Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Peter Graf v. Eysselsberg erzählen:
„Die Blickrichtung“
In einem fernen Land herrschte einst ein grausamer König, der unter den Einwohnern seines Landes Angst und Schrecken verbreitete. So verbot er allen Menschen bei Strafandrohung, zum Himmel aufzublicken.
www.wikipedia.org
Und da die Menschen sehr abergläubischund ängstlich waren, verschärfte er das Verbot mit dem Hinweis, dass jeder, der es wage würde, zum Himmel aufzublicken, vom Blitz getroffen und tot umfallen werde.Deshalb gingen nun alle Menschen gebeugt. Sie sahen nicht mehr das wundervolle Blau des Himmels und die herrlich leuchtenden Sterne, sondern nur noch den Straßendreck. Das machte sie noch mutloser.
Aber mit der Zeit gewöhnten sich die Menschen an diese gebeugte Haltung und empfanden es gar nicht mehr als schlimm, ängstlich, mutlos und bedrückt zu leben.
Eines Tages aber ging ein Liebespaar Hand in Hand spazieren – bis die junge Frau über einen Stein stolperte und hinfiel. Als sie die Hand ihres Freundes ergriff, der ihr helfen wollte, wieder aufzustehen, richtete sie für einen kurzen Moment ihren Blick zum Himmel und voller Staunen stellte sie fest: „Der Himmel ist blau!“
Unwillkürlich blickte auch ihr Freund auf zum Himmel und bestätigte:
„Tatsächlich, er ist blau!“
In Windeseile verbreitete sich die Nachricht in der ganzen Stadt und im ganzen Land, dass der Himmel blau sei. Während nun die einen Menschen Angst hatten, dass das junge Paar vom Blitz getroffen werden könne, meldeten andere Menschen den „schweren Frevel“ den Behörden und es kamen Soldaten, um die junge Frau und den jungen Mann zu erschießen, weil sie sich dem Verbot des Königs widersetzt hatten.
Als sie die Gewehre anlegten, um die jungen Leute zu erschießen, blickte der junge Mann wieder nach oben. Da wurde ein Soldat neugierig und schaute ebenfalls zum Himmel. Da blickten plötzlich alle, die zu der Erschießung herbeigeeilt waren, nach oben, staunten sehr und freuten sich von Herzen.
Noch heute steht auf dem Marktplatz der Hauptstadt dieses Landes ein Denkmal,
auf dem ein Liebespaar zum Himmel schaut.
Ihr Lieben,
ich bekam gestern einen langen Brief einer Leserin des ESELSKIND-Blogs, die täglich die Geschichten auf dem ESELSKIND-Blog liest.
Ihr Brief berührte mich tief: Er löste Freude in mir aus und gleichzeitig machte er mich sehr traurig.
Die Leserin schrieb, dass sie oft so niedergedrückt ist, dass sie morgens am liebsten gar nicht aufstehen, dass sie am liebsten im Bett bleiben und sich die Bettdecke über den Kopf ziehen möchte.
Aber sie freue sich jeden Tag auf die Geschichten auf dem ESELSKIND-Blog und das veranlasse sie dann immer, doch aufzustehen und durch das Lesen der Geschichten neue Hoffnung zu schöpfen.
Wenn wir uns damit quälen, jemandem etwas zu vergeben oder zu verzeihen,
dann müssen wir uns dazu überwinden.
Wenn wir jemandem, der gerade mit dem Auto verunglückt ist und in seinem Auto eingeklemmt ist, helfen wollen, dann müssen wir uns dazu überwinden.
Wenn wir eine Arbeit, die getan werden muss und die wir gar nicht lieben, erledigen müssen, dann müssen wir uns überwinden.
Überwindung ist, wie die Beispiele zeigen,
manchmal in unserem Leben unvermeidlich.
Überwindung bedeutet Anstrengung.
Das Wort Über-wind-ung hat etwas mit Wind zu tun.
Wenn uns ein Sturm so richtig ins Antlitz bläst, dann müssen wir uns anstrengen, unser Ziel zu erreichen, denn wir müssen den Widerstand des Sturmes überwinden.
Aber das geht eben nur dann, wenn es, wie in den oben geschilderten Beispielen, wirklich notwendig ist. Wer aber ständig gegen den Wind anrennt, der ermüdet, der macht irgendwann schlapp, dessen Kräfte versagen letztendlich.
So ist das auch mit unserem Leben:
Wer sich jeden Morgen überwindet, aufzustehen und den Tag zu bewältigen,
der wird auf Dauer müde und aufgebrannt sein.
Deshalb ist unsere geistige Haltung so wichtig, wenn wir morgens aufstehen:
Nicht Überwindung ist gefordert von uns, sondern die Bereitschaft, das Leben zu entdecken.
Und am Morgen ist es die Decke, unter der wir geschlafen haben.
Entdecken bedeutet, morgens aufzuwachen und willentlich den Verstand einzuschalten und zu sich selbst jeden Morgen von Neuem zu sagen:
„Ich will neugierig sein, ich will ent-decken, was das Leben für mich bereit hält, ich will als Entdecker durch das Leben gehen.“
Wenn Ihr das tut, werdet Ihr in unserem Leben viele Neues kennenlernen,
Ihr werdet entdecken, dass Eure Lieben, dass Eure Freunde, Bekannten, Arbeitskollegen und Verwandte Seiten haben, die Ihr noch nicht kanntet.
Ihr werdet auf Euren Ängsten, Sorgen und Problemen begegnen, aber je mehr Ihr neugierig und entdeckend auf sie zugeht, desto kleiner werden sie werden.
Und wenn Ihr morgens aufgestanden seid, dann blickt gerade und ohne Scheu in den Spiegel, begrüßt Euch selbst, sagt JA zu Euch selbst und dann blickt am Tag immer wieder auf zum Himmel und nicht in den Straßendreck.
Wer zum Himmel aufblickt, geht gerade und furchtlos durch das Leben.
Wer nur in den Straßendreck blickt, der wird mutlos, verzagt und ängstlich.
Aber, Ihr Lieben,
Ich muss Euch warnen, den grausamen Herrscher,
den bösen König aus unserer Geschichte, den gibt es wirklich!“
Er steckt in Dir und in mir. Jeden Tag redet er Dir ein, dass Du eigentlich nichts taugst, dass Du eigentlich keinen Grund hast, zum Himmel aufzublicken, dass Du eigentlich die Nase nicht so hoch tragen solltest, dass Du eigentlich bescheiden und gebeugt gehen solltest.
Du und ich, wir können diesen grausamen Herrscher in uns nur besiegen, indem wir ihm den Gehorsam verweigern, indem wir morgens schon zu uns selbst sagen:
Ich freue mich auf den Tag, denn ich möchte ihn entdecken.
Ich freue mich auf den Tag, denn ich bin ein wertvoller Mensch und deshalb möchte ich etwas zum Wohl dieser Welt beitragen.
Ich freue mich auf den Tag, denn ich bin gewiss, dass es meine Bestimmung ist, mich selbst und andere Menschen glücklich zu machen, mir selbst und anderen Menschen Freude zu bereiten und mich und andere Menschen zu lieben.
Ich wünsche Euch nun einen wunderbaren „Brückentag“ zum Wochenende und grüße Euch sehr herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher, zum Himmel schauender Werner aus Bremen
Quelle: Karin Heringshausen