"Es kommt der Tag, an dem die Leute morgens aufstehen und nicht als erstes an diese Katastrophe denken werden", heißt es in John Birminghams wirklich schwer beklemmender Weltuntergangsmär "Whitout Warnig". Hurra, der Tag ist da! Gestern wars, als die Liveticker, gerade abgekühlt vom Fukushima-Drama, wieder heißliefen: Zwei halbjunge Menschen feierten Hochzeit, ARD und ZDF übertrugen simultan, Kleider wurden besprochen wie neue Stones-Platten, Küsse gestoppt und deutsche Wetterberichte legten ihren Schwerpunkt endlich wieder auf die Auslandsaussichten. Weht die atomare Wolke bis Hohenwulsch? Oder stoppt sie vor Hohenmölsen? Scheint die Sonne über London? Oder fällt doch radioaktiver Regen vor der Kathedrale?
Wir wissen es nicht, wir werden es nie erfahren, denn für die Berichterstattung von der "Menschheitskatastrophe" (Badische Zeitung) in Japan ist nach fünf Wochen keine Kraft mehr da. Sind die "Fukushima 50" (Der Spiegel) nun eigentlich shcon tot? Was ist aus den "Obdachlosen, Gastarbeitern, Arbeitslosen und Minderjährigen" geworden, die ARD-Mann Robert Hetkämper, Erfinder der "bereits laufenden Kernschmelze" 24 Stunden nach dem Tsunami, im innersten Todeskreis entdeckt hatte? Wie steht es um den Wind, dreht er nach Tokio? Hat man in kanadischen Lachsen nun schon mal wieder "unzulässig erhöhte Strahlung" (Greenpeace) entdeckt? Und wieso hört man seit Tagen nichts mehr aus Tschernobyl?
Natürlich, die Welt ist nicht mehr, wie sie war. Die Baumarktkette Obi hat ihre Plakatkampgane zum Frühjahsbeginn um das Motiv "Strahlen strahlen" bereinigt. Im Fernsehen diskutiert eine Ethikkommission. In Stuttgart regiert Grün-Rot. Die EU hat die Transferunion durch die Hintertür eingeführt. In London wird geheiratet.
Der Liveticker sprudelt wie in besten Weltuntergangstagen. Miss Mittelstand im Märchenland hat mit dem herz das Hirn besiegt, ihre "sexy Schwester Pippa" aber mit einem Bekenntnis zum Busenblick allen die Show gestohlen, bis es zum Kuss kam, der 0,4 Sekunden lang war, was anderswo als kurz bezeichnet werden würde, hier aber Ausdruck des Umstandes ist, dass sich eine Nation über sich selbst vergewissert. Es ist ein Moment der Magie, in dem wenigstens mahnende Worte finden: "Das Brautpaar strahlt" warnt die Webseite des Hitler-Senders vor Spätfolgen, über die sich die meisten Deutschen heute noch gar nicht klar sind.
Doch nur drei Emp? Fukushima im Rückspiegel