Furchtloser Weisheits-Vajra

Von Rangdroldorje

In der Vergangenheit war Dudjom Rinpoche der Rigdzin Nuden Dorje; in Zukunft, so wird gesagt, wird er als der Sugata Möpa Thaye geboren werden; während er sich gegenwärtig als der Repräsentant von Padmasambhava, in Gestalt von Drogben, manifestiert. Die früheren Wiedergeburten von Seiner Heiligkeit waren einige der größten Gurus, Yogis und Gelehrten, darunter Shariputra, Saraha und Khyeuchung Lotsawa.
Es wird in der Vorhersage des Urgyen Dechen Lingpa gesagt: „In Zukunft in Tibet, im Osten des Berges mit den neun Gipfeln, im heiligen Buddhafeld der selbstentstandenen Vara Varahi, wird es eine Emanation von Drogben geben, aus der königlichen Linie, welcher nJana genannt werden wird. Seine nützlichen Handlungen sind in Übereinstimmung mit dem Vajrayana, obwohl er sich verschieden, unerwartet davon wie ein kleines Kind mit erstaunlicher Intelligenz verhält. Er wird entweder neue Termas entdecken oder die alten Termas bewahren. Wer auch immer mit ihm eine Verbindung hat, wird nach Ngayab Ling (Zangdok Palri – dem kupferfarbenen Berg) mitgenommen.“
Und tatsächlich war Dudjom Rinpoche von königlicher Linie und stammte von Nyatri Zangpo und von Puwoo Kanam Dhepa, dem König von Powo, ab. Sein Vater Kathok Tulku Norbu Tenzing war ein berühmter Tulku aus Pemaköd, aus dem Kathok-Kloster. Seine Mutter stammte von Ratna Lingpa ab und wurde Namgyal Drolma genannt. Seine Heiligkeit wurde im Jahr des Wasser-Drachen (1904) am frühen Morgen des zehnten Tages im sechsten Monat geboren. Seine Geburt war von vielen wundersamen Zeichen begleitet. Seine frühere Inkarnation, Dudjom Lingpa, hatte seinen Schülern gesagt: „In diesem Zeitalter des Niedergangs geht in das heilige Land von Pemaköd. Wer immer mir vertraut, geht in diese Richtung! Bevor ihr jungen dort sein werdet, werde ich alter schon längst dort sein.“ Es geschah genau nach dieser Vorhersage. Er war schon drei Jahre alt, als sie seine Wiedergeburt erkannten. Da Seine Heiligkeit einen direkte Emanation von Dudjom Lingpa war, konnte er sich klar an seine früheren Leben erinnern.
Phuktrul Gyurme Ngedon Wangpo und Lama Thubten Chönjor von Ling kamen nach Pemaköd und inthronisierten ihn. Nach und nach trafen die Schüler des früheren Dudjom ein. Seine Heiligkeit lernte lesen, schreiben und die fünf allgemeinen Wissenschaften. Als ihm dies gelehrt wurde, strahlte die Macht seines Gewahrseins wie Feuer. Was immer er auch lernte, er konnte es durch bloße Anweisung erfassen. Er studierte viele Texte und Kommentare, wie das Dom Sum, das Chod Juk usw. Lama Konrab sagte, dass er im Alter von fünf Jahren mit dem Entdecken der Ter (Schätze) begann.
Er studierte 16 Jahre mit Phuktrul Gyurme Ngedon Wangpo, der ein Halter der Lehren des früheren Dudjom war. Von Khyentse Rinpoche erhielt er die tantrischen Belehrungen (Gyud, Lung und Men-Ngag) aus dem Sangwa Nyingthig wie ein Gefäß, das angefüllt wurde. Er erhielt auch die „Wiederentdeckten Lehren“ von Gedrung Thinley Jampa Jungne von Riwoche und Gyurme Ngedon Wangpo, die er wirklich verstand.
Mit dem ersten Lama begann er mit dem Ngondro von Ngo Shi, welches er vollständig studierte. Durch das Hören des She Rig Dorje Nonpo Gyud brach der Ausdruck seiner eigenen Intelligenz völlig auf. Alle Tantras des Vajrayana, so riesig wie ein Ozean, und all ihre schwierigen Punkte, entfalteten sich ganz natürlich. Seine Heiligkeit sagte oftmals: „Alles dies weiß ich dank des She Rig Dorje Nonpo Gyud.“
Ngedon Wangpo sagte zu ihm: „Das Terdzöd repräsentiert die Aktivität von Khyentse und Kongtrul. Ich habe diese Lehre fünfmal gegeben und du wirst sie zehnmal geben. Die tiefen Lehren der Früheren wurden als Mandala in den Händen des „Halters des Reichtums“ dargebracht. Nachdem ich nun dem Auftrag meines Lehrers nachgekommen bin, nutze auch du deine Erfahrung zum Wohle der Wesen.“
Seine Heiligkeit erlangte dadurch Verwirklichung. Er selbst sagte von sich als er noch sehr jung war, dass er immer verschiedene Visionen hatte und sein Karma, die tiefen „Schätze“ zu entdecken, erwachte.
Mit 13 traf er Guru Rinpoche (Yab-Yum) in Person und nachdem er die Berechtigung von dem selbstentstandenen nicht-menschlichen Lehrer erhalten hatte, gab ihm die Weisheitsdakini das gelbe Papier und er schrieb die Ters (Schätze) nieder.
Von Togden Tenpa erhielt er sowohl Wang als auch Lung des Dzogchen Nyingthig Yabshi, welches die Linie des Nyoshul Lungtok Tenpai Nyima war. Dann ging er ins Zentrum des Landes und von Jedung Rinpoche von Riwoche, von Dudjom Namkhai Dorje, erhielt er den Lung zum Kangyur, zum Dam Ngag Dzöd, zu den 17 Tantras des Sangchen Ngepai, zum Nyingthig Yabshi usw. und zu allen Lehren des Dzogpa Chenpo (der Großen Vollkommenheit). Er erhielt dies vollständig und wurde als der Herzenssohn seines Lehrers angesehen.
Von Tulku Kunzang Thekchog Tenpai Gyaltsen erhielt er außerdem noch viele tiefgründige Lehren. Von Ngagtsun Gendun Gyatso erhielt er alle Lehren des Pema Lingpa, das Dzöd Dun und andere. Vom Mindroling Vajracharya, Namdrol Gyatso, erlernte er die Rituale, Mandalas, Gesänge, Tänze und Musik des Terdag Lingpa, zusammen mit vielen anderen Lehren.
Vom großen Khenpo Jamde, der auch Pande Özer (ein Schüler des Mipham Rinpoche) genannt wurde, erhielt er das Nyingma Kama, die Ermächtigung der Kagye, das Lama Gongdu von Sangye Lingpa und das Sangwa Nyingpo gemäß der Tradition des Zur, ebenso den Zyklus des Ösel Wangwa Nyingthig. Er erhielt ebenfalls viele tantrische Kommentare, wie beispielsweise die großen Kommentare von Mipham selbst, zum Nyingthig Yabshi usw. So erhielt er einen Ozean von tiefgründigen und detaillierten Lehren. Seine Heiligkeit betrachtete Khenpo Jamde als seinen zweiten gütigen Lama und nahm vielmals die Pratimoksha-, Bodhisattva- und Vajrayana-Gelübde von ihm.
Er erhielt auch die Lehren jener großen Wesen, die Schüler des großen Khenpo Nyoshul: Ngawang Palzang, Chatral Sangye Dorje, Lama Orgyan Rigdzin, Kathok Chagtsa Tulku, Pulung Sangye Tulku und andere. Er erhielt Belehrungen von ihnen und er gab ihnen Belehrungen. Da er seine Praxis sehr ernst nahm, wurde er an einen geheimen Ort, genannt Kenpa Jong oder Punsuk Gatsel, geschickt und verwirklichte Dorje Phurba. Er praktizierte immerfort den Stufenweg von Dudjom Namchag Putri. Zu Buddha Tsephuk führte er Tse-Drub aus und sein Tse-Chang kochte. Er erhielt die glückverheißenden Zeichen als er das Gong-Ter von Duddul Dorje (das Dudjom Dorje Drollo Gong-Ter) praktizierte. In Paro Taksang dann entdeckte er das Putri Repung, das Tsokye Thugthig und das Khandro Thugthig, welche er in viele Teile niederschrieb. Als er versuchte die alten Ter (Schätze) zu bewahren, brauchte er sich nicht anzustrengen, die neuen zu entdecken. (In Samye und in Taksang gab es sie wohl, aber er nahm sie nicht.) Kurzum an all diesen bedeutenden heiligen Orten, an denen er praktizierte, erfuhr er immer die Zeichen der Verwirklichung.
Dann begann er den Wesen zu nutzen. Wie sein Lehrer prophezeit hatte, gab er das Rinchen Terdzöd (Ermächtigungen und Übertragungen) zehnmal, das Palden Chökor von Pema Lingpa dreimal, das Werk des vorherigen Dudjom Lingpa viele Male, das Jetsun Po Truk, die vollständige Ermächtigung und Übertragung des Nyingma Kama und unzählige andere Lehren.
Seine Heiligkeit schrieb über 33 Bände über verschiedene Gong-Ter und Schätze, die alle gedruckt wurden. Er sammelte ebenso die Kama-Lehren der Nyingma-Linie, so wie Jamgon Kongtrul die Terma-Lehren gesammelt hatte.
In Pemaköd errichtete er sowohl für Gelongs (ordinierte Mönche) und Ngagpas (Yogis) viele neue Klöster. Er gruppierte viele Texte neu. Heutzutage existieren und überleben in dieser Überlieferungslinie sowohl die Bücher als auch der Strom der Ermächtigung einzig dank seiner Güte, welche unmöglich zu ermessen ist. In der Kompo-Region erbaute er den Thadul Buchu Lhakhang und nahe daran baute er erneut das Kloster von Zangdokpalri. Er errichtete erneut das tantrische Zentrum von Lama Ling; in Tso Pema (Rewalsar) schuf er ein Retreat-Zentrum; in Darjeeling die Tsechü Gompa; in Orissa schuf er Dudul Rabten Ling; und in Kalimpong gründete er das Kloster Zangdokpalri. In Nordamerika errichtete er viele Dharma-Zentren, die Yeshe Nyingpo genannt wurden, weiters noch viele Retreat-Zentren. In Europa errichtete der in Paris Dorje Nyingpo und das Meditations- und Studienzentrum Urgyen Samye Chöling in Dordogne (Frankreich). Viele andere Dharma-Zentren überall auf der Welt standen unter seiner Führung.
Als er in Tibet und Indien Belehrungen gab, kamen große Lehrer – wie die beiden Mindrolings, Trulshik Rinpoche, Chatral Sangye Dorje und andere – um diese zu erhalten. Unter all den hohen Lamas gibt niemanden, der keine Belehrungen von ihm erhalten hatte. Sie alle hatten großes Vertrauen in seine Verwirklichung. So zahlreich waren seine Schüler, dass sie nicht gezählt werden können. Nyingmapas aus Tibet, Bhutan, Indien, Ladakh und überall auf der Welt waren seine Schüler.
Lodrö Thaye, der ein Leben führte, dass die Aktivitäten von 100 Tertöns (Schatzfindern) umfasste, sagte, dass Möpa Thaye (Dudjom Rinpoches zukünftige Wiedergeburt) die Aktivität von 1000 Buddhas haben wird. Dass dieses große Wesen die Aktivität seiner früheren Leben ausführen und viele Schüler haben wird, geschieht durch die Stärke seines eigenen Bodhicitta und seiner Gebete.
Wie Shakyamuni, obwohl schon erleuchtet, die illusorische Aktivität des Sterbens zum Nutzen der weltlichen Wesen ausführte, trat S.H. Dudjom Rinpoche gleichermaßen mit vielen wundersamen Zeichen am 17. Januar 1987 ins Mahaparanirvana ein.

Diese kurze Biografie wurde aus der „Geschichte der geheimen Quintessenz des Dzogchen“, der Lebensgeschichte der Vidyadharas der Linie entnommen, welche von Nyoshul Khenpo Jamyang Dorje verfasst wurde. Sie ist zusammen mit anderen wesentlichen Texten in „Die Lampe der Befreiung. Eine Sammlung von Gebeten, Anweisungen und Wünschen“ erhältlich, veröffentlicht bei Yeshe Melong.