Ganz groß im Kleinen

Ganz groß im Kleinen"Großbanken schwächeln im operativen Geschäft" überschreibt die einzig wahre streng staatliche deutsche Nachrichtenagentur dpa einen fröhlichen Text, der von einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young zu handeln vorgibt und sich aus diesem Anlass ganz nebenbei eine wunderbare eigene Welt schafft. Dabei ist die Situation auch nach Meinung der Analysten von dpa so: "Schuldenkrise, Kursabstürze und Unsicherheit an den Märkten: Die Mehrheit der deutschen Großbanken hat im operativen Geschäft der ersten Jahreshälfte 2011 geschwächelt". Im Schnitt seien Zins- und Provisionsüberschüsse im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum gesunken, Abschreibungen bei Geschäften mit Griechenland-Bezug hätten "mächtig ins Kontor" (dpa) geschlagen.
Lebendige Nachrichtensprache wie aus dem Lehrbuch, so verstehen endlich auch Kevin und Sindy, was abgeht unter den 13 deutschen Großbanken, die von E&Y untersucht worden waren.
Aber halt. 13 deutsche Großbanken? Und "Mehrheit"? Ja, wo laufen sie denn? Wer sind diese geheimnisvollen Geldinstitute, deren "zusammengerechneter Gewinn vor Steuern um zwei Drittel von 5,7 auf 9,5 Milliarden Euro" stieg, wie dpa vorrechnet? So dass "die Häuser ihre Risikovorsorge locker "von ehemals 4,4 auf nun nur noch 1,7 Milliarden Euro halbieren konnten?
Soweit das Wort "Groß" in diesem Zusammenhang für groß im Sinne von grßer als klein steht, kann nur die Deutsche Bank gemeint sein. "Ihre 4,8 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern sind nicht nur 482 Millionen Euro Verbesserung, sondern auch ungefähr so viel Geld, wie alle übrigen zwölf Bankenzusammen" verdient haben, staunt auch dpa. Und lässt dann im Kleingedruckten wissen, wer diese übrigen zwölf deutschen "Großbanken" sind: Die genossenschaftlichen DZ und WGZ Bank, wären da noch, dann aber nur die kleine Commerzbank, seit ihrer Beinahepleite unter Obhut des Finanzministers. Dazu die Hypo Real Estate, ehemals Bad Bank der Hypovereinsbank und heute Bad Bank im Besitz der Bundesregierung. Und dann natürlich - in völliger Ermangelung weiterer privater Institute - die ganze Kamarilla von staatlichen Landesbanken nebst der öffentlichen dekabank: LBBW, NordLB und HSH Nordbank, BayernLB und WestLB, Landesbank Berlin und Helaba.
Die "Mehrheit der deutschen Großbanken" (dpa) schwächelt also nicht nur "im operativen Geschäft". Sie ist außerdem - gemessen an internationalen Konkurrenten - auch winzig klein. Und dank staatlicher Eigentümer zum Glück völlig unabhängig von irgendwelchen operativen Geschäften.


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