[Gastbeitrag] Der Faltcaravan – eine Campingalternative?!

Von Sandra Westenhöfer-Grammeth @campingchecker

Wo sollte man als Camper übernachten, falls einem das Zelt zu unbequem, der Wohnwagen aber zu großvolumig und unflexibel ist?

Diese Frage stellten wir uns Anfang 2015.


Die Antwort war und ist ein Faltcaravan. Was diese Gattung der Reisemobile ausmacht, worin ihr Ursprung liegt und welche konkreten Vor- und Nachteile Zeltanhänger auszeichnen erklären wir in diesem Gastbeitrag.

Ein Faltcaravan als Camping-Alternative


Prinzipiell hat ein Camper in Punkto Behausung die Qual der Wahl.

Neben dem klassischen Zelt stehen ihm Wohnmobil, Wohnanhänger oder Reisebus zur Verfügung. Doch war es das bereits schon? Auf welches Reisemobil sollte die Wahl entfallen, falls man im Urlaub den gewissen Komfort nicht missen möchte, zu Hause aber keinen Platz zur Einquartierung eines Wohnwagens hat?

Genau mit dieser Frage beschäftigten wir uns Anfang 2015.

Wir, das sind zwei Eltern und ihr aktuell 12 Monate junger Sohn, die planten in ihrer Elternzeit Skandinavien als Campingtouristen zu bereisen.

Ursprünglich stand auf unserer Einkaufsliste ein kleiner Wohnwagen. Doch schnell stellte sich heraus, dass bereits kleine Modelle (selbst im unbeladenen Zustand) einfach zu schwer für unser Zugfahrzeug sind. Problem Nummer 2 war der Unterstellplatz. Da unsere Tiefgarage nur 200cm in der Höhe misst, lässt sich diese für >95% der aktuell erhältlichen Wohnmobile und -anhänger nicht nutzen. Und die Idee den Anhänger über 30min entfernt bei einem Bauern in einer zugigen aber teuren Scheune unterzubringen, verwarfen wir relativ schnell.


So war guter Rat teuer, doch die Antwort hatte, wie so oft im 21. Jh. eine in Deutschland sehr bekannte Internet-Suchmaschine parat. Nach etwas Recherche stießen wir auf einen für uns neuen Typus von Reisemobilen - den Faltcaravan.

Die Anfänge des Faltcaravanings


Dabei ist die Gattung der Faltcaravans, auch genannt Zeltanhänger, Falter oder Klappfix, gar nicht so neu.

Bereits in den 1950er Jahren stieg im europäischen Campingtourismus der Wunsch nach Qualität und Komfort stetig an. Mehr und schwerere Ausrüstung musste her.

Viele, allen voran die Holländer, nutzten zusätzlich einen KFZ-Anhänger um ihr Campingequipment zu transportieren. Die zu dieser Zeit hauptsächlich aus mittelständischen Unternehmen bestehende Campingindustrie registrierte diese Entwicklung und reagierte. Unabhängig voneinander kombinierten Hersteller die am Markt erhältlichen Transportanhänger mit einem selbst entwickelten Zeltaufbau.

Und das brachte zwei Vorteile. Zum einen musste ein Zelt nicht mehr vollständig zusammengepackt werden, ließ sich durch einen ausgetüftelten Faltmechanismus rascher aufbauen. Zum anderen konnten die Reisenden direkt auf dem Anhänger schlafen, hatten damit einen Zuwachs an Campingqualität.

Sicher, der Schutz gegen Wind & Wetter reichte (und reicht) nicht an die benachbarten Wohnwagen heran. Dafür sind Faltcaravans heute wie damals in Anschaffung und Unterhaltung um Längen preiswerter als ihre voluminösen Reisealternativen aus Kunststoff.

Seit ihrer Geburtsstunde vor über 60 Jahren wurden die Zeltanhänger durch die Hersteller natürlich kontinuierlich verbessert. Anhänger, Zeltplanen und Innenraum wurden weiterentwickelt und optimiert. Spezielle Off-road Varianten für unwegsames Gelände sind hinzugekommen, die Auswahl an (praktischen wie fragwürdigem) Zubehör und Erweiterung wächst unaufhaltsam. Auch die Herstellerindustrie wandelt sich, es kam zu Fusionen und Übernahmen.

Am Grundprinzip eines Faltcaravans ändert dies aber nichts. Weiterhin besteht dieser aus einer mit einer Anhängerbasis fest verbundenen Zeltkonstruktion.

Der Faltcaravan = das Familienreisemobil


Im Jahr 2015 zielen viele Faltcaravan-Hersteller mit ihren Produkten auf junge Familien ab. Doch inwieweit eignet sich nun ein Zeltanhänger für diese Käufergruppe? Nach einer dreimonatigen Campingtour quer durch Deutschland, Dänemark und Schweden konnten wir uns ein ganz eigenes Bild von einem Faltcaravan machen. Dabei sind uns nachfolgende Aspekte besonders ins Auge gefallen.

  • Gegenüber einem Zelt schläft es sich auf einem Anhänger um Welten angenehmer und regenerativer. Statt einer ebenerdigen Nacht auf einer erkalteten Isomatte , ruht man im Falter auf Kaltschaummatratzen inkl. Lattenrost. Die Folge: auch nach mehreren Nächten an der frischen Luft ist man am Tag ausgeruht und frei von Nackenverspannungen.

  • Ein weiterer, von uns wahrgenommener Vorteil, eines Falters ist sein üppiges Platzangebot. Gewiss, dieses reicht nicht an die 4-Zimmer Wohnung in der Innenstadt heran. Jedoch liegen viele Zeltanhänger mit ihren >18qm Fläche weit über dem Wohnraum eines normalen Caravans. Und das ist auch gut so, reisen Familien normalerweise mit viel Gepäck.

  • Im Vergleich zu den größeren Wohngefährten bindet man mit einem Faltcaravan weniger Vermögen an sein Hobby. Dies wurde uns bereits bei der Anschaffung klar. Für einen gut ausgerüsteten Faltcaravan muss mit etwa 10.000 Euro kalkuliert werden. Dieser Betrag bewegt sich natürlich deutlich über einem Zelt, liegt aber auch viel tiefer als die Summe die ein Camper für ein Wohnmobil berappen muss.

  • Wo Licht ist, da gibt es häufig auch Schatten. Ein Faltcaravan ist und bleibt ein Zelt. Mit allen Vor- und Nachteilen. Gerade bei Abbau nach oder während eines Regenschauers muss der Falter anschließend getrocknet werden. Sonst leidet das Material. Nervig für Familienväter und -Mütter die nach Urlaubsende erneut den Faltcaravan aufbauen und trocknen müssen.

  • Schließlich sollten Faltcaravaner keine Scheu vor dem Zeltauf- und -abbau haben. Nach Jahren der Optimierung stehen viele Zeltanhänger in Minuten. Das Gros der Aufstellzeit geht in die Einrichtung der Behausung. Je nach Anspruch und Vorliebe in Ausrüstung, kann das dann mal gut 30 Minuten dauern. Das Aufstellen von Stühlen und Tisch, Herrichten der Küche, der Aufbau von Campingschränke, etc. braucht seine Zeit.

Unterm Strich eignet sich ein Faltcaravan unserer Meinung nach sehr gut für natur- und frischluftfreudige Familien. Wir blicken gespannt auf die kommenden Campingjahre mit unserem Falter.

Als Autor dieses Gastbeitrages bloggt Christopher Schulz regelmäßig auf faltcaravaning.net über das Reisen und Campen mit dem Faltcaravan.

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