Gammelfleischparty

ich tanze gerne. schon immer habe ich gerne getanzt. je älter man wird, desto schwieriger wird das aber. nicht etwa, weil einem die knochen weh tun, nein, es mangelt an gelegenheit. in diskoteken tummeln sich bei uns 14-18 jährige. selbst bei optimaler ausleuchtung wirkt man da bereits ab 30 wie die rückkehr der mumie. privat ist das auch so eine sache. aus irgendeinem grund ziehen freunde bereits im viel zu frühen alter einen schlussstrich unter home partys. gesetztes futtern statt wildes abhotten heißt die devise.

diese marktlücke haben veranstalter schon vor vielen jahren entdeckt: Ü-30-partys. meine freundin lissy und ich haben vor einiger zeit aus purer verzweiflung beschlossen, zu einer solchen veranstaltung hinzugehen. es gab 2 versuche. beim ersten versuch hatten wir uns im datum geirrt und so kam es, dass wir in einem brechend vollen saal ankamen, in dem voll der bär steppte. wow! dachten wir uns. warum waren wir nicht schon früher auf die idee gekommen? super stimmung, super mucke, alles super. wir stürzten uns ins getummel und nach und nach fiel uns auf, dass hier nur frauen mit frauen und männer mit männern tanzten. und wir nicht von männern angeflirtet wurde sondern von frauen. ein zufälliger blick auf das monatsprogramm klärte diesen umstand auf: lauwarme nächte ;-)

natürlich hatten wir die gute stimmung der letzten veranstaltung vor augen, als wir 2 wochen später zur Ü-30-party aufbrachen. wir gingen extra spät hin, weil wir dachten, dass die stimmung dann richtig gut sein würde. so gestimmt betraten wir gegen 23 uhr beschwingt den club. gähnende leere. hm. bei genauem hinsehen erkannten wir dann ein paar verstreute gestalten. über der tanzfläche kreiste eine einsame discokugel. leute! naja, nun waren wir also da und beschlossen, das beste daraus zu machen. wir waren ja zum tanzen gekommen. also rauf auf die tanzfläche und den zappel losgelassen. wenn man alleine auf einer großen tanzfläche tanzt, bewegt man sich sehr unlocker war die erkenntnis. tapfer tanzten wir weiter.

nach und nach gesellten sich ein paar weitere gestalten zu uns. frauen, die sehr deutlich über 30 waren (was ja völlig ok ist, versteht mich nicht falsch). sie waren aber alle extrem leicht bekleidet und hatten vorne auf den brüsten irgendwas mit glitzer. man sah nur den glitzer und brüste wenn man hinsah. das war vermutlich auch sinn und zweck des glitzers. auch ein paar männer schlichen auf die tanzfläche. voll die discoboys, ich sags euch: 3 mit halbglatze und schmierbauch und eine gruppe von pomadisierten leichtkriminellen in superengen hosen im schritt. ich schwör, die hatten da fuchsschwänze drin. irgendwas war da drin! so wanderte unser blick beim tanzen zwangsweise von glitzerbrüsten zu fuchsschwänzen, was uns zugegebenermaßen ziemlich erheiterte. wir fingen ein lustiges mädchenspiel an und schenkten uns männer:

ich schenk dir den kleinen dicken dort, den mit den birkenstockschuhen.“

„danke, nehm ich. dafür schenk ich dir den john travolta-verschnitt für arme, den mit den absatzschuhen und dem hirschfuß in der hose.“

ach ja, mädels haben doch überall spaß ;-)

am mischpult saß ein jüngling mit misstrauischem gesichtsausdruck. ich glaube, er hatte angst vor den ganzen grufties da unten. er heizte uns so richtig mit oldies ein. und zwar oldies, die lange, lange vor unserer zeit lagen. irgendwann reichte es mir, ich marschierte zu ihm rüber und bat ihn, was aktuelleres aufzulegen. schließlich sei das ja keine Ü-100-party. danach quälte er uns mit musik der 80er und deutschen schlagern. hmpf. wir hatten nach etwa 1 stunde ein paar unfreiwillige verehrer. und das ganz ohne glitzer auf den brüsten. ich wurde schlangenartig von einem pomadisierten ganganführer angetanzt. zumindest dachten wir, dass er der  ganganführer sein musste, da er den allergrößten fuchsschwanz von allen in der hose hatte. als er vor mir anfing, diese handbewegung aus pulp fiction zu machen (die kennt ihr doch: zeige- und mittelfinger spreizen und an den augen vorbeiführen. dabei durch den schlitz kucken) musste ich von der tanzfläche, da ich kurz vor einem lachkrampf stand. ging gar nicht. lissy wurde von 2 schmierbäuchen betanzt.

nach 2 stunden beschlossen wir , die glitzerbrüste den fuchsschwänzen zu überlassen und trotteten giggelnd nach hause.  ne, das würde wir sicher nicht mehr machen. als ich nach hause kam, war mein großer sohn noch wach  und begrüßte mich mit den worten:

„na, wie war eure gammelfleischparty?“

*chrchrchr* konnte ihm gar nicht böse sein ;-)


Filed under: Gesundheit Tagged: Allgemein, Alltag, ausgehen, Ü 30 Party, Brustkrebs-Tagebuch, Disco, Disko, Freunde, Gammelfleisch, Geschichten, Humor, John Travolta, Linker Mops, Menschen, Pulp Fiction, Tanzen

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