Gartenfrust 2017

Unser Garten hat uns in diesem Jahr mehr Frust als Freude gebracht. Nur Arbeit, fast ohne ihn nutzen zu können. Wegen miesen Wetters mehrmals abgesagte Einladungen und Verabredungen. Bei jedem Besuch neue Baustellen wie riesengroße Wespennester, ein kaputter Sichtschutz oder ein aufgewühlter Rasen. Bis auf's Blut streitende Kinder, die erst überhaupt nicht hinfahren wollten und sich dort nur in der Wolle hatten. Wuchernde Pflanzen, unzählige Nacktschnecken, aggressive Mücken, deren Stiche den Kindern dicke Beulen bescherten, Unkraut überall. Eine so geringe Obst- und Gemüseernte wie noch nie zuvor, ich staunte immer über die Instagram-Bilder anderer Gartenbesitzer. Selbst unser Apfelbaum, der im letzten Jahr wunderschöne Schneewittchen-Äpfel hervorgebracht hatte, produzierte nur Ausschuss. Es war frustrierend.
Gartenfrust 2017
Einerseits lag es am wirklich schlechten Frühlings- und Sommerwetter in Berlin. Ich lebe jetzt seit 23 Jahren hier, aber so einen miesen Sommer habe ich noch nie erlebt. Und wenn mal schönes Wetter war, dann unter der Woche, doch an den Wochenenden regnete es oft. Da wir aber meist nur am Wochenende hinaus in den Garten fahren können, ist das natürlich ungünstig, gelinde gesagt. Die Gartenarbeit, für die Elektro-Geräte benötigt werden, dürfen wir auch nur bis Samstag Mittag machen, danach und am Sonntag ist Ruhezeit. So mussten wir dieses Jahr oft im Nieselregen am Samstag Vormittag den Rasen mähen. Andere Arbeiten wie Hecke schneiden haben wir dann meist händisch (nicht elektrisch) erledigt, da die mögliche Arbeitszeit schon wieder vorbei war. Und ein Genießen des Gartens war fast nie möglich, wir mussten uns oft im Haus aufhalten, da es am Wochenende immer wieder regnete. Das haben wir in den letzten 7 Jahren als Gartenbesitzer noch nie so extrem erlebt.
Gartenfrust 2017Symbolbild des Sommers
Auf meiner Mutter-Kind-Kur hatte ich mir vorgenommen, im Sommer MEHRMALS! ALLEIN! im Garten zu übernachten, um ab und zu etwas Abstand vom Familientrubel zu haben. Im letzten Jahr hatte ich zum ersten Mal, seit wir den Garten haben, jeweils mit einem Kind im Garten übernachtet und das klappte gut. Genau das wollte ich in diesem Sommer allein machen und freute mich drauf. Was soll ich sagen: es scheiterte nicht am Willen, sondern am Wetter bzw. den Umständen. Es gab kein Wochenende, wo alles passte, wo es auch nachts warm genug war, man nicht von Mücken zerstochen wurde und kein Regen angekündigt war. Dass es überhaupt nicht heiß war, merkten wir auch in unserer Dachgeschosswohnung, die sich sonst im Sommer total schnell aufheizt. Dieses Jahr gar nicht. Von der Sonne verbranntes Gras im Garten und in unserem Park existierte 2017 nicht. Außerdem sind wir natürlich auch nicht jedes Wochenende zuhause gewesen. Unter der Woche wiederum geht das mit dem Übernachten nicht, da die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel sehr schlecht ist. Ich bin echt frustriert, dass ich meine Vorsätze diesbezüglich nicht umsetzen konnte. Nun hoffe ich sehr auf nächstes Jahr.
Gartenfrust 2017
Die Kinder hatten oft keine Lust, in den Garten zu fahren, und haben sich dann aus ihrer schlechten Laune heraus geärgert und gepiesackt. Wir mussten viel schimpfen und waren genervt. Die Mittagspause klappt im Garten nicht so wie zuhause und geschlafen wird ja sowieso nicht mehr. Auch der Mann verlor immer mehr den Antrieb hinzufahren, und selbst ich dachte zum ersten Mal ans Abgeben des Gartens. Das hatte ich noch nie, schließlich ist er meine Ruheoase und Ausgleich zum Großstadtleben. Außerdem würde dann nicht nur der Garten fehlen, sondern auch die Felder hinter unserem Garten, die Heckrinder, Wildpferde und Störche, die Spazierwege, die Heuballen, wilden Obstbäume und die Weite des Landes. Ich war total traurig über meine eigenen Gedanken des Aufgebens, aber die Umstände waren dieses Jahr wirklich bescheiden.
Gartenfrust 2017
Nur ein einziges Mal haben wir so richtig, nämlich einen ganzen Nachmittag, geplanscht, nur zweimal überhaupt Besuch im Garten gehabt. Selten gegrillt, nicht übernachtet, oft in der Hütte gesessen, um den Regenschauer abzuwarten und uns jedesmal geärgert. Über die viele Arbeit, die seltenen Gelegenheiten, hinzufahren und eben das Wetter. Ich weiß, das kann man nicht ändern, aber noch nie hat der Frust so deutlich die Freude am Garten überwogen. Und nicht zuletzt ist das auch ein finanzieller Posten, der umso mehr weh tut, je weniger man den Garten nutzen kann.
Tja, was sollen/ können wir tun? Aufgeben? Auf ein neues, besseres Jahr hoffen? Öfter mal spontan unter der Woche rausfahren im nächsten Sommer? Das wiederum lohnt sich zeitlich kaum und bringt meist Stress und abends schreiende Kinder. Außerdem hatten die Kinder sowieso meist keine Lust und meckerten, dass sie nicht in den Garten wollten. Ich verstehe absolut nicht, warum sie zunehmend ungern hinfahren, es ist eigentlich ein Paradies für Kinder, mit dem Spielturm*, der Wasserbahn*, dem Sandkasten* und jeder Menge Spielzeug. Sie dürfen jedesmal bei der Gartenarbeit helfen, haben auch spezielle Gartenutensilien* für Kinder.
Gartenfrust 2017
Sie dürfen natürlich direkt von den Sträuchern naschen, sie pflanzen mit mir zusammen und wir gehen oft in die wunderschöne Umgebung auf unsere Felder hinaus, wo wir Drachen steigen lassen, die Tiere besuchen, den Kreislauf der Landwirtschaft beobachten und wildes Obst pflücken. Für mich ist das wirklich traumhaft, aber es fällt mir zunehmend schwer, die schlechte Laune der Kinder im Garten auszugleichen und sie zu motivieren. Denn ich selbst möchte genießen und nicht an meinem Ruheort vollgemeckert werden. Die Streiereien der Kinder hört man schon im ganzen Umfeld und das ist zermürbend.
Gartenfrust 2017
Das Gartenjahr 2017 ist vorbei, wir haben den Garten schon winterfest gemacht und kommen nur noch für kleine Arbeiten vorbei. Ich hoffe ganz sehr, dass das nächste Jahr in jeder Hinsicht besser wird und vor allem die Kinder wieder mehr Freude am Garten empfinden können. Wenn nicht, weiß ich nicht, ob wir ihn behalten. Wir haben ihn damals im Frühjahr 2010 übernommen, kurz bevor ich mit dem Großen schwanger wurde. Mir bedeutet er sehr viel, aber ich kann ihn nicht gegen den Widerstand meiner Familie, vor allem der Kinder, halten. Ich verstehe diese Abneigung, diesen Unwillen der Kinder nicht und weiß auch nicht, was man da tun kann. Nun warten wir einfach mal ab, was das nächste Jahr bringt. Mehr Frust als Freude ist jedenfall auf Dauer unbefriedigend!
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