Gauck – Feldprediger an der Heimatfront

“Sein Vor-Vorgänger Horst Köhler war wenigstens so ehrlich, den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan nicht nur mit der Verteidigung des Rechts afghanischer Mädchen auf Schulbesuch, sondern auch mit deutschen Wirtschaftsinteressen zu rechtfertigen. Auf eine solch profane Argumentation läßt sich ein Joachim Gauck natürlich nicht ein. Für den sind imperialistische Weltordnungskriege eine hochmoralische Angelegenheit. Und so ließ er auch bei seinem Auftritt vor der Führungsakademie der Bundeswehr die Gelegenheit nicht aus, seine »Freiheit in Verantwortung«-Litanei herunterzubeten.

Dabei stellte der Bundespräsident klar, daß die Freiheit, die er meint, nicht mit »Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit und Hedonismus« zu verwechseln sei. »Daß es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für unsere glücksüchtige Gesellschaft nur schwer zu ertragen«, beschied Gauck seinen Landsleuten eine schlechte Kampfmoral. Blut, Schweiß und Tränen stehen seiner Vorstellung von Freiheit offenkundig näher als Glück und Wohlergehen. Was dieser Bundespräsident zum Besten gibt, sind völkische Durchhalteparolen in neoliberalen Zeiten, die an die Bereitschaft zum Krieg nach außen und zur Hinnahme von Sozialabbau im Inneren appellieren.

Daß Gauck von »Mutbürgern in Uniform« spricht, die er offenbar als das heroische Gegenteil der von ihm als wildgewordene Hedonisten verachteten »Wutbürger« betrachtet, sagt auch einiges über das Demokratieverständnis des selbsternannten Demokratielehrers aus. Das kollektive Einstehen für selbstbestimmte Interessen erscheint ihm als egoistische Verantwortungslosigkeit, der Kriegseinsatz für fremdbestimmte Interessen als gemeinnütziges Heldentum.”

Quelle: http://www.jungewelt.de/2012/06-14/027.php

Bundespräsident kann man ja wohl auch nur sein, wenn man sich mit dem Nationalstaat identifiziert. Daß allein die Überwindung desselben etwas daran ändern kann, daß junge Menschen in Uniform ihr Leben für konstruierte nationale Entitäten und die Besitzrechte der jeweils Besitzenden hergeben müssen, ist eine Tatsache die nur noch in der Linken diskutiert wird. Der Bundespräsident befindet sich aber eben in der Mitte einer Gesellschaft, die aus selbstsüchtigen Arschlöchern besteht. Jetzt, da die Soldaten nicht mehr eingezogen werden, kann man eigentlich auch sagen: »Selbst schuld, wenn die sich dafür die Birne wegballern lassen.« Aber das wäre kein guter Stil. Und so einfach ist es ja auch nicht. Am Ende werden es in einer Berufsarmee die sozial Ausgegrenzten sein, die die Drecksarbeit machen.
Frank Spilker, Sänger, »Die Sterne«:

Quelle: http://www.jungewelt.de/2012/06-14/057.php

Kapitalismus ist Konkurrenz ist Krieg!



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