Back to the 80s!
Der Videospiel-Tycoon GamersGoMakers ermöglicht, was der Name verspricht: Jetzt können sich auch endlich mal die Spieler selbst hinter den Schreibtisch klemmen und mit dem eigenen Studio an die Spitze der Videospieleindustrie gelangen.
Doch aller Anfang ist Pixel: Gestartet wird zu Beginn der 80er Jahre, sprichwörtlich in den Kinderschuhen der Gaming-Branche, denn unser erstes eigenes Büro versprüht den motivierenden kreativen Charme eines Jugendzimmers, von welchem aus wir unsere ersten Schritte in der Welt des Progammierens und Gamedesigns wagen.
Das muss nicht lange so bleiben, doch bis zur ersten Erweiterung unserer Ein-Mann-Firma müssen einige Entscheidungen getroffen werden.
Die Rahmenbedingungen
GamersGoMakers von Gnifrebel Games UK erschien am 8. August 2014 auf Steam und bewegt sich preislich im 10€-Segment. Die ersten Bugfixes und Updates hat es mittlerweile auch schon hinter sich: So ist es möglich, sich der Firmengründung nicht mehr nur auf Englisch zu widmen; Betafassungen der Deutschen und Russischen Sprache wurden bereits auch schon implementiert und werden weiterhin ausgebaut, denn an einigen Ecken und Kanten hapert es noch in der deutschen Übersetzung und Grammatik – was einem dem Spaß am Spiel jedoch nicht vermiest.
Grafisch blicken wir stetig auf einen im farblich-akzentuierten-Nichts befindlichen Raum; erweitern wir unsere Firma, so lässt sich per Mausklick zwischen den einzelnen Zimmern umschalten. Inventar und Spielfigur sind dezent im Comicstil gehalten; die gesamte Gestaltung wirkt in sich stimmig und lenkt die Konzentration in einem schönen Rahmen auf das Wesentliche: Die Programmierung eigener Spiele.
Der Blick ins Büro
Nachdem wir im Startbildschirm den Firmen-, sowie Spielernamen eingetragen haben, zwischen einer von drei Schwierigkeitsstufen gewählt und ein Startjahr eingestellt haben (1980 / 1990 / 2000) und natürlich unsere stets in leicht gedrehter Rückansicht präsente Spielfigur individualisiert haben, geht es bereits an das Verteilen von Skillpunkten.
Aus 8 Eigenschaften, welche allesamt im weiteren Spielverlauf weiter ausgebaut werden können und zu jeweils 4 Faktoren aus den Bereichen „Programmierung“ und „Gamedesign“ bestehen, wählen wir 3 unserer Stärken aus, auf die wir dadurch einen Bonus erhalten.
Mein Freund, der Infokasten
Fast sämtliche Eigenschaften und Faktoren, die im Verlauf des Spiels ausgewählt werden können, warten per Rechtsklick mit einem Infokasten auf, der uns in Kurzfassung nicht nur allgemeine Informationen zu einem Gebiet (wie etwa zu den Begriffen „Game Engine“ oder „Content Design“) präsentiert, sondern auch Hinweise darauf, wie man die Elemente je nach Art des Spiels, welches wir programmieren wollen, abwägen sollte.
Anschließend wird noch flott das Land ausgesucht, in welchem wir starten möchten und auch hier sollte man sich Zeit nehmen, die Kurzinformationen zu den Bedingungen und Boni der verschiedenen Länder gegeneinander abzuwiegen. Bereits hier bringen die Entwickler von GamersGoMakers nützliche Hintergrundinformationen dazu, in welcher Region was gespielt wird.
Der Beginn einer Ära – hoffen wir!?
Mit diesem Vorsatz startet wohl (fast) jeder ein Simulationsgame. Und so stellen auch wir unser erstes Spiel zusammen und hoffen, dass es ein Erfolg wird – denn trotz des Starts des Spiels in den 80er Jahren (wählt man dies zu Beginn aus), kämpfen bereits zahlreiche Firmen um positive Bewertungen und den nächsten Hit auf der Konsole und dem bald aufkommenden PC.
Auf unseren ersten Schritten begleitet ein unaufdringliches Tutorial die Entstehung des ersten Spiels, bei welchem wir zunächst aus einer noch begrenzten Anzahl ein Genre auswählen dürfen, anschließend eine Plattform, auf welcher es erscheinen soll aussuchen und dem Kind schließlich einen Namen geben.
Während dieses Fenster geöffnet ist, pausiert das Spiel (was wir jederzeit manuell ändern können), sodass unsere Spielzeit, welche in der linken oberen Bildschirmecke angezeigt wird (eine Sekunde stellt hier in etwa einen Tag dar) nicht weiterläuft.
Auch gilt es, den News-Ticker unterhalb der Zeitanzeige zu beachten, der einen großen Teil der Aufmerksamkeit des Spielers auf sich ziehen wird: Hier werden kommende und gehende Trends angezeigt, neue Plattformen angekündigt und gerade erschienene Spiele der Konkurrenz präsentiert.
Gibt es einen aktuellen Trend für ein Genre, kann man diesem folgen, sollte jedoch auch die Produktionszeit des Spiels mit einberechnen, denn bis dato könnte der Hype auch schon wieder vorbei sein. Auch die diversen Plattformen, welche im Laufe der Zeit durch neue Modelle abgelöst und ergänzt werden, konkurrieren untereinander; sichtbar durch die prozentualen Marktanteile, welche durch unsere finanzielle Investition auch von uns erworben werden können, sodass nun die Nutzung der Plattform für unsere Spiele möglich ist.
Anschließend beenden wir die kurze Pause vom live-Spielgeschehen und beobachten unsere fleißige Figur, über deren Kopf Anzeigen der aktuellen Tätigkeit erscheinen, während der Entwicklungsstatus des Spiels in Prozent auf dem Bildschirm verfolgbar ist.
Im nächsten Augenblick wollen weitere Grundlagen des Spiels kalibriert werden:
Welche Bereiche des Spiels sollen im Vordergrund stehen; lege ich mehr Wert auf die Ebene der Programmierung oder auf die des Gamedesigns? Welcher Story soll mein Spiel folgen und wie viel Budget möchte ich in diesen Bereich investieren; folge ich hierbei einem Trend?
In welche Sprachen möchte ich es je nach Zielpublikum übersetzen und wie soll das Verhältnis zwischen Gewalt, vulgärer Sprache und erotischen Inhalten sein?
Anschließend wird erst einmal programmiert. Nachdem die Prozentangabe um Einiges in die Höhe geklettert ist, wie auch die Summe der mittlerweile monatlich abgebuchten Miete für unser Zimmer, stellen wir in einem minder umfangreichen Fenster die Hülle, beziehungsweise das Cover für unser Spiel zusammen – zugegebener Maßen hat dies (bis auf die Kosten für die Hülle) zum jetzigen Status von GamersGoMakers noch keine Auswirkungen auf das Spielgeschehen.
Was ist mein Werk wert?
Anschließend wird wieder über dem Rechner gebrütet, bis unser Spiel vollendet ist. Gegebenenfalls erhält man an dieser Stelle Skillpunkte für unseren Charakter, als dass wir auch den Preis und in späterem Spielverlauf auch Werbung für unser Spiel festlegen können. Hierbei sollte man sich an den hier präsentierten zusammengefassten aktuellen Marktinformationen orientieren, die auf ähnliche Spiele, aktuelle Trends und den momentanen Marktführer unter den Plattformen hinweisen.
Hat man nun sein erstes Spiel veröffentlicht und bereits ein fachkundiges Review dazu erhalten, sollte man unbedingt ein Auge auf dieses werfen:
Neben zufällig generierten, aber teilweise mit EasterEggs versehenen Bewertungstexten, sollte man vor allem den Bereichen Aufmerksamkeit schenken, deren Fehlen oder geringer Umfang bemängelt wird – jene Elemente erweisen sich durch Beobachtung als grundlegend für bestimmte Genres und sollten bei folgenden Spielentstehungen beachtet werden. Hiernach richtet sich außerdem die Gesamtbewertung für das Spiel: Sorgt man sich bei einem RPG beispielsweise nicht um die Story, bekommt man dies in der prozentualen Gesamtbewertung auch zu spüren; selbst, wenn alle anderen Bereiche hohe Punktzahlen erreicht haben.
90 Tage später…
Im Folgenden wird unser Spiel nun zunächst für 90 Tage in den Regalen stehen, bis es mit einer finanziellen Bilanz, Kundenmeinung zum Verhältnis von Gewalt, vulgärer Sprache und Erotik und einem abschließenden Fazit wieder vom Markt genommen wird.
Doch bis dahin sollte man nicht die Tage zählen und die steigenden Verkaufszahlen beobachten. Es gilt, sich einen Überblick auf dem Markt zu verschaffen. Mit einem Klick auf die in unserem Zimmer befindliche Pinnwand können wir nicht nur unsere bereits erschienen Titel mit stolzem Herzen begutachten, sondern auch unser Ranking im internationalen Vergleich. Bevor man sich anschließend jedoch wieder an das Programmieren neuer zukünftiger Klassiker setzt, gibt es zwischenzeitlich immer mal wieder die Möglichkeit, unseren Charakter in seinen Fähigkeiten zu trainieren, als auch neue Technologien zu erforschen – man wird doch wohl nicht etwa schließlich noch dreidimensional werden?…
Mit jedem Jahr winken neue Plattformen, technologische Neuerungen und nach einigen veröffentlichten Spielen für uns sogar Publisherverträge und die Erweiterung unseres Büros mit Angestellten für die zahlreichen Bereiche des Programmierens und Gamedesigns – doch Achtung, hier wird es teuer! Bevor man sich einen Immobilienmakler krallt, sollte man einiges an finanzieller Rücklage gebildet haben, denn die Miete allein richtet noch kein Büro ein, vor allem nicht die 4 Büroräume, auf die wir uns in der ersten Erweiterung ausbreiten können.
Fazit
Über GamersGoMakers kann man zum aktuellen Zeitpunkt sowohl viel Positives, als leider auch einiges Negatives zusammenfassend berichten – wobei wir natürlich hoffen, dass die negativen Elemente bald einem Update zum Opfer fallen werden (Das ging ja flott! Siehe Anmerkung unten).
So hakt die sprachliche Ausgabe hier und da in Orthografie und Grammatik, besonders im Bewertungsbildschirm der Fachpresse, als dass die Texte teilweise nicht lesbar sind, da sie hinter anderen Textboxen verschwinden. Doch dies stört nicht das Spielgeschehen an sich.
Auch fragt man sich an mancherlei Stellen, welche Auswirkungen die folgenden ausgewählten Kriterien für den Verkauf und die Bewertung unseres Spiels haben werden.
So doppeln sich einige Storygenres in ihrem Kerninhalt durch verschiedene Bezeichnungen und wirken zudem vielleicht unnötig umfangreich zu Beginn des Spiels – freischaltbare Stories wären eine Alternative zu der teils verwirrenden Auswahl, die versucht, sich dem zuvor ausgewählten Spielgenre anzupassen.
Auch die Schieberegler für die Sektionen „Gewalt“, „Vulgäre Sprache“ und „Erotischer Inhalt“ wirken hierbei etwas willkürlich; man sollte sich jedoch Zeit nehmen, die verschiedenen Kombinationen gemeinsam mit den Genres durchzutesten und das Optimum für die späteren Käufer auszuklügeln – eine langwierige und für den ein oder anderen vielleicht anstrengende Aufgabe; ebenso wie die perfekte Zusammenstellung der Elemente aus Programmierung und Gamedesign, die über die Gesamtbewertung der Fachpresse entscheidet. Hat man hier jedoch einmal das Rezept gefunden, sollte sich schnell ein finanzieller Aufschwung bemerkbar machen, der auch darüber entscheidet, wann und wie weit man die eigene Firma ausbauen kann.
Positiv möchten auch die zahlreichen humorvollen Anspielungen und Easter Eggs erwähnt sein, welche die Entwickler im Spiel implementierten und die sich zum Beispiel in Form von amüsanten Buchstabendrehern-und Austauschern bekannter Firmennamen und Konsolentypen äußern. Beispiele seien die allseits bekannte Firma „Ninfendo“ oder die 80er Jahre-Plattform „Atapi“, sowie „Lucas Farts“!
GamersGoMakers möchte viel bieten und macht auch schon Einiges möglich, bedarf jedoch noch weiterer Überarbeitung – und wie wir am zweiten, gerade heute [24.08.2014] erschienen Patch sehen können, wird noch fleißig weiter gewerkelt.
So wurden unter anderem einige der genannten Sprachprobleme gefixt, als auch die Betaversion der chinesischen Sprachausgabe implementiert.
Ähnlichkeiten zu Game Dev Tycoon, fragt ihr?
Das mögen augenscheinlich erst einmal einige sein. So sticht natürlich die sehr ähnliche, in beiden Fällen jedoch vollkommen zweckmäßige Aufmachung ins Auge (wieso sollte man es auch anders darstellen, wenn es auf diese Weise gut funktioniert?), als auch die Einstellungsmöglichkeiten bei den grundlegenden Settings, was dem rudimentären Aufbau eines Spiele-Tycoons geschuldet ist.
Doch bei der Erstellung der Spiele fallen einige Unterschiede auf:
Game Dev Tycoon bedient sich vor allem einem simplen Prinzip aus Schiebereglern, mittels derer man je nach Entwicklungsstufe des Spiels die verschiedenen Inhalte untereinander abwiegen kann. Dies wirkt um Einiges nachvollziehbarer und runder, als bei GamersGoMakers, jedoch bei Weitem nicht so tiefgreifend.
Spieler, die sich in einem flotten Tycoon für zwischendurch mehr wohlfühlen, sei Game Dev Tycoon empfohlen; die Bedienung wirkt hier auf den ersten Blick einsteigerfreundlicher, schlüssiger und in sich stimmig.
Wer – noch ausbaufähige – Komplexität und ein forderndes, sich in seinem Schwierigkeitsgrad steigerndes Gameplay sucht, ist wohl bei GamersGoMakers richtig aufgehoben und sollte mit Geduld die zeitig erscheinenden Bugfixes motiviert wilkommen heißen – es lohnt sich!
Galerie – Zum eigenen Spiel in 12 Schritten
Stadt, Land, Fluss – wir starten
Das Spiel kalibrieren
Levelaufstieg & Preiskalkulation
Bewertung und Abschlussbilanz