Gastnerd: Früher war nicht alles besser, aber Fertig.
by Branding • 29. Oktober 2014 • Gastnerd, Nerdshit, Spiele • Comments (0) • 23
In dem neusten Gastnerd-Beitrag spricht Branding über dieses „Unfertige-Sachen-Releasen“ und darüber, wie man früher Spiele bei Erscheinungsdatum sofort zocken konnte.
Ich bin in einer Zeit mit Videospielen groß geworden, als alles noch ein bisschen einfacher war. Es gab keine Umweltzonen, Hausfrau sein war noch in Ordnung (und nicht diskriminierend und sexistisch) und es war noch nicht jeder Zweite Videospiel-Konsument auch gleich „jemand aus der Games-Branche“. Auch die Spiele selbst waren einfacher. Mario hüpft von A über B nach C und rettet die Prinzessin vor Bowser. Ganz ohne irgendwelche Sexismus- oder Tierschutz-Debatten im Internet. Und ohne Updates. Quasi…Fertig. Ein zwei kleine Bugs haben sich in so manches Spiel zwar geschmuggelt, aber alles nicht so tragisch, denn den Entwicklern war klar, sollten sie mal wirklich unfertige Spiele abliefern, ist die Kredibilität beim Konsumenten (also mir und dir) verspielt. Also gab man sich Mühe. Natürlich gab es auch damals schwarze Schafe, aber das hielt sich in Grenzen.
Der ein oder andere wird sich jetzt Fragen, was ich alter Sack erfahrener Spieler der jüngeren Generation damit sagen will. Ich gebe euch ein Beispiel.
Vor einigen Wochen habe ich mir ein neues Spiel gekauft. Welches ist unwichtig, denn es trifft auf viele aktuelle Spiele zu. Ich starte also mein neues Spiel, muss den Controller aber schon wieder zur Seite legen, da ein Update notwendig ist. Am ersten Tag nach Erscheinungsdatum. 5 Gigabyte. Dank mittelmäßiger Internetleitung heißt es also noch einmal 30-45 Minuten warten.
Die erzwungene Pause sinnvoll mit Kochen und Essen gefüllt, fühle ich mich Bereit endlich mit meinem tollen neuen Spiel loszulegen. Durch die Wartezeit eben wurde meine Vorfreude noch einmal auf den Höhepunkt getrieben. Das Spiel startet also, und bittet mich direkt mal um eine Registrierung, um Online spielen zu können. Na gut, dann heißt es nun mit dem Controller fummelig E-Mail und Passwort eingeben und registrieren. Erfolgreich registriert, nun kann es endlich losgehen. Viele Stunden Multiplayer-Spaß mit meinen Freunden, das wird toll. Zwar nur Online, weil ja kaum noch ein Spiel an den Splitscreen denkt, aber da meine Freunde und Bekannten mittlerweile sowieso in ganz Deutschland verstreut sitzen eigentlich ganz gut.
Aber Moment, ein zwei Fragen hätte das Spiel noch. Ein Spielerprofil solle ich mir anlegen. Das heißt wieder einen Namen ausdenken und eingeben (zugegeben nichts Neues), und jetzt kann’s aber nun wirklich endlich mal losgehen. Als ich dann aber den Multiplayer anwählen möchte, ist dieser Grau hinterlegt. „Eine Verbindung zum Spieleserver ist aktuell nicht möglich“. Am Erscheinungstag kann ich also noch nicht online Spielen. Kurze Internet-Recherche ergibt, dass es nicht an mir liegt, sondern am Spiel bzw. an fehlenden Serverkapazitäten.
Leicht verstimmt entschließe ich mich also dazu, mich erstmal dem Singleplayer des Spiels zu widmen. Ist ja nicht so schlimm, hatte ich ja auch Lust drauf. Das nun leider durch fehlende Serveranbindung einige Funktionen und Items im Spiel nicht Funktionieren bzw. ausgegraut sind, lässt den Würgegriff um den Controller deutlich enger werden, doch den Spielspaß vermiesen lassen möchte ich mir nicht, es geht jetzt Los, auch mit fehlendem Equipment.
Im Singleplayer muss ich dann leider feststellen, dass trotz des recht großen Updates die Bugs einen Hauptteil der Spiele-Erfahrung prägen. Den Glauben an die Menschheit endgültig verloren, entscheide ich mich also dazu die Konsole wieder auszuschalten, das Spiel ruhen zu lassen, bis Google mir sagt das ich jetzt problemlos Spielen darf/kann und mich einem SNES-Klassiker auf meinem Emulator zuzuwenden (Natürlich besitze ich die physische Ausführung des Spiels im Original). Da funktioniert nämlich alles, seit Erscheinungsdatum.
Zugegeben, ich habe in den vergangenen Zeilen den Worst Case geschildert. Aber ich muss mich doch Fragen, wieso es Heute so einen eklatanten Teil an unfertigen Spielen unter den aktuellen Releases gibt und wieso diese Spiele trotzdem noch in solch einer Frequenz gekauft werden. Dass es natürlich auch noch Fertig erscheinende Spiele gibt ist klar und das die Möglichkeit Spiele zu patchen nicht neu und irgendwie ja auch gut ist, ist auch klar. Aber mir geht es um das „wie“, um das „wie oft“ und um das „wann“. (Open-)Alpha und (Open-)Beta sollten den Entwicklern doch genug Möglichkeit geben, Spiele fertigzustellen. Dieses „Unfertige-Sachen-Releasen“ wäre in fast jedem Bereich der Wirtschaft und der Kunst undenkbar. Film nicht Fertig? Film kommt nicht raus. Haus hat noch kein Dach? Haus wird noch nicht bewohnt. Brot noch nicht gebacken? Brot wird nicht verkauft. Spiel noch nicht fertig? „Raus damit, wir brauchen die Kohle, die kaufen’s ja eh, und Nachpatchen können wir immer noch wenn jemand mault.“
Ich würde mich sehr freuen in Zukunft wieder fertige Spiele zu erhalten. Das ging nämlich schon mal. Als die Spiele noch 4 MB groß und in z.B. grauen rechteckigen Containern verbaut waren. Heute mag alles etwas komplizierter und teurer sein, dafür wird aber auch mehr Geld damit verdient, also hört auf euch rauszureden und macht eure Arbeit.
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-Seit dem NES in den Fängen der Spieleindurstrie. -hab mal für die Spieleseite "Consolenews" geschrieben, die gibts heute nicht mehr. Ich sehe da keine Zusammenhänge -Bereichere die Welt mit meinen Tweets als @gottseinvater -bin die perfekte Antithese zum Schubladen-NerdRelated Posts
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