Vielleicht fangen Sie erst gerade mit dem Laufen an. Bevor ich über die vielen weiteren Themen zu sprechen beginne, die ich mit diesen Blogeinträgen abhandeln will, gebe ich den Laufanfängern diesen Ratschlag: Fangen Sie gleich an. Lesen Sie nicht erst ein ganzes Buch, um dann mit dem Laufen anzufangen. Warten Sie nicht bis zum nächsten Urlaub, bis die Weihnachtszeit vorbei ist, oder bis das Wetter wärmer wird. Fangen Sie einfach gleich an. Wenn Sie diesen Eintrag fertiggelesen haben, ziehen Sie sich die Laufschuhe an und laufen Sie.
Zu Beginn ist es nicht von Belang, ob Sie die besten Schuhe haben, oder die funktionalste Kleidung. Das tolle Gerät kaufen Sie sich mit der Zeit ganz von selbst. Da Sie eh langsam anfangen, ist es nicht so wichtig, wenn die Schuhe schon ein Bisschen ausgelatscht sind oder die Kleidung ein Bisschen zu baumwollen, so dass sie die Feuchtigkeit aufnimmt und nicht wieder hergibt. Über all diese Dinge können Sie sich später Gedanken machen, solange Sie überhaupt etwas zur Hand haben, was als Sportbekleidung durchgeht. Falls nicht, gehen Sie in den Laden und kaufen sich erst einmal etwas Kostengünstiges.
Und dann – laufen Sie los. Aber langsam! Entschuldigung, das war nicht korrekt intoniert: LANGSAM! Wenn Sie die letzten Jahre mehrheitlich auf dem Sofa verbracht haben, kann nicht genug betont werden, wie langsam Sie beginnen sollten. Nun werden Sie sich vielleicht fragen, wie langsam denn langsam ist. Da gibt es höchst unterschiedliche Definitionen. Neulich wurden ein paar ausgebuffte Läufer nach dem London Marathon mitgehört, die verlauten liessen, ihr Kollege sei heute langsam gelaufen, denn er habe ganze 2 Stunden 50 gebraucht für die Marathondistanz. Das ist natürlich sehr schnell. Männer haben die Tendenz, alles als langsam zu betrachten, was unter der Brechschwelle liegt. Das meine ich natürlich nicht mit langsam. Eher meine ich damit das, was „Running Willi“ zum Besten gegeben hat, selber ein Buchautor: Er beschreibt, wie er als Laufanfänger etwa 10 Minuten gebraucht hat, um eine alte Grossmutter zu überholen, die auf der Strasse spaziert ist. Das ist langsam.
Der Grund, warum Sie äusserst sachte beginnen ist der, dass sie ansonsten gleich mit einem der grössten Feinde der Läuferin und des Läufers Bekanntschaft machen werden: nämlich der Laufverletzung. Dieser widme ich einen eigenen Eintrag. Die Laufverletzung werden sie wahrscheinlich eh noch gut genug kennenlernen, es muss ja nicht gleich beim ersten Lauf sein. Es gibt einige Vertreter der „No Sports“-Gilde, welche der Ansicht sind, dass Laufen schlecht für den Menschen sei, weil es eben oft zu Laufverletzungen kommt. Das ist ein gutes Argument, welches ich im Kapitel über die Logik des menschlichen Körpers entkräften werde.
Aber ich will Ihnen gleich jetzt schon so viel verraten: Sie können nicht davon ausgehen, jahrelang auf der Couch sitzen zu können, um dann gleich ins andere Extrem zu fallen, ohne dass Ihr Körper Mühe damit bekundet. Geben Sie Ihrem Körper die Zeit, die er braucht, um sich an die neue Situation zu gewöhnen.
Gehen Sie langsam, aber trainieren Sie regelmässig. Die Regelmässigkeit beim Trainieren ist viel wichtiger als die Quantität oder die Intensität des Trainings. Dies gilt vor allem für Laufanfänger, aber auch für Hobbyläufer, ambitionierte Halbprofis und auch für die grossen Profis – nur laufen die eh regelmässig, da stellt sich die Frage gar nicht. Machen Sie ein Ritual aus dem Laufen. Entscheiden Sie, wie oft Sie gehen wollen und wann, und ziehen Sie es durch. Es gibt viele gute Gründe für das Laufen, aber leider finden wir auch immer wieder gute Gründe dagegen. Mal muss man einkaufen gehen, mal kommt Besuch. Mal ist man müde, mal hat man keine Lust, und dann wieder tut einem der Fuss weh. Einmal ist es zu kalt, ein andermal zu heiss, dann wieder regnet es oder es hat Eis. Wenn Sie sich darauf einlassen, solchen Gründen nachzugeben, dann werden Sie immer häufiger welche finden, und am Schluss trainieren Sie fast nie, und dann kommen Sie auch nie an einen Punkt. Ignorieren Sie all diese Barrieren und gehen Sie einfach laufen.
Wie schnell ist eine Stunde vertan mit TV, Internet-Surfen, einer neuen App auf dem Handy, oder irgendeiner anderen Tätigkeit, die keinen zentralen Stellenwert hat. Diese Zeit ist besser investiert ins Laufen.
Und nachdem Sie sich jetzt darüber klar geworden sind, warum Sie überhaupt Sport machen wollen, und nachdem Sie jetzt gleich loslegen, erzähle ich nächstes Mal etwas über die Logik des menschlichen Körpers, welche beim Laufen, aber auch allgemein für ein gesundes Leben, von so grosser Bedeutung ist.
Beitrag von David P. Amrein
Heilpraktiker,lic. oec. HSG
Leiter Dr. Clark Zentrum seit 1998
Zieglerstraße 44
CH-3007 Bern, Schweiz
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