“Gauchogate”: Warum die Linken niemals die Welt retten werden

Für den “Klodeckel des Tages” ist auch die Redaktion von Spiegel Online regelmäßig in der engeren Auswahl. In dieser Woche darf sie sich mit dem Toilettenutensil schmücken, nachdem sie eine Diskussion in Gamg gesetzt hat, die an Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist. In ihrer Berichterstattung über den Empfang der Fußball-Weltmeister mokierten sich die Hamburger Internetjournalisten über den “Gaucho-Tanz”, den man nun niemandem mehr erklären muss. Sie gaben damit sämtlichen Berufsbetroffenen ihr Thema im Sommerloch, nachdem der Aufruf Linker und Grüner zum Einrollen der Fahnen während der WM als Rohrkrepierer geendet war. Beseelt bemühten sich politische Erfüllungsgehilfen, eine diplomatische Krise herbeizureden. Selbst die einst bürgerliche FAZ glaubte sich mit der Behauptung an den Zeitgeist anwanzen zu müssen, Deutschlands Kicker hätten den in Brasilien erworbenen Ruf einer “weltoffenen, toleranten Nation” mit ihrem Auftritt sogleich wieder verspielt. Es bedurfte erstaunlicherweise der Süddeutschen Zeitung, die schlussendlich feststellte, die Debatte erzähle “wenig über die Gesinnung deutscher Fußballspieler und so einiges über den Stand der politischen Korrektheit in Deutschland”. Volltreffer!

Es ist grotesk, dass vor allem die selbsterklärten Weltverbesserer des linken Spektrums und ihre weniger mit Überzeugung, als vielmehr mit moralinsaurem Erziehungsauftrag agierenden grünen Mitstreiter angesichts tausender Toter und sich täglich zuspitzender Kriege in Nahost, im Irak und in der Ukraine nichts Besseres zu tun haben, als über den politisch korrekten Zustand unserer Gesellschaft zu schwadronieren, nachdem ein paar siegestrunkene junge Männer ihrem Glücksgefühl freien Lauf gelassen hatten. Niemand ist zu Schaden gekommen, vom so sehnlichst herbeigeredeten Rassismus keine Spur weit und breit. Doch wer eignet sich besser als einfaches, leicht zu treffendes Ziel linksgrüner Geschütze, als eine kleine wehrlose Partymeute im Bück-Gang? Sich stattdessen mit den wirklich wichtigen Tagesereignissen zu beschäftigen, sich gar in die Komplexität der Weltpolitik einzuarbeiten, um dem eigenen Anspruch der Weltverbesserung auch nur einen kleinen Schritt näherzukommen, ist die Sache der Linken nicht. Und die der grünen Moralwächter schon überhaupt nicht. Vom Fußball, seiner Fan-Kultur und seinen Choreografien versteht man offenbar zwar ebenso wenig, doch eignet er sich zumindest als Spielball der eigenen Ideologie.

So lässt sich dessen Popularität nutzen, um mit Petitessen schnelle mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen. Meinten es die “Gauchogate”-Schreihälse wirklich ernst mit ihrer Sorge um interkulturelle Respektlosigkeiten im Fußball, sollten sie sich am Wochenende einmal Zeit zum Besuch der Kreisklassenspiele in ihrer Umgebung nehmen. In den mit “Nationalmannschaften” gespickten Hobby-Ligen findet zuweilen ein von den medialen Tugendwächtern ignorierter Kulturkampf statt, der nicht von deutscher Verhöhnung fremdländischer Unterlegener geprägt ist, sondern von der fehlenden Bereitschaft mancher Gegner, ihre Niederlage zu akzeptieren. Die Sportgerichte der unteren Instanzen beschäftigen sich Woche für Woche mit den Fällen “überschäumenden Temperaments”, aus denen mehr herauszulesen ist als der Überschwang der Gefühle. Man möchte den Journalisten und Politikvertretern des “PI-Zirkus” daher mehr Robustheit im Umgang mit der Sprache des Fußballplatzes anempfehlen. Die “Schocktherapie” eines Stadionbesuchs zum Bundesliga-Start könnte Wunder wirken. Vielleicht aber würden die Verfechter der Political Correctness auch an der Erfahrung zerbrechen, die das Verlassen des eigenen Kokons mit sich brächte. So oder so – einen Versuch wäre es wert.


Tagged: DFB, Fußball, Gaucho, Political Correctness, WM

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