Für die Kunden von morgen


“Unternehmen und Arbeitgeberverbände beeinflussen, wie Wirtschaft in der Schule gelehrt wird. Das beweist ein neues Diskussionspapier von LobbyControl


„Unternehmen und Verbände versuchen, sich und ihre Branche positiv darzustellen“, sagt Reinhold Hedtke. Er ist Professor an der Universität Bielefeld und Autor der Studie „Die Wirtschaft in der Schule“. Unterrichtsmaterialien gibt es beispielsweise vom Bundesverband Investment und Asset Management oder vom Gesamtverband der deutschen Versicherer. Mit den Schulmaterialien „My Finance Coach“ erklärt die Versicherung Allianz zusammen mit der Unternehmensberatung McKinsey Schülerinnen und Schülern die Vorteile des Sparens und Anlegens. Die Kinder sollen die zukünftigen Kunden sein.

Aber bei der Einflussnahme auf Unterrichtsinhalte geht es um viel mehr als um Werbung: Die Verbände versuchen durch die Unterrichtsmaterialien, bestimmte Erklärungen wirtschaftlicher Prozesse im Klassenzimmer zu etablieren. Erklärungen, die ihre wirtschaftlichen Interessen stützen. Erklärungen, die den Weg für bestimmte wirtschaftspolitische Entscheidungen ebnen sollen.
Nur scheinbar ausgewogen

Auch die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), ein einflussreicher Verband, der sich unter anderem für eine Reduzierung des Sozialstaats einsetzt, entwickelt Unterrichtsmaterialien. Finanziert wird die INSM von Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektro-Industrie. Auf der Internetseite wirtschaftundschule.de können Lehrerinnen und Lehrer Unterrichtspläne herunterladen, die sie dann eins zu eins im Klassenzimmer umsetzen.

Ausgewogen ist dieser Unterricht aber nicht: „Bei der Einheit Soziale Sicherung der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft werden fast nur Probleme und Kosten des Sozialstaats dargestellt“, kritisiert Felix Kamella, Autor des Diskussionspapiers von LobbyControl. „Die Vorteile Sozialer Sicherung kommen im Unterrichtsplan kaum vor.“

Die PISA-Studie 2006 befragte Schulleiterinnen und Schulleiter zu diesem Thema. Das Ergebnis: In Deutschland besuchen 87,5 Prozent der 15-jährigen eine Schule, an der Wirtschaft und Industrie Einfluss auf Schulinhalte haben…”

Quelle und gesamter Text: http://www.freitag.de/autoren/bust-bartels/fuer-die-kunden-von-morgen

Kommentar von Oberham vom 12.05.2013:

„Schule ist – seit jeher – für die Massen Konditionierungszentrale, für die privilegierten – Führungs- und Selbstgerechtigkeitstraining.

Auch ohne die hier gut beschriebenen Feinjustierungen der Interessenverbände – sagen wir der mächtigen Interessenverbände – sind die Lehrpläne schon darauf ausgelegt, die anpassungsfähigsten Jugendlichen zu filtern und zu fördern.

Wer quer denkt, der muss schon außerordentliches Glück haben, um später als Exot und eben anerkannter Querdenker auch ein Leben in sozialer Akzeptanz – und anerkennend bewunderter Nonkonformität zu leben – er wird dann zum Vorzeigepüppchen des Establishments, zum Beweis für eine pluralistische Gesellschaft.

Die Wahrheit lautet, wer nicht spurt, der wird zu 99% in Armut und würdeloser Abhängigkeit oder in einem Knast enden.

Doch der überwiegende Teil der Menschen läßt sich ja bereitwillig führen, viele wissen, dass sie den falschen Weg gehen, doch sie haben später als Erwachsene auch nicht mehr den Mut, ihren erworbenen materiellen Status und ihre Stellung in der Gesellschaft zu riskieren.

Also duckt man sich weiter – bis es eben vorbei ist.

Leider ist wahre Freiheit in der Mitte der Gesellschaft ein Wunder, entweder man steht am Rand, oder man genießt es als ein Modell in der Mitte zu schwimmen – doch – dann ist man sicher nicht mehr frei!

Wieviel Prozent der Menschen können ein Leben im Kosmos ihrer Leidenschaften genießen?

Es könnten 100% sein, würden wir kapieren was es bedeutet zu leben – doch wir lernen schon in der Schule, das gehorchen die oberste aller Devisen ist!“


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