Für ihren kleinen handlichen „Gartenführer“ besuchte die Autorin und Landschaftsökologin 49 Garten-, Schloss-, Park- und Klosteranlagen und lädt ihre Leser zu einem Trip durch die Gartenlandschaft Nordost-Württembergs. Wir tauchen ein in Landschaftsparks, Barockgärten, Bauern-, Kräuter-, Kur- und Rosengärten. Im letzten Kapitel stellt Bross-Burkhardt außerdem ein paar herausragende Baumdenkmäler vor – 500 Jahre alte Tanzlinden oder Mammutbäume aus der Zeit von Wilhelm I.
Bei ihren Gartentouren bemerkte Brunhilde Bross-Burkhardt, dass sich einiges in der Gartenlandschaft Baden-Württembergs tut: Besitzer historischer Gärten nehmen sich ihren Kleinoden verstärkt an, lassen sie restaurieren und gewähren oft auch Besuchern Zutritt. Überhaupt sind fast alle vorgestellten Gärten öffentlich zugänglich, einige nur im Rahmen einer Führung und manchmal kostet der Besuch auch Eintritt.
Bevor es losgeht, erfahren wir Leser Wissenswertes über die Merkmale verschiedener Epochen der Gartengestaltung, über architektonische und vegetative Gestaltungselemente und die Garten-Expertin erklärt Besonderheiten der unterschiedlichen Gartenarten – vom Apotheker- bis zum Rosengarten.
Bestens vorbereitet gehts schließlich auf Erkundungstour durch die Gartenparadiese – zum Beispiel zum Schlosspark Fachsenfeld, der deutschlandweit als einer der schönsten Landschaftsparks gilt und in dem sogar die Pflanzdaten der meisten Bäume bekannt sind. Die Gurkenmagnolie steht hier seit 1915, der Taschentuchbaum wurde bereits fünf Jahre früher gesetzt.
Einer der ältesten Heckengärten Europas ist in Hohenstadt zu finden – vor allem das Lusthaus und der Rosengarten davor sind als Kulisse für Hochzeitsfotos beliebt. Der bedeutendste erhaltene Landschaftsgarten Baden-Württembergs ist der rund 10 Hektar große Schlosspark in Bad Mergentheim. Auch der hiesige Kurpark ist sehenswert und wurde 2003 unter die zehn schönsten seiner Art gewählt.
Ein besonderer Garten ist der Salinengarten in Bad Rappenau: er wurde zur Landesgartenschau 2008 neu gestaltet und beherbergt ein Gradierwerk, eine Art überdimensionales Freiluft-Inhalatorium – die einzigartige, 30 Meter lange und 8 Meter hohe Holzkonstruktion, ist mit 5500 Reisigbüscheln bestückt, über die 15-prozentige Sole fließt. Besucher in den Liegenstühlen finden die mit Salz angereicherte Luft sehr wohltuend.
Vom Klausengarten am Schloss Ellwangen bietet sich ein herrlicher Panoramablick zur Wallfahrtskirche Schöneberg, der Schlossgarten Ingelfingen begeistert mit seiner schön gefassten Heilquelle und die Gartenanlage von Schloss Stetten zieht Stauden- und Rosenfreunde aus aller Welt nach Baden-Württemberg.
Die Stadt Heilbronn trumpft gleich mit mehr als 400 Hektar betreuter Grünanlagen sowie mit 50 000 Stadtbäumen auf – entsprechend groß ist die Auswahl für Liebhaber: der Stadtgarten am Konzert- und Kongresszentrum Harmonie beispielsweise ist Heimat einer bemerkenswerten Flügelnuss mit einem Kronendurchmesser von 24 Metern.
Der Botanische Obstgarten Heilbronn lockt dafür mit regionalen Obstsorten, Beerensträuchern, Stauden und einem üppigen Gartenkulturprogramm, zum Beispiel Floristikkurse, Obstsortenausstellungen, mit dem Genießermarkt im Mai und dem GartenKunstHandwerk-Markt im Juni. Außerdem ist hier eine einmalige Sammlung von 14 sorgfältig restaurierten, historischen Garten- und Weinberghäuschen zu sehen.
Der 9,3 Hektar große Heilbronner Pfühlpark bietet jede Menge Platz für Sport und Spiel, auch der 15 Hektar große Heilbronner Wertwiesenpark besticht durch erholsame Weite. Ein verstecktes Kleinod ist dagegen der ländliche Nutzgarten im Gut Ludwigsruhe bei Langenburg – der kleine Garten mit Reihenmischkultur und Gemüseraritäten ist Ausbildungsstätte für Lehrlinge in ländlicher Hauswirtschaft und allein bei Gruppenführungen zu besichtigen.
Auch der zweifach preisgekrönte, als Kulturdenkmal ausgewiesene historische Bauerngarten in Langenburg-Bächlingen ist nur bei Führungen zugänglich, zum Teil aber auch gut von außen einsehbar.
Der Rosengarten im Stadtpark Neuenstein ist ein erfolgreiches Beispiel für gemeinschaftliches Bürgerengagement und in Öhringen steigt heuer nicht nur die Landesgartenschau: ein Heilkräuterpfad mit acht Stationen führt durch die gesamte Altstadt, an deren südlichem Rand sich der 2004 angelegte Apothekergarten befindet – hier wachsen 80 Heilpflanzen in hübsch eingefassten, gut beschilderten Beeten.
Wer Klostergärten liebt, wird die weitläufigen Gartenanlagen am Kloster Schöntal genießen – die verschiedenen Gärten wurden teilweise nach historischen Vorlagen rekonsturiert. Treppen und Terrassen sorgen für eine reizvolle Topographie und am Fuß der nördlichen Umgrenzungsmauer liegen sogar ein kleiner Weinberg, ein Kräuterbeet und eine Obstanlage sowie ein großer Abenteuerspielplatz für Kinder.
Eine Sonderstellung nimmt das Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen ein – auf dem 35 Hektar großen Gebäude gedeihen zwischen historischen Gebäuden üppig blühende Streuobstwiesen und idyllische ländliche Gärten. Im Juni gibts den traditionellen Pflanzenmarkt, bei dem ökologische arbeitende, regionale Gärtnereien ihre Zier- und Nutzpflanzen verkaufen.
Last but not least will ich noch zwei besondere Beispiele heraus heben: zum einen Schloss Weikersheim mit seiner barocken Schlossanlage – ein gartenkünstlerisches Gesamtkunstwerk mit der typischen Dreiteilung in Lustgarten, Obst- und Stadtgarten, mit einem neu angelegten Alchemie- und Hexengarten sowie mit Sandstein-Statuen der Weikersheimer Bildhauerfamilie Sommer.
Zum anderen die wohl schönste Orangerie im Ländle: eine 20 Meter lange Freskomalerei schmückt die 1774 erbaute Besonderheit unterhalb vom Dachtrauf und macht den Garten von Kloster Bronnbach bei Wertheim zum Besuchermagneten. Das Fresko ist sehr wahrscheinlich das größte im Freien nördlich der Alpen.
Zu jedem Gartenportrait kommen Adresse, Öffnungszeiten und Infos zum ÖPNV. Um die Orientierung zu erleichtern, sind die Gärten farblich nach ihren Schwerpunkten eingeteilt und auf einer Übersichtskarte markiert.
Die nächsten Tage solls warmes, sonniges Wetter geben – also nicht wie raus auf Gartentour entlang Kocher, Jagst und Tauber, denn vor Ort ist es noch viel schöner als auf den Fotos!
Brunhile Bross-Burkhardt „Gärten an Kocher, Jagst und Tauber. Ein Reiseführer ins Grüne“, 160 Seiten mit 162 Farbfotos, broschiert, 16 Euro 90, Silberburg-Verlag