Gautrachtenfest an der Wieskirche: ein Feuerwerk der Farben!

Von Cangrande

Wir waren schon richtig gewandert, bevor wir gegen 10.30 Uhr das Veranstaltungsgelände für das "91. Gautrachtenfest des Oberen Lechgau-Verbandes in der Wies vom 27.07. - 29.07.2018, verbunden mit dem 110-jährigen Gründungsjubiläum des GTEV "Die lustigen Oberlandler" Wies e.V." [unter diesem Link das Veranstaltungsprogramm] erreichten.
Wegen der Veranstaltung war nämlich die Zufahrt für die öffentlichen Busse gesperrt, so dass und der Fahrer an der Straße von Steingaden nach Wildsteig absetzen musste - und wir bis zur Wieskirche (glaube, ca. 3 km) pilgern mussten.

Immerhin war das Festzelt geöffnet und Speis und Trank standen bereits bereit.
Ich bediente mit an der Kuchen-Theke wo die "Vorkriegspreise" - 1,50 € für ein Tortenstück und dasselbe für einen anständigen Becher Kaffee - mich wieder einmal dazu verführten, dem Magen etwas zu viel zuzuführen.
Die Trachtler hatten unterdes die Messe in der Wieskirche besucht und strömten nun mit ihren Fahnen und Musikinstrumenten ins Zelt hinein:

Luggi lugte lustig von der Höhe einer Schiffsschaukel-Batterie in die Gegend:

Zu beiden Seiten der Bühne wurden die Fahnen ordentlich abgelegt, die später noch für den Festumzug gebraucht wurden:




Von zwei Ausgangspunkten aus wurde der Umzug zusammengefädelt; die eine war das
Sträßchen westlich unterhalb der Kirche:


In Peiting wurde einst Braunkohle abgebaut; daher in deren Wappen das Symbol der gekreuzten Schlägel und Bergeisen :
Es blieb aber noch etwas Zeit vor dem Umzug (ab 13.30 h); also schauten wir wieder einmal in die Wieskirche hinein, die meine treuen Leser schon mehrfach mit mir besichtigt haben (vgl. Täg "Steingaden").
Aber mit einer anderen Kamera entdeckt das Auge immer wieder neue Aufnahmemöglichkeiten:

Agnus Dei, Lamm Gottes: Ganz oben am Chorschluss schwebt es sozusagen im Himmel: 

Prächtig präsentiert wird die Statue des Gegeißelten Heilands in der Wies, die in dieser Wallfahrtskirche (sozusagen 'mitten in der Pampa') als angeblich wunderwirkend verehrt wird:


Von der Nordseite aus werfen wir einen Blick auf das Festgelände, wo der Umzug stattfinden wird (hier findet man eine Aufstellung der 46 Zugnummern mit Angaben über Musikkapellen und Festwagen) und wo das Festzelt steht (rechts):

Westlich unterhalb der Pilgerkirche formiert sich nun ernstlich der Zug:


Und dann heißt es: Knipsen, was das Zeug hält! (Wobei die Reihenfolge meiner Aufnahmen hier im Blott nicht immer der Zugreihenfolge entspricht.)
Ich bin im Zeitalter der analogen Kameras aufgewachsen und habe immer noch nicht das Staunen darüber und die kindliche Freude daran verloren, wie einfach es heutzutage geworden ist, mit der digitalen Fotografie (auch mit relativ einfachen Reisekameras) Unmengen brauchbarer Bilder einzufangen:




Freilich folgt dem Knipsrausch dann einiges an harter Arbeit:
Drei Tage habe ich gebraucht, um von meinen knapp 1.000 Fotos die besseren auszusortieren, zu bearbeiten und nunmehr 68 Stück davon in diesem Blott einzustellen.
(Doch ist das sicherlich wenig im Vergleich zu jener Mühe und Arbeit, welche die Zugteilnehmer auf sich genommen haben: Dafür an dieser Stelle herzlichen Dank!)
Erschöpft, zu heiß? Die beiden Mädchen kümmern sich rührend um den kleinen Buben:



Nicht das, was man sich unter bayerischen Trachten vorstellt, aber hochinteressant: Die Gruppe des Vereins "Festtagsg'wand" Osterzell" (ein Dorf östlich von Kaufbeuren; auf der Gemeindewebseite Infos über den Verein). Das dürfte im Wesentlichen das Festtagsgewand überall im Biedermeier-Deutschland, also um 1850, gewesen sein; zumindest bei den Männern. Also eine regelrechte Zeitreise in die deutsche Mode-Geschichte: 



Früh übt sich, was ein Trachtler werden will:

Die Wieskirche wird gekrönt:

"Gott sei's getrommelt und gepfiffen" (der Regengott ließ es nicht schiffen☺) :


Diese Gruppe sind die Nr. 16 des Zuges, in der Beschreibung als "Laimpachtaler Zimbarn" aufgelistet. Der Vereinsname lautet "Gruppo Costumi Storici Valli del Leno" und sie kommen aus der italienischen Provinz Trient; zur Geschichte des Gebietes vgl. diesen (zweisprachigen) Text auf der Webseite "Welschtirol":

Und immer wieder paradiert eine neue Gruppe (die Kinder hier ordentlich aufgestellt wie Orgelpfeifen) fotogen vor dem Hintergrund der Wieskirche vorbei:



In der Nähe (vor dem Festbüro) stehen die meisten Festwagen und fädeln sich von hier aus in den Umzug ein. Hier der Motivwagen mit der Echelsbacher Brücke. (Derzeit wird dort gerade eine Behelfsbrücke gebaut, damit die eigentliche Brücke saniert werden kann.)

An anderer Stelle habe ich später das Motiv noch einmal als Ausschnitt fotografiert:

 Prächtig mit Blumen geschmückt der Festwagen (der mit der Zugnummer 46 den Abschluss bildete) der "Königlich privilegierten Feuerschützengesellschaft Steingaden" (gegründet 1880; königlich privilegiert seit 1895):

Der historisch wohl bedeutendste Wirtschaftszweig in der Gemeinde Lechbruck war die Flößerei auf dem Lech; da ist es nur folgerichtig, dass der "Trachtenverein 'Edelweiß' Lechbruck e.V." die "Lechbrucker Floßfahrt" thematisierte.
"Heiliger Magnus, beschütze unsere Heimat" steht auf diesem Banner [der Heilige "Magnus" ist hier ansonsten auch unter dem Namen "St. Mang" bekannt]:

Links im Vordergrund meine Frau:

Der Motivwagen mit der Wieskirche, lt. Programm die erste der Zugnummern:

Weiße Flammen auf den Häuptern:

Später folgte noch diese Gruppe:Neben ihrer jeweiligen Standarte wurde den Gruppen, häufig vom Nachwuchs, oft hübsche Namensschilder vorangetragen:
Die Allerkleinsten waren im Bollerwagen dabei:


Eine von zwei Ehrenkutschen; eine davon mit den beiden Landrätinnen der Landkreise Ostallgäu und Weilheim-Schongau, auf dessen Gebiet Steingaden liegt.
Diese Kutsche beförderte zwei katholische Priester, den der Wieskirche und einen weiteren (von Steingaden?):

Reigen seliger Geister?
Im Hintergrund die Ehrentribüne mit den Ehrengästen; im Vordergrund ein "Touri" in Rückenansicht, von denen waren erstaunlich wenige zugegen (aber wir haben die Stellung gehalten!):
Gamsbärte en gros:


Die folgenden Fotos sind etwas unscharf geraten; aber dafür schön farbgesättigt:




Leicht surreal wirkt dieses Bild (vielleicht waren wir ja schon im Himmel - und haben es nur nicht gemerkt?):


Kein Foto, das einen vom Hocker reißen würde. Aber natürlich will ich hier auch "unsere" Zugnummer (D'Schwanstoaner - also die Schwansteiner - aus Schwangau) dokumentieren, die den historischen Abtransport des Holzes aus dem Wald darstellte (Nr. 17):

Weiß nicht, welche Gruppe diese hier war; jedenfalls zeigten sie eine Behelfsunterkunft, die in alten Zeiten von den "Holzern", also den Holzfällern, in den Wäldern errichtet und verwendet wurden:

"Einst war so ein Rindendach
Für Holzer Schutz und Schlafgemach."

Weiß und Rot und Grün und Blau:
Alle Farben trägt die Frau!


Gipfel-Treffen: 

Nach dem (für die Teilnehmer sicherlich recht anstrengenden) Umzug kam der Umtrunk nicht zu kurz:

Mit 3,- € Eintritt war man dabei. Und auch wir haben es miterlebt und haben es nicht bereut, dass wir die Mühe nicht gescheut.
Denn wegen der Verkehrssperrung, die auch nach dem Umzug andauerte, fuhr auch nachmittags kein Linienbus die Wieskirche an. Daher mussten wir nach Steingaden laufen. Das war in der Hitze etwas anstrengend; zum Glück stand zwischen dem Ortsteil Litzau und Steingaden ein Brunnen mit kühlem Wasser am Wegesrand.

Wenige, aber gute Fotos zeigt der "Kreisbote" (ein hiesiges Inseratenblatt) unter dem Titel "Großereignis für die Tradition. 4.000 Trachtler feiern in der Wies" auf seiner Webseite.
Zahlreicher, aber mehr dokumentarischer Natur, auf der Webseite der Allgäuer Zeitung die 54 Abbildungen unter der Überschrift "4.000 Teilnehmer beim Trachtenumzug im Steingadener Ortsteil Wies".
ceterum censeoWer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":Der hat den A.... offen!Textstand vom 01.08.2018