichen Touristen berichten lassen – ist es übrigens egal, welchen Geschlechts man ist. Es wird in der Regel auch nicht erwartet, dass man auf den Zuruf antwortet. Dies wurde mir spätestens da klar, als Motorräder an mir vorbei rauschten und ich ein sirenenhaftes „Hellooooooouuu Mistaaaaaaaa!” vernahm.
Überlebenstipp: Blick geradeaus, lächeln und weitergehen. Das gilt besonders für Bootsanlegestellen und Bus Terminals. Ausnahme: kleinen Kindern darf man ruhig mal antworten. Am Besten mit „Apa kabar?” – wie geht´s?
… die Nackenschmerzen vom ständigen Auf-den-Boden-Schauen. Laut einer Statistik verschwinden jedes Jahr über 50 Touristen in Indonesien spurlos. Ich habe die Theorie aufgestellt, wonach sämtliche dieser armen Menschen in Bodenlöcher auf den Straßen und besonders auf den Gehwegen stürzen. Dort werden sie langsam in den Magensäften der indonesischen Großstädte zersetzt und dem unteren Teil der Nahrungskette überführt. Vornehmlich dienen sie Kakerlaken und Katzen als zucker- und calciumreiche Nahrungsergänzung.
Überlebenstipp: Immer mindestens ein waches Auge auf den Gehweg – besser noch: die Straße benutzen. Sehr wachsam sein bei der Sichtung von ungewöhnlichen Katzen- und Kakerlakenanhäufungen.
… die alten Frauen auf Märkten, die es irgendwie immer schafften, mich mit einem zahnlosen Lächeln kräftig über´s Ohr zu hauen. Plötzlich hatte ich eine Tüte voll Obst in der Hand und habe mit den Fingern der anderen Hand zählend versucht herauszufinden, wieviel Geld ich gerade wirklich für einen Apfel ausgegeben habe.
Überlebenstipp: Meidet alte zahnlose Frauen auf Märkten. Man muss wissen, wann es aussichtslos ist…
… die Busfahrten, die mich regelmäßig in den Glauben versetzten, mal wieder in einem Erdbebengebiet unterwegs zu sein. Vielleicht unterhalten die meisten Busfahrer auch ein kleines Zusatzgeschäft, indem sie im unteren Teil des Busses Schlagsahne produzieren und die Schüttelei also ein notwendiges Übel ist. Noch schlimmer als die Straßenlage ist allerdings die Bordunterhaltung, die aus einer (oder manchmal auch zwei) Kassette besteht, die mit voller Inbrunst und Lautstärke stundenlang heruntergedudelt wird.
Die meisten Indonesier reagieren recht gelassen. Viele bringen es tatsächlich fertig, zu schlafen. Die andere Hälfte ist am Essen oder Rauchen. Und eine bemitleidenswerte Minderheit ist vollauf damit beschäftigt, sich herzhaft in Plastiktüten zu übergeben. Diese wandern dann aus dem Fenster auf die Straße, wie der andere Müll auch. (Also die Tüten, nicht die Leute.)
Überlebenstipp: Ohrstöpsel, Baldrian und ein Stück Apfelkuchen, falls der Busfahrer mal ne Runde Schlagsahne schmeisst.