„Singles“
(4AD)
EDM also. Electronic Dance Music, na klar – wäre ohne passendes Etikett auch schwer gewesen zu beschreiben, was Bands wie die Future Islands so hauptberuflich wertschöpfen. Überhaupt darf man sich vorstellen, dass Samuel T. Herring, charismatischer Sänger der Band, mit solcherlei Kategorisierungen ohnehin nicht viel anzufangen weiß – wie sonst sollte man seine charmanten Gastspielauftritte in der letzten Zeit verstanden wissen. Nach der einzigartigen Tanzeinlage bei Latenight-Urgestein David Letterman tauchten Tage später auch noch Videomitschnitte auf, in denen der Mann seine respektablen Rap-Skills zum Besten gibt – ganz offensichtlich sind Berührungsängste für ihn ein Fremdwort. Gut so, denn auch seine Band bespielt auf dem aktuellen Album ein erstaunlich breites Spektrum, das sich bestenfalls unter dem Stichwort Powerpop klammern läßt.
Das kommt natürlich alles sehr elektronisch daher und tanzen kann man auf wirklich jede der zehn wunderbaren „Singles“ ohne Probleme, und doch ist es eben mehr als diese Zweiwortbeschilderung glauben macht. Herrings kräftigem Organ gelingt es tatsächlich, von Errol Brown (Hot Chocolate) bis Kurt Wagner (Lambchop) alle Stimmlagen abzugrasen und klingt dabei zu keinem Zeitpunkt überfordert oder gekünstelt, selbst die furcheinflößenden Deathmetal-Einlagen á la Letterman haben die Future Islands auf die Konserve gepackt und verschönern damit das wohl derbste Stück der Platte „Fall From Grace“.
Den Hauptteil leihen sich die drei aus Baltimore für ihre verteufelt eingängigen Popnummern aber bei den Hauptdarstellern der 90er: die smarte Eleganz des Bryan Ferry, den Funk von David Bowie, für „Spirit“ eine Textur von Faithless und selbst die vertraute Eingangssequenz von „Back In The Tall Grass“ vermutet man eher bei Vanilla Ice als bei Freddie Mercury. All das hat Soul, Leidenschaft, klingt nach größtmöglichem Drama und mächtig viel Herzblut – schönere Stücke als „Seasons (Waiting For You)“, „Lighthouse“ und „Like The Moon“, prall gefüllt mit verführerisch schillernden Gitarrenhooks und Bläserblech, hat man in den letzten Monaten wohl selten gehört. Und so liefern Future Islands kurz nach den Liebesbriefen von Metronomy schon die zweite dicke Überraschung des Jahres ab – Chapeau!
14.05. Münster, Gleis 22
17.05. Hannover, Cafe Glocksee
18.05. Dresden, Beatpol
19.05. Leipzig, Conne Island
20.05. Nürnberg, K4
21.05. St. Gallen, Palace
22.05. Luzern, Südpol
23.05. Offenbach, Hafen 2
25.05. Köln, Gebaude 9
26.05. München, Feierwerk
28.05. Wien, Flex
30.05. Mannheim, Maifeld Derby Festival
31.05. Neustrelitz, Immergut Festival
Der Komplettstream des Albums findet sich unter anderem beim Guardian.