Ganachakra… – das rituelle Fest im Tantrayana

Die Bedeutung der Zusammenkunft

Der Zweck eines Tsog-Opfers besteht darin, die Gelübde (samaya) zu erneuern und wieder herzustellen bzw. geschehen Vernachlässigungen oder Mängel in den heiligen Banden zu reparieren. Der Name „Tsog“ bedeutet „Versammlung“, „Vervielfachung“ oder „Ansammlung“. In diesem Fall ist dies auch ein Kurzbegriff für tsogs kyi ‘khor lo, der Kreis der Versammlung oder das Rad der Vervielfachung. Und dies bezieht sich sowohl auf die zusammengetragenen Opfergaben für das Fest wie auch für die Versammlung der Gottheiten und der Praktizierenden. Durch die tantrische Weihe und Opferung der Tsog-Substanzen wie auch dem rituellen Vereinigungsfest, das die Gottheiten und Praktizierenden gemeinsam feiern wird das Band (samaya) zwischen Praktizierenden und Gottheit wie auch zwischen der Gruppe der Praktizierenden wieder hergestellt und fest gemacht.
Die Praktizierenden sehen sich in ihrer erleuchteten Wesensnatur. Die verwendeten Opfersubstanzen in fester und flüssiger Form sind geschickte Mittel (essbare Nahrungsmittel) und Weisheit (Getränke). Durch die Praxis wird Hingabe und Mitgefühl angesammelt, wie auch jene Weisheit, die aus der Entwicklung dem Verweilen ohne Bezugspunkt entsteht. Die Opfersubstanzen sind in den verschiedenen Geschmäckern wie süß, sauer, salzig, bitter, scharf, aber auch Wein bzw. Alkohol, Blumen und Fleisch sind dabei. Diese Opfergaben sollten ohne Vorlieben oder Abneigungen genossen werden, ohne dabei die Meinung zu vertreten, dass jemand zu viel oder zu wenig bekommen hätte.

Das Ritual der Versammlung

Eine vollständige Tsog-Praxis ist niemals eine alleinstehende Übung. Sie ist immer in eine Gottheitenpraxis eingebunden. In einer langen Gottheitenpraxis nimmt der Tsog technisch gesehen den Hauptteil des untergeordneten Rituals ein, welches auf die Gottheitenmeditation und die Mantrarezitation folgt. Aber wie immer auch, wenn jemand regelmäßig Gottheitenmeditation ausführt und dies ins tägliche Leben (und während Retreats) integriert, so kann man jede Mahlzeit zu einem Tsog-Opferfest machen und die Lehrer weisen auch immer wieder darauf hin, dies zu tun.
Außer dass man den Text in einem solch täglichen Zusammenhang rezitiert, hat eine kurze Tsog-Opferpraxis zwei verschiedene alternative Verwendungen in einer formalen Ritualpraxis. Man kann dies auch in eine vollständige Tsog-Praxis mit vielen ausführlichen Abschnitten integrieren. Jedenfalls wird eine zusammengefasst Tsog-Opferung am Höhepunkt des Rituals verwendet. Der Text wird dabei wiederholt, während die Tsog-Substanzen zerteilt und ausgeteilt werden. Alternativ kann dies auch als eine vollständige Praxis selbst verwendet werden. Jedenfalls wird der Tsog nach der Hauptpraxis der Mantrarezitation der Gottheit (und der Anrufung an die Schützer, wenn angebracht) ausgeführt. Weiters ist es wichtig, dass der Tsog-Opferung eine Bekenntnispraxis voraus geht, um jedwede Samaya-Vernachlässigung vor dem Tsog angemessen zu bereinigen. Dazu gibt es zu diesem Zweck in der Tradition Dudjoms das „Unausdrückbare letztendliche Bekenntnis“ und ebenfalls die Bittgebete. Aber es gibt auch noch weitere Bekenntnisgebete, die zwischen diesen beiden erwähnten Gebeten gesprochen werden können. Man kann also je nachdem, wieviel Zeit man zur Verfügung hat, alle zusammen oder nur eines davon sprechen. Nachdem die Tsog-Rezitation fertig ist, kehrt man zur Hauptpraxis der Gottheit zurück, um die Auflösung des Mandalas, dann die Widmungs- und Wunschgebete zu rezitieren.
Da das Tsog-Ritual eine geschickte und wirkungsvolle Praxis ist, die sehr rasch zu Ansammlung und Reinigung führt, gibt es auch bestimmte Tage nach dem Mondkalender, an denen ein solches Ritual durchgeführt werden sollte. Der 10. und der 25. Tag des Mondkalenders sind am wirksamsten für diese Praxis. Am 10. Tag des Mondkalenders ist die männliche Energie am höchsten und am 25. Tag die weibliche. Daher wird am 10. Tag die Guru-Puja oder Heruka-Puja und am 25. Tag die Dakini-Puja durchgeführt.

Das Leben ist ein Fest

Eine Tsog-Praxis ist auch eine ausgezeichnete Möglichkeit, Verdienst anzusammeln. In der Philosophie des Sutrayana spricht man über Karma, indem man sagt: „Schaffe gutes Karma und du wirst dieses oder jenes gute Ergebnis erlangen.“ Beim Zusammenkommen für ein Tsog-Ritual wird durch das Prinzip des wechselseitig bedingten Entstehens für die unmittelbare Praxis Förderliches zusammengetragen, die Sicht von sich selbst als Gottheit und der Umgebung als Weisheitsmandala fördert die richtige Atmosphäre, in der Verwirklichung sich einstellt.
Eine weitere Bedeutung von Tsog ist „Fest“ oder „Party“ – ein Fest, bei dem alle Praktizierenden gemeinsam gleichzeitig entstandene Weisheit und Glückseligkeit austauschen. Die Praktizierenden erkennen sich in ihrer Buddha-Natur.


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