Gaumen- und andere Freuden

Mal wieder ein ganz besonderes u.erlebnisreiches Wochenende liegt hinter uns, bei dem ich gar nicht weiss, wo ich anfangen und was davon ich alles beschreiben soll.

Zunächst ging es am Freitag mit dem Zug von KL (wie schon erwähnt sagt man hier nicht Kuala Lumpur, sondern nur KL) nach Ipoh, in den Norden Malaysias, wo wir von Familie Ping eingeladen worden sind, das Wochenende zu verbringen und ein wenig über die Situation der Orang Asli zu lernen.
Schon mit unserer Ankunft haben wir uns total willkommen gefühlt. Mr.und Mrs Ping haben offensichtlicherweise die Gabe der Gastfreundschaft erhalten.
Wie macht man das nur? So möchte ich das auch mal machen, wenn ich groß bin.
Wir werden in einem eigenen Haus, dass sogar seinen eigenen Namen hat-Oasis5- übernachten, dass die beiden Gemeinden und Freunden zur Verfügung stellen, um Seminare abzuhalten, einfach auszuspannen oder zu übernachten oder auch um dort Ferienfreizeiten für die Orang Asli Kinder anzubieten.
Das Haus hat keine Ahnung 8 Zimmer, vlt auch mehr, ein total schönen gepflegten Garten mit Gemüseanbau und wir sind einfach beeindruckt, dass die beiden kostenlos, ohne das man etwas machen muss, das Haus anbieten. Also falls mal jemand einen Missionstrip oder Gemeindeausflug nach Malaysia plant, wir können Ipoh empfehlen und arrangieren gerne den Kontakt ;-)

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Die Gastfreundschaft der beiden zeigte sich aber in noch sovielen weiteren Dingen: so habe ich in so kurzer Zeit noch nie soviele Geschmackshighlights erlebt, wie an diesem Wochenende. Ja Essen, ist hier ein absoluter Gemeinschaftsaspekt. Sich an einen Tisch zu setzen, Essen zu teilen und Gemeinschaft zu haben ist sehr beliebt, weswegen ich wahrscheinlich jetzt auch mindestens drei Kilos mehr auf den Rippen habe ;-).
Noch ein Punkt mehr, den ich in Deutschland mehr zelebrieren wollen würde.
Da es ein so bedeutender Punkt an diesem Wochenende war, möchte ich euch Anteil nehmen lassen, an unserer kulinarischen Reise um und in Ipoh mit Familie Ping.
Angefangen hat sie am Freitag Abend in einem edelen GolfClub Restaurant, indem Klemens sich ganz seiner Fleisch-Lust in Form eines Grilltellers hingeben konnte (nagut ich hab mich auch nicht lumpen lassen mit meinem Entenfleischteller) und wir sogar Ipoh-Coffee (Weizenbier :-)) bestellen durften. Es hätte sogar deutsche Frankfurter Bratwürste gegeben, aber was sind Frankfurter Würste? Wir kennen die Thüringer, die Nürnberger, die Rostgebratene…na ja die Frankfurter können noch warten.

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Nicht sehr viele Stunden später trafen wir uns zu einem indischen Frühstück mit Roti und Ei und schwarzem Tee. Wie die Inder es mögen eher scharfe Küche, aber ich mag es ja, im Gegensatz zu meinem Mann :-)
Einem eventuellen Hungergefühl beugten wir in einem nächsten Restaurant vor, indem wir etwa 6 verschiedene Speisen mit grünem Gemüse (ganko?), Reis, Hähnchen,- und Schweinefleisch und Fisch geteilt haben. Komischerweise werden die Teller immer leer..

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Am Abend trafen wir uns dann mit dem Sohn der Familie und ihrer Ziehtochter in einer Pizzeria, wo wir seit Monaten die beste Pizza überhaupt essen durften. (Zum Glück hat der Sohn der Familie Ping darauf hingewiesen, dass die Pizzen überdimensoniale Größen erreichen, so dass wir statt fünf, nur drei für 7 Personen bestellt haben, was schon mehr als genug war.)
Ganz neu ist für uns, dass sich tatsächlich eine Traube von hungrigen Menschen vor dem Restaurant sammelt und auf einen freien Platz im Restaurant wartet.
Da die Menschen hier das Essen, vor allem auch das Essen auswärts lieben (ist oft auch billiger, als selbst kochen) ist es durchaus üblich dass es vor dem Restaurant eine ¨waiting area¨ gibt. Für uns echt verrückt. Ist das Restaurant so beliebt, oder ist es einfach normal hier auf einen Tisch zu warten?

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Am nächsten Tag führte uns unsere kulinarische Reise zu einem typisch chinesischen Frühstück. Ähnlich wie beim Sushi Essen gibt es viele verschiedene Häppchen unterschiedlicher Geschmacksrichtung. Von deftig bis süß. Ei mit Törtchen, Süppchen mit Nudeln, Gemüse in Teig, Krabben in Blätterteig, und was mich sehr begeistert hat, flüssiges Ei in Teig. Mh schmeckte wie der Teig, den ich früher aus Mamas Teigschüssel naschen durfte.
Und wieder gibt es eine Waiting Area vor dem Restaurant, es scheint also durchaus normal zu sein.

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Damit aber noch nicht genug unserer Gaumenfreude. Das Frühstück noch nicht verdaut, fanden wir uns in einem Restaurant wieder, dass für seine gute und auf unterschiedliche Weise zubereitete Ente bekannt ist. Definitiv um einiges besser als die Enten in unseren Chinarestaurants, mir hat die geräucherte Ente super gefallen, aber auch Klemens, der das Frühstück ausgelassen hatte, konnte sich mit Freunden einer seiner Lieblingsfleischarten widmen. (leider waren wir meistens so mit Essen beschäftigt, dass wir keine Bilder von den Delikatessen machen konnten..:-()

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Da wir kein Zugticket mehr bekommen haben und somit einen Tag länger blieben, wurde die Gelegenheit für eine weitere kulinarische Entdeckungsreise genutzt. Ganz zu meiner Freude fuhren wir zu einem Restaurant, dass für seine Riesengarnelen bekannt ist, die wir uns frisch aus dem Aquarium heraussuchen durften. Und weil wir spezielle Gäste aus Deutschland sind, bekamen wir sogar die größten. Sowas hab ich aber echt noch nie gesehen. Also dagegen ist das, was einem in Deutschland als Riesengarnele verkauft wird, echt lächerlich. Aber ganz in malaysischer o.chinesischer Manier kommen noch weitere Gerichte mit verschiedenem Fisch und Salat auf dem Tisch. Also ich kann mich dran gewöhnen :-) und mir fallen gleich einige Leute einen denen es hier richtig gut gefallen würde, gel Mathes und Fiede? ;-)

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Zum kulinarischen Abschluss unseres fantastischen Wochenendes führt uns Mrs.Ping in the oldest Coffeeshop von Malaysia. Mittlerweile eine Kette geworden, findet sich in Ipoh noch das zuerst eröffnete und tatsächlich älteste Coffeehaus.
Nicht zu verwechseln mit einem Coffeeshop in Holland, gibt es hier tatsächlich echt leckeren Kaffee und kleine gebackene süße u.deftige Snacks. Mrs. PIng gibt uns sogar noch Brot mit Kokusnuscreme auf unsere Rückreise.
Am Bahnhof vollbepackt mit Leckereien (wir wurden auch noch mit einem Gemüse namens turnig (oder so ähnlich?) und frischem Mais beschenkt) kann ich den Mund nicht vollkriegen, und nehme einfach auch noch die Tüte mit Mrs Pings Leckereien, die sie für ihre Familie gekauft hat, mit…
Als es mir auffällt, wird mir auch klar, was sie mir sagen wollte, als ich an der Autotür stand… peinlich!

Neben all diesen kulinarischen Highlights, wurden wir auch von anderen Dingen sehr beeindruckt und haben viel über die Situation der Orang Aslis und über das helfende Herz von Familie Ping erfahren.
Am Samstag nahmen uns die beiden mit auf eine Tour in die Cameron Highlands, wo viele der malaysischen, indigenen Völker wohnen.
Auch wenn sie rechtlich betrachtet, die eigentlichen Ureinwohner des Landes sind und ihnen unter anderem das Land in den Bergen zustehen sollte, bekommen sie tatsächlich wenig staatliche Unterstützung und verlieren immer mehr an Land, vor allem sobald dieses an Wert steigt und gehören zur ärmsten Bevölkerungsschicht in Malaysia. Vielleicht vergleichbar mit den Indianern?
Meistens haben sie nicht den politischen Einfluss und das Selbstbewußtsein, um gegen Ungerichtigkeiten vorzugehen und sich zu verteidigen.
Ihre Versorgungsmethoden sind das Jagen und Fischen, was in heutiger Zeit immer schwieriger wird und dauerhaft nicht zur Verbesserung der Situation führt, so dass in erster Linie (Aus) Bildung jeglicher Art notwendig ist.
Aber wie schafft man es ein indigenes Volk, dass einen absoluten starken Zusammenhalt lebt, zu erreichen und ihr Vertrauen zu gewinnen.
Wie kann man ihnen helfen ihre Kultur zu bewahren und gleichzeitig ein besseres Leben zu führen?

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Auf dem Weg in den Cameron Highlands fahren wir an ein paar vereinzelten Strassenständen vorbei, manche sehen ziemlich pimp aus, einige sehr einfach und schlicht. Wir werden aufgeklärt, dass die pimpen Stände den Malayen (der 1.sozialen muslimischen Schicht) gehören, die von der Regierung unterstützt werden. Die einfachen Ständen gehörten den Orang Asslis, oft verkaufen sie dort gegen eine kleine Provision auch Öl oder Essig, was eigentlich Chinesen gehört.

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Viele Chinesen sehen wir, die Kiloweise Durian (eine Frucht, die Kulinarisch eine sehr interessante Erfahrung ist, aber geschmacklich unserem Gaumen keine Freude bereitete.. -sie riecht nach faulen Eiern und schmeckt auch net besser, ist aber hier komischerweise sehr beliebt ;-) haben mitbekommen, dass sie anscheinend beim Dschungel-Camp zur einer der harten Prüfungen gehörte – wir habens auch einfach mal so getestet, immerhin ist es hier die King of Fruits -und das ganz ernsthaft) für nen Appel und nen Ei von den Orang Asli abkaufen, um sie auf dem Markt in der Stadt für das dreifache zu verkaufen. Den Orang Aslis selbst fehlt es an Transportmitteln, um die Früchte selbst zu verkaufen und damit mehr Geld zu verdienen.
Also brauchen sie die Möglichkeit mobiler zu werden? Das scheint zumindest nicht unwesentlich.

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Wir halten in einem ersten Dorf nahe der Strasse, was auf Grund der guten Erreichbarkeit mehr Möglichkeiten hat, als die unerreichten Dörfer tief im Dschungel. Die Kinder können zur Schule gehen und sie können von manchen Geschenken, wie einem Generator, zumindest eine Weile profitieren. Die Bewohner, die wir treffen, können sich in malay und teilweise sogar in englisch verständigen.
Die Häuser sind schlicht, ohne Toilette, typischerweise aus Bambus gebaut, wodurch sie nach drei Jahren hinüber sind.
Durch caritative Hilfe der Gemeinden, gibt es jetzt zwei Klos fürs Dorf, nen Versammlungsraum und einen jungen begabten Mann, der sich und seiner Familie jetzt ein Steinhaus baut. Sie (seine Frau) nimmt regelmäßig an den Seminaren teil, die Familie Ping im Oasis 5 regelmäßig anbieten.
Ich kann es mir trotzdem noch nicht wirklich vorstellen, wie das Leben auf den Dörfern aussieht. Irgendwo zwischen Entwicklungsprozessen und Hinterwäldlerleben.
Die Idee von Eheleuten Ping ist es im Moment ein ungenutztes Grundstück der lutherischen Kirche zu benutzen, um dort ein Selbst-Hilfe Projekt mit motivierten Orang Aslis durchzuführen. Ziel ist es, dass die Menschen dort ihren eigenen Markt aufbauen, auf dem sie dann ihre Handarbeiten, ihr Obst und Gemüse verkaufen können. Nicht alle Projekte und Subventionen sind immer erfolgreich, weil Orang Aslis meistens nah bei ihrer Familie bleiben wollen, daher aus Heimweh nicht in der Stadt zum arbeiten leben, oder auch ihre Hühner nicht schlachten, weil sie ihnen zu nah ans Herz wachsen und eher als Haustier betrachtet werden.
Ich finde die Idee einer Selbsthilfe, die nah an den Menschen ist und ihre Bedürfnisse erkennt, echt überzeugend und gut.
Aber es braucht Zeit, Verständnis und Geduld, um den richtigen Weg zu finden und das Vertrauen der Menschen zu gewinnen.

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Ach es gebe noch soviel weiterzugeben von dem, was wir erfahren und erlebt haben.
Auf jeden Fall hat das Wochenende einen bleibenden Eindruck hinterlassen und wir freuen uns beim nächsten Mal einen noch tieferen Einblick zu gewinnen.


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