Wer nach Kolumbien reist, kommt um „La Guajira“ und den nördlichsten Punkt des Kontinents „Punta Gallinas“ eigentlich nicht herum. Auf der Suche nach Einsamkeit und wunderschöner Einöde, ist man hier genau richtig.
Der nördlichste Punkt Südamerikas liegt auf der kolumbianischen Halbinsel „La Guajira“. Da „Punta Gallinas“ nicht weit der venezolanischen Grenze liegt, glauben viele Traveller, dass der Trip ohne Tour zu gefährlich sei. Wer sich aber etwas umhört kann die wunderschöne Einöde fast auf eigene Faust erkunden und dabei noch Geld sparen.
Die meisten Reisenden, werden sich wohl in Santa Marta aufhalten, bevor sie auf die Halbinsel „La Guajira“ aufbrechen. Von dort, genauso wie von Baranquilla oder Cartagena gibt es Busse, die direkt in das 150.000 Seelen Städtchen Riohacha fahren. In der Hauptstadt von „La Guajira“ kann man ohne Probleme eine Nacht verbringen. Die Strandpromenade hat einige Restaurants und sogar einen Pier zu bieten. Außerdem präsentieren Wayuu – Frauen ihre Kunstwerke auf dem Gehweg und man kann wohl nirgendwo so authentische Artesanias shoppen, wie hier.
Riohacha ist der perfekte Ausgangspunkt für Touren über die Halbinsel. Wer gerne alles in trockenen Tüchern und kein Problem damit hat, die potentielle Katze im Sack zu kaufen, kann hier bei verschiedenen Veranstaltern buchen. Kostenpunkt zwischen 450.000 und 500.000 Pesos, ungefähr 150 €. Jeder der es auf eigene Faust versuchen will, ist im Bona Vida Hostel an der richtigen Adresse. Die Besitzer, eine Kolumbianerin und ein Österreicher, wissen, wen sie anrufen müssen und führen eine sehr sympathisches Herberge. Wo wird man sonst schon mit frischem Kaffee begrüßt?
Es lohnt sich in jedem Fall, nach Reiner zu fragen. Der Kolumbianer mit Wayuu Wurzeln kennt sich auf „La Guajira“ aus wie kein Zweiter und hat verstanden, dass zufriedene Traveller die beste Werbung sind, die er bekommen kann. „Meine Gäste werden gut behandelt“, pflegt er zu sagen und nach diesem Motto arbeitet er auch.
Von Riohacha fährt man am Folgetag für 15.000 Pesos pro Person nach Uribia. Wer sich vorher mit Reiner in Verbindung gesetzt hat, wird direkt am Ortseingang von einem Jeep erwartet. Mit dem Offroader geht es weiter bis nach Cabo de La Vela. Hier gibt es verschiedene Hostels. Reiner arbeitet normalerweise mit Toti Jr. zusammen. In seiner Herberge kann man guten Gewissens eine Hängematte beziehen. Der rundliche Kolumbianer ist anscheinend so etwas wie der Koordinator der Touren über La Guajira. Nur für den Transport von Cabo de la Vela bis nach Punta Gallinas und zurück nach Uribia verlangen er und Reiner zwischen 120.000 und 150.000 Pesos.
Doch jetzt zur Tour an sich. Am Ankunftstag in Cabo de la Vela fährt man noch ein bisschen in der Umgebung des Ortes herum. Der „Pilón de Azucar“ mit seiner Marienstatue und vor allem der Sonnenuntergang am Leuchtturm sind wirklich sehenswert. Am nächsten Tag geht es um fünf Uhr morgens los. Knapp drei Stunden fährt man durch die Wüstenlandschaft von „La Guajira“, bis man auf ein kleines Boot umsteigt. Zwischen niedrig gewachsenen Mangroven schippert man bis zur Lodge, in der die Hängematte schon vorbereitet ist. 20.000 kostet die Nacht in der „Hospedaje Alexandra“, ein einfaches Frühstück ist für 7.000 zu haben und zwei mittelgroße Hummer zum Abendessen gibt es für gerademal 40.000 Pesos.
Direkt nach dem Frühstück klettert man auf die Ladefläche eines Jeep Transporters aus dem Jahre 1974. Langsam aber doch zuverlässig zuckelt man so bis zu den schönsten Stellen der Region. Der „Faro de Punta Gallinas“ markiert den nördlichsten Punkt des Kontinents und die Wüstenlandschaft hier ist atemberaubend. Toll anzusehen sind auch die vielem unterschiedlichen Figuren aus Steinen, die unzählige Besucher hier aufgebaut haben. Danach geht es weiter zur Taroa Düne. Von oben wirkt diese wie ein steiler Abbruch direkt ins Wasser, den man allerdings gefahrlos runterrennen kann.
Am Nachmittag kehrt die Gruppe zurück zur Lodge. Wer noch Power hat und nicht eine ausgiebige Siesta in der Hängematte vorzieht, kann vom Camp aus etwa eine halbe Stunde bis zu einem anderen Strand laufen. Man sollte allerdings kurz nach Einbruch der Dunkelheit zurück sein, denn dann wird schon das Abendessen serviert. Der Hummer ist vorzüglich und auch der Fisch bisher unerreicht. Ein Festmahl mitten im Nirgendwo.
Wieder knapp drei Stunden dauert die Rückreise nach Uribia am Tag darauf. Wer mit Reiner unterwegs ist und etwas Glück hat, bekommt in einer kleinen Lagune noch einige Flamingos zu sehen. Außerdem kommt man immer wieder an Wayuu Höfen vorbei. Manche Kinder oder Familien sperren den Weg mit einfachen Leinen ab, verkaufen Meeresfrüchte oder bitten um Süßigkeiten.
Ich finde es beeindruckend, wie die Indigenen in dieser Gegend leben. Es ist mit Sicherheit nicht einfach, das wird einem schon in Cabo de Vela bewusst, wenn man den Wassertruck sieht, der sich langsam durch die Straßen schiebt. Er ist die einzige Möglichkeit in dieser Gegend an Trinkwasser zu kommen. Es hat seine Gründe, das man immer wieder in den Nachrichten von der prekären Versorgungssituation auf „La Guajira“ liest. Regelmäßig landen Kinder aus der Region auf Grund von Unterernährung und Durst in den Krankenhäusern der Großstädte. Auf dieser wirklich lohnenswerten Reise, sollte man leider auch das im Hinterkopf behalten.