Gartenzwerge statt Rindfleisch
Von Rsk6400
Vor über einem Jahr ist er von uns zur Nuntiatur gewechselt, aber bei festlichen Gelegenheiten hilft Abel immer noch in unserer Küche aus. Leider hat er eine Eigenschaft, mit der man sich auf Kuba eigentlich nur Schwierigkeiten einhandeln kann: Er ist Perfektionist. Und für den Ostersonntag wollte er Rindfleisch zubereiten – ausgerechnet Rindfleisch, den running gag des kubanischen Einzelhandels ! Ich fuhr also am Samstagmorgen zu den Galerias Paseo. Nach meiner fleischlosen Rückkehr telefonierte seine Frau eine knappe halbe Stunde lang mit verschiedenen Geschäften. Ergebnis: „Im Einkaufszentrum an der Ecke Fünfte und 42.Straße haben sie Rindfleisch.“ Von uns bis zum Fluss sind es 5 Häuserblöcke, auf der anderen Flussseite dann nochmal 21 Blöcke (die Parallelstraßen zum Fluss sind von 2 an mit geraden Nummern durchnummeriert, man kann also die Entfernung bis zur 42.Straße leicht ausrechnen). Dort angekommen: „Haben Sie Rindfleisch ?“ – „No hay (Gibt es nicht).“ – „Wir haben angerufen, und man hat uns gesagt, Sie hätten welches.“ – „Ich schaue mal im Lager.“ Der Kollege kommt aus dem Lager: „Wir müssen das Fleisch erst portionieren und abpacken. In einer halben Stunde.“ Ich schaue mich also ein wenig um, frage mich, wieso die so überflüssige Dinge wie Gartenzwerge (siehe Foto) haben, und erfahre nach einer halben Stunde, dass es am Nachmittag um Drei so weit sei. 42 plus 10 Häuserblöcke und ein paar Stunden später, um Punkt Drei, bin ich wieder da. „Rindfleisch ? Ich schau mal. Nein, hier in der Auslage ist keins.“ – „Heute morgen haben wir angerufen, … “ Ich komme gar nicht mit meiner Geschichte zuende, da ist er schon im Lager verschwunden und kommt mit der Nachricht zurück: „Wir machen Ihnen ein Stück fertig. Dauert nur ein paar Minuten.“ Und tatsächlich – zehn Minuten später kann ich mich mit dem Rindfleisch im Rucksack wieder auf mein Fahrrad schwingen. Nächstes Jahr bestehe ich auf Huhn, das kann man fast immer bekommen, und es schmeckt auch besser.