Mit Anne Bancroft, Ron Silver, Carrie Fisher, Catherine Hicks, Howard Da Silva, Harvey Fierstein, Steven Hill u.a.
Drehbuch: Larry Grusin
Regie: Sidney Lumet
Genre: Komödie, Drama
Dauer: 103 min
Farbe: Color
Wenn ich mir heute einen Film, den ich vor 30 Jahren mit Begeisterung gesehen hatte, wieder anschaue, passiert es oft, dass ich mich frage, weshalb ich den damals so toll fand.
Weniger oft passiert das Gegenteil – zuletzt bei der Zweitsichtung von Garbo Talks, einem Film, der von der Kritik damals fast unisono verdammt und verrissen wurde, der darauf nach kurzer Laufzeit aus den Kinos verschwand und seither vergessen ist.
Damals konnte ich die Kritikerschelte nicht nachvollziehen. Nach dem Wiedersehen kann ich es noch immer nicht. Ganz so toll wie damals konnte ich Garbo Talks bei der Zweitsichtung nicht mehr finden, aber die Kritiker-Prügel hat er nicht verdient.
Die Geschichte ist simpel: Die exzentrische Estelle Rolfe (Anne Bancroft), seit Jugendzeit ein grosser Garbo-Fan, hat nur noch kurze Zeit zu leben. Ihr Sohn Gilbert (benannt nach einem von Garbos Filmpartnern, John Gilbert), eine graue, überangepasste Büromaus, will ihr den letzten Wunsch erfüllen: Die Garbo leibhaftig zu sehen.
Zur Entstehungszeit des Film lebte die Garbo noch, und es war allgemein bekannt, dass „die Göttliche“ völlig zurückgezogen lebt und jeglichem Kontakt mit Presseleuten und Fans geradezu generalstabsmässig vermeidet. Gilbert verzweifelt denn auch zusehends an der Erfüllung von Estelles unerfüllbarem Wunsch. Seine zahlreichen Bemühungen führen stets ins Leere. Doch er gibt nicht auf, vernachlässigt seine Arbeit und seine Frau (Carrie Fisher), folgt jeder Spur und trifft dabei auf allerlei kleine Leute, desillusioniert die einen, voll Hoffnung und mit grossen Träumen die anderen. Gilbert wächst an seiner Aufgabe, und am Ende steht er anders im Leben als zu Beginn des Films.
Eigentlich ist die Handlung kaum der Rede wert; sie ist ein Gerüst für verschiedene Vignetten, liebevoll und genau gezeichnete Begegnungen mit Bewohnern New Yorks. Darin liegt die Stärke von Garbo Talks.
Estelle trifft ihr Idol am Schluss, Gilbert gewinnt während seiner Suche an Eigenständigkeit – die Konklusion ist leider ziemlich banal, und das ist es, was man dem Film (genauer: dem Drehbuch) tatsächlich ankreiden kann.
Das Treffen mit der „Göttlichen“ am Schluss ist dank ungeschickter Dramaturgie enttäuschend plump ausgefallen – aber das ist ein vergleichsweise kleiner Wermutstropfen in diesem ansonsten wunderbar stimmigen, liebevoll gestalteten Film, in dem der Weg das Ziel zu sein scheint. Regisseur Sidney Lumet macht das, was er am besten kann: Die kleinen Leute New Yorks portraitieren. Als Kontrast zum unerreichbaren Star funktioniert das wunderbar.
Die „kleinen Leute“ werde alle von grossen Akteuren gespielt. Howard Da Silva hatte hier als heruntergekommener Paparazzo seinen letzte Filmrolle, Hermione Gingold als abgetakelte Schauspielerin ebenfalls; dafür trat Harvey Fierstein hier zum ersten Mal vor die Kamera.
Die schauspielerischen Leistungen sind erstklassig – allen voran brilliert Anne Bancroft als lebenslustige, bärbeissige Mama, die schon mal einer ganzen Belegschaft von Bauarbeitern die Leviten liest.
Ein schöner, kurzweiliger New-York-Film, dessen Hauptstrang am Ende zwar im Nichts mündet, der aber viele schöne kleine Geschichten erzählt, die von Regisseur prägnant und mit wunderbarer Leichtigkeit skizziert werden.
Das Drehbuch: 7 / 10
Die Regie: 9 / 10
Die Schauspieler: 9 / 10
Gesamtnote: 8 / 10
Verfügbarkeit:
Der Film lief 1985 nur kurz in den deutschsprachigen Kinos, bevor er abgesetzt wurde und in Vergessenheit geriet; auf DVD oder Blu-ray sucht man ihn dementsprechend hierzulande vergebens. In den USA ist er auf DVD erhältlich (Details siehe unter „Bestellung“).
Bestellung:
Auf Anfrage werde ich Ihnen diesen Film gerne verschaffen – bis zur Lieferung kann es allerdings bis 28 Tage dauern. Achtung: Die DVD (RC1) kann nur auf für diese Region ausgerüsteten Geräten abgespielt werden.
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DVD: Reginalcode: 1; Sprache: Englisch Untertitel: keine Extras: keine. Preis: 19 € (inkl. Verpackung & Versandkosten)