Endlich! Endlich glaube ich wirklich verstanden zu haben, was für eine Art Spiel Biomutant, vom nur 20-köpfigen Team Experiment 101, ist bzw. zum Release sein wird. Und damit wird das Open-World-Rollenspiel, welches uns THQ Nordic auf den Markt gebracht wird, zu meinem ganz persönlichen Messe-Highlight auf der Gamescom 2019.
So startete der Hype
Das war 2017. Seitdem gab es von diversen Spielemessen immer mal wieder Bildmaterial. In der Präsentation auf der Gamescom 2019 wurde zunächst ein 10-minütiger Spielwelttrailer gezeigt. Er zeigt verschiedene Fortbewegungsmittel, von einem Pferd, über eine große mechanische Roboterhand, hin zu einem Uboot, einer Art Jetski und einen Kampfroboter. Aber auf viele der wilden Tiere und Monster in der 8 km² großen Open-World wurden gezeigt. Es wird ein Dialogsystem geben, Crafting und auch Fluggeräte und eine Schnellreisefunktion.
In den Kämpfen setzen wir uns als Biomutant sowohl mit Schuss- als auch mit Nahkampfwaffen zur Wehr. NPCs in der Welt sind u.a. Händler, Trankbrauer und Schmiede. Letztere benötigen von uns entsprechendes Material, um anschließend die gewünschten Gegenstände herzustellen. Manche Dinge lassen sich aber auch frei in der Welt zu neuen Waffen kombinieren. Wer wollte nicht schon immer mal mit einer Nahkampfwaffe drauflosprügeln, die aus einer Klobürste, einer Banane und einer Scherbe besteht. Herrlich abgedreht!
8 km² Open-World
Aber was ist eigentlich die Aufgabe der eigenen Figur? Haben wir unsere Figur im sehr detaillierten Charaktereditor unseren optischen (man kann so unglaublich viel einstellen) und auch spielerischen Wünschen angepasst (z. B. ist ein kleiner und schlanker Charakter schneller, dafür hält ein großer und kräftiger Charakter mehr aus) und haben wir uns für eine Starterklasse entschieden, geht es auch schon los. Und je größer der Kopf unseres Biomutant ist, umso höher ist auch sein Intelligenzwert.
Aus dem Reveal-Trailer kennen wir schon den sogenannten „Wolf-Leader", also das große Vieh, dass unserem Fellknäuel mit Holzkeule und eine Art Kettenmorgenstern ans Fell will. Auf diesen Zeitgenossen wird man laut dem Entwickler immer wieder im Spiel treffen. Unsere eigentliche Aufgabe ist aber die Rettung, oder wahlweise auch Zerstörung, der Welt. Der Baum des Lebens hat fünf große Wurzeln und an jeder der Wurzeln finden wir einen besonders mächtigen Boss, den es zuschlagen gilt. Die Reihenfolge, in der die Bosse angegangen werden, entscheiden wir als Spieler selbst. Jedoch stellt jeder Bosskampf bestimmte Anforderungen. So ist ein Boss eben erst dann zugänglich, wenn wir den Kampfroboter, wie oben beschrieben, aufgerüstet haben. Sind alle fünf Bosse besiegt, lässt sich in der Spielwelt wohl auf Anfrage ein noch nicht näher benanntes Event triggern, was dann das Endgame einleiten soll. Ob man dafür aber wirklich alle fünf Bosse besiegt haben muss oder diesen Event-Trigger auch anderweitig auslösen können wird, konnte oder wollte man mir nicht beantworten.
Freie Fraktionswahl
Das Spiel verfügt über ein Karma-System nach Ying & Yang, was sich aber wohl nicht nur auf gute und böse Entscheidungen oder Handlungen beschränken soll. Mehr wollte man mir aber auch hier noch nicht verraten.
Das Gameplay bezeichnen die Entwickler selber als „full blown RPG", also als ein vollwertiges Rollenspiel. Wir verdienen Erfahrungspunkte, verteilen Punkte auf verschiedene Fähigkeiten und Eigenschaften unseres Charakters, erlernen auch von Lehrern neue Fähigkeiten und den Umgang mit neuen Waffen. Uns gefällt der Kampf mit einem Kampfstab? Dann schlagen wir uns auf die Seite der Fraktion, deren Anführer uns darin unterrichten kann. Auch die eigene Ausrüstung, neben Waffen eben auch Kleidung, spielt eine entscheidende Rolle. Rüstungen, wie Helme, Hosen und Oberbekleidung, kommen mit Statuswerten und Perks, also Charakterboni. Und wer jetzt Sorge hat, sich zu Beginn auf eine Charakterklasse beschränken zu müssen, den kann ich ein wenig beruhigen: wir wählen zwar zum Spielstart eine Klasse, diese bestimmt aber erstmal nur die Charakterwerte und Fähigkeiten, mit den wir in das Abenteuer starten. Im Spielverlauf können wir uns auch zu einer Mischklasse etc. umlernen.
Hands-On
Ein paar Schritte weiter finden wir einen Handschuh, der sofort als neue Nahkampfwaffe eingesetzt wird und durch Aufladen noch mehr Schaden austeilt. Dabei wird verursachter Schaden, rollenspieltypisch, in kleinen, über den Gegnern auftauchenden, Zahlen angezeigt. Mit dem Handschuh lassen sich aber auch Türen einschlagen. Im nächsten Abschnitt kommt es auf Geschicklichkeit an: erst balancieren wir über ein Drahtseil und müssen anschließend, gehüllt in eine Seifenblase, eine Sprungpassage erfolgreich passieren, wobei wir durch die Blase besonders hochspringen können. Im nächsten Areal warten dann sehr große Gegner darauf, erledigt zu werden.
Auch der Mech ist bereits spielbar, aber nach wenigen Schritt in den Blechungetüm endet die Demo leider schon. Schade!
Fazit
Biomutant macht Spaß. Das tiefgründige Rollenspielsystem, das spannende Weltdesign und teilweise echt irre Design der Tiere, Monster und anderer Gegner und der auch überall spürbare verrückte Humor, begeistern. Aktuell ist das Team auch mit allen Inhalten fertig, arbeitet also nicht mehr an neuen Features, sondern daran, alles miteinander zum Laufen zu bringen. Es könnte aber sein, dass heute noch vorhandene Features am Ende vielleicht nicht ihren Weg in die Releasefassung finden, weil sie doch nicht funktionieren oder Probleme mit anderen Funktionen machen. Es ist schon verrückt, was ein so kleines Team hier auf die Beine stellt. Ich wünsche mir wirklich, und es gab ja 2017 schon Gameplaymaterial, dass das kleine Team sich hier nicht übernimmt und am Ende alles so funktioniert, wie die Entwickler es sich vorstellen. Und der angedachte gleichzeitige Launch auf Xbox One, PS4 und PC ist ambitioniert. Zum Release wollte man nur verraten, dass es nicht mehr 2019 kommt. Lasst euch bitte Zeit!