Gassi gehen im Parlament: Hundeliebhaber auf Abwegen

Von Peymani @Ramin_Peymani

Was haben wir uns von unseren Bundestagsabgeordneten nicht schon alles zumuten lassen. Die Mitglieder unseres höchsten Parlaments, von denen viele längst in ihrer eigenen Welt zu leben scheinen, lösen immer wieder Wut, Enttäuschung und Kopfschütteln aus. Mal ist es die dreiste Erhöhung der eigenen Bezüge, die ohnehin mehr als großzügig bemessen sind, mal die weltfremde Sicht auf den Alltag des Normalbürgers und manchmal auch einfach nur die ungenierte Zurschaustellung bedenklicher Uninformiertheit bei wichtigen Entscheidungen wie dem Euro-Rettungswahn. Diesmal geht es um vergleichsweise wenig, doch der aktuelle Vorstoß einer Gruppe von 15 Abgeordneten ist deshalb nicht minder ärgerlich. Für den offiziellen Antrag an den Präsidenten des Bundestags, die Hausordnung so zu ändern, dass Abgeordnete ihren Hund mit in den Plenarsaal bringen dürfen, erhält Heinz Paula (SPD), Sprecher der ausschließlich aus Mitgliedern der SPD und der Grünen bestehenden Gruppe, den „Klodeckel des Tages“. Geradezu beschämend ist dessen Erklärung, man wolle damit die Bedeutung von Heimtieren im Arbeitsalltag fördern. Die abenteuerliche Begründung steht sinnbildlich für die von den Parteien der betroffenen Protagonisten betriebene Politik, jedes noch so unbedeutende Einzelinteresse staatstragend aufzuwerten, um egoistische Vorlieben auf Kosten anderer durchzusetzen. Ausgesprochen dreist ist auch die Behauptung der 15 Tierliebhaber, es sei „der Wunsch vieler Abgeordneter,…dass das Mitbringen von Hunden zulässig ist.“ Paulas SPD-Mitstreiterin Silvia Schmidt bemühte sich das unsinnige Ansinnen zu untermauern, indem sie tiefe Einblicke in ihr Seelenleben gewährte: „Mein Hund ist mein Freund. Er braucht meine Nähe, und ich brauche seine.“ Hört man derlei Sätze, sieht man Frau Schmidt an einem verregneten Herbsttag gemütlich mit Bello auf der Couch kuscheln, während „Vom Winde verweht“ läuft. Der Tisch ist stets für das liebe Tier mit gedeckt, und selbstverständlich teilen die beiden nicht nur den Tisch miteinander. So viel Liebe haut einen um. Das Kopfkino produziert allerdings noch ganz andere Bilder, die man sich lieber erspart hätte. Glücklicherweise ist davon auszugehen, dass der Vorstoß der Tiernarren keine Chance hat. Die ersten Reaktionen des hierüber befindenden Ältestenrates machen Mut. Eine Öffnung des Plenarsaals für die Vierbeiner einiger selbstsüchtiger Parlamentarier wäre auch ein Dammbruch. Man müsste nicht lange darauf warten, dass auch andere Haustierbesitzer die Freigabe für ihre Lieblinge einforderten. Vermutlich würden sie argumentieren, Katzen seien eine echte Bereicherung für die Streitkultur im Bundestag, umher fliegende Kanarienvögel könnten Friedenstauben symbolisieren und freilaufende Meerschweinchen ein glaubwürdiges Statement gegen Käfighaltung setzen. All das bleibt uns wohl erspart. Doch ein Schlupfloch bietet sich Heinz Paula und seinen Mitstreitern noch: Blindenhunde sind im Parlament erlaubt. Verblendet scheinen die Antragsteller ja zu sein, nun müssten sie nur noch dafür sorgen, auch zu erblinden. Ob sie zu solch drastischen Opfern für ihre vierbeinigen Lieblinge bereit sind? Zuzutrauen ist es ihnen.

Lesen Sie mehr dazu hier: “Bundestagsabgeordnete wollen Hunde mitbringen” (RP ONLINE, 14.06.2013)


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