Gastbeitrag: Düsseldorf feiert Timo Rost

Düsseldorf feiert seinen neuen Lokalmatador im klassischen Faustkampf in der Classic Remise. Nach acht Runden stand Timo Rost als einstimmiger Sieger nach Punkten im Super Mittelgewicht fest. Eine Tatsache, die sein beherzt kämpfender Gegner Tiran Metz nicht wahrhaben wollte und noch lange nach der Urteilsverkündung wütend als „Fehlurteil“ wertete. Sein größter Fehler an diesem Abend.

Dabei zeigte sich Metz als die erwartet harte Nuss, die der 27-jährige Timo Rost zu knacken hatte. Der Essener sollte ein ernstzunehmender Gegner in der noch jungen Profikarriere des Düsseldorfers werden. Um den anfangs übermotivierten Rost jedoch in die Grenzen zu zwingen, geschweige denn an den Rand einer Niederlage zu bringen und sich ernsthaft über das Urteil beschweren zu können, hätte Metz mehr Leistung zeigen müssen. Doch Einzelaktionen reichen im heutigen Profiboxen nicht mehr aus, insbesondere in einer Gewichtsklasse in der zwischen unterschiedlichen Distanzen hin- und hergependelt werden und Schnelligkeit und Beinarbeit eine gewisse Rolle spielen kann. Kurzum: Metz zeigte zu wenig. Rost wurde seiner Rolle als Favorit gerecht und ließ sich durch den auf acht Runden angesetzten Kampf von Beginn auf einer Welle der Euphorie tragen.

Zum Kampf: Erst ab der dritten Runde konnte Timo Rost seine besseren boxerischen und konditionellen Qualitäten zeigen. Vorher hielten sich beide Boxer zu sehr damit auf, sich durch klammern zu neutralisieren. Unabhängig, von wem dieses Stilmittel hauptsächlich eingesetzt wurde. Erst als sich Rost in der dritten Runde mehr bewegte, dadurch zwar längere Wege an den Ringseilen gehen musste, nahm sein Kampf Gestalt an und er bekam Zugriff auf den 32-jährigen Metz, der mit einer Bilanz von 22 Kämpfen, davon 15 Siege, drei Niederlagen und vier Unentschieden in die Düsseldorfer Classic Remise anreiste.

Rosts bis dato schönste Kombination, die mit einem linken Haken zum Kopf aus der „neuen“ Halbdistanz ins Ziel fand, schoss der Lokalmatador in der vierten Runde ab. In diesem Moment hatte er die exakte Entfernung gefunden. Metz reagierte wie häufig an diesem Abend mit Einzelaktionen, die allerdings selten trafen oder Rost in Verlegenheit brachten. Wobei es der Lokalmatador seinem Gegner auch zeitweise sehr leicht machte. Seine Deckung befand sich wiederholt nicht dort, wo sie der Erfinder des Spiels sowie Rosts Trainer Rüdiger May sehen wollte.

Wobei Deckung ein Thema ist, die richtige Distanz ein anderes. Ab der sechsten Runde zeigte sich Rost häufig zu weit vom Gegner entfernt, um nach diversen Kombinationen nachsetzen zu können. Ein bis zwei Schritte in Richtung Gegner aber außerhalb dessen Reichweite hätten den Druck auf Metz erhöhen können, der durch die zu große Entfernung die Gelegenheit bekam, sich positionieren und Einzelaktionen starten zu können.

Groß war der Schrecken unter den Besuchern allerdings in der siebten Runde als der Ringarzt in Rosts Ecke gerufen wurde. Nach einem unabsichtlichen Kopfstoß zeigte sich ein Cut über Rosts linkem Auge. Doch er boxte weiter, wobei Metz diese Verletzung auch nicht in den letzten beiden Runden konkret anvisierte, im Gegensatz zu anderen Kämpfern. So gelangten beide Sportler in die letzte Runde, in der Rost noch einmal Druck machte und signalisierte, dass er über mindestens acht Runden gehen kann. Ein deutliches Signal für künftige Herausforderungen?

Ein abschließendes Wort zu Tiran Metz, der sich nach dem einstimmigen Urteil zugunsten von Timo Rost ungerecht behandelt fühlte. Er hat gut gekämpft und damit einen interessanten Boxabend mitgestaltet – und ein guter Kämpfer sollte kein schlechter Verlierer sein.

Während Timo Rost sein vorgegebenes Soll erfüllte, blieb Sherif Morina (Dinslaken) dahinter zurück. Sechs Runden im Weltergewicht à drei Minuten bekam er, um den neun Jahre älteren Juma Waswa (Uganda) von seinen boxerischen Fähigkeiten zu überzeugen, geschafft hat er es nicht. So endete der Vergleich mit einem Unentschieden, das Teile des Publikums zu Ungunsten des Uganders als Fehlurteil werteten. Der 37-jährige hatte sich mit einer couragierten Leistung in die Herzen des Publikums gekämpft.

Dabei schien zu Beginn des Vergleichs alles seinen gewohnten Lauf zu gehen. In den ersten beiden Runden setzte Sherif seinen Gegner dermaßen unter Druck, als wolle er in seinem achten Profikampf den fünften KO feiern. Geschickt entschärfte er durch eine starke Deckung die linke Schlaghand des Rechtsauslegers Wasma zum Körper oder zum Kopf und setzte seinerseits gute Akzente.

Doch ab der dritten Runde zeigte sich Sherif immer ratloser. Ein Plan B schien nicht im Handgepäck versteckt worden zu sein. Seinen Ausdruck erreichte die scheinbare Unsicherheit Sherifs mit einer Tiki-Taka-Boxserie, als er Wasma an den Ringseilen stellen konnte. Doch statt eines willensstarken Auftretens passierte – nichts. Ohne Herz, ohne Dynamik, fast gleichgültig, gleichwohl als würde im Kino eine falsche Filmspule eingelegt werden und der Vorführer merkt es nicht, vergab Morina diese Situation.

Somit wurde Wasma mit zunehmendem Kampfverlauf mutiger. Der Ugander entzog sich den Attacken des 28-jährigen Deutschen und setzte hier und da seine Nadelspitzen, zumal Sherif zunehmend seine Deckung vernachlässigte. Wasma konterte, wenn er die Chance sah, wich aus, wenn er Platz fand, blieb stets gefährlich und trug seinerseits viel dazu bei, dass sich am Ende das Unentschieden für Sherif eher als eine Niederlage anfühlte.

Zwei interessante Begegnungen, bleibt die dritte Paarung des Kampfabends. Darin traf der Kölner René Oeffner (22) im Halbschwergewicht auf Marko Kuvac (Bosnien und Herzegowina). Um es vorweg zu nehmen: Oeffner verbrachte mehr Zeit beim Aufwärmen als im Ring. Drei Mal ging der 31-jährige Kovac bereits in der ersten von sechs Runden zu Boden. Danach hatte der Ringrichter ein Einsehen mit allen Beteiligten. Oeffner verbesserte seine Kampfbilanz damit auf 13 Siege bei 14 Kämpfen, davon neun durch KO.

Übrigens: Einen Europameister bekamen die rund 600 Besucher doch zu sehen. Die Cheerleader des SC Unterrath überbrückten als amtierende Deutscher Meister und Europameister die Kampfpause und begeisterten.

Die zahlreichen Fans von Rost feierten noch lange den Sieg ihres Helden in der Düsseldorfer Classic Remise, welche ein toller Rahmen für die Veranstaltung war.

(C) Manfred Fammler


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